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Tipps & Tricks

Die passende Erzählperspektive für deinen Text

Januar 22, 2016 • von

Für eine Erzählung, vor allem auch für längere Geschichten, ist es sehr wichtig, die passende Erzählperspektive zu wählen. Denn nicht jede Erzählperspektive eignet sich auch für jeden Text. Aus diesem Grund stelle ich euch heute die verschiedenen Arten des Erzählens vor und zeige euch, wie ihr die passende Perspektive für eure Geschichte findet.

Bevor ich auf die verschiedenen Erzähler zu sprechen komme, möchte ich hier noch kurz auf eine häufig vorkommende Verwechslung eingehen: Der Autor und der Erzähler sind nicht das Gleiche. Oft sind die Leser versucht, Autor und Erzähler in einen Topf zu werfen. Das kommt daher, dass man als Autor die Geschichte so real wie möglich verfassen möchte und dafür einen Erzähler wählt, der diese Realität am besten vorspiegeln kann. Doch auch wenn einige Autoren autobiografische Elemente in ihre Geschichten einfließen lassen, sind sie nicht automatisch die Erzähler der Geschichte. Der Erzähler ist die Stimme, die der Leser im Kopf hört, wenn er die Geschichte liest. Es kann sich dabei um eine Figur aus der Geschichte handeln oder um ein körperloses Wesen, das aus dem Off zum Leser spricht.

Für eine Geschichte stehen dem Autor verschiedene Erzähler zu Verfügung, die, je nach Intention des Textes, unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Es gibt den Ich-Erzähler, den personalen, den auktorialen und den neutralen Erzähler. Diese Gruppen lassen sich nochmals unterteilen und in den verschiedenen Geschichten unterschiedlich einsetzen. So bekommt jede Geschichte, manchmal sogar jedes Kapitel, eine ganz eigene Stimme, die den Leser einfängt und ihn in eine unbekannte Welt entführt. Und genau das soll der Erzähler: Er schlägt die Brücke zwischen dem Leser und den Figuren bzw. der Handlung in der Geschichte. Er erzeugt Nähe, aber auch Distanz. Mit dem Erzähler kann man als Autor also ganz bewusst steuern, wie nah der Leser den Figuren kommen soll.

1. Der Ich-Erzähler

Der Ich-Erzähler ist selbst Gegenstand der Geschichte und berichtet hautnah über alles, was vor sich geht. Wenn der Ich-Erzähler durch die Hauptfigur verkörpert wird, kann er dem Leser eine sehr intensive Innensicht der eigenen Person bieten, denn er weiß am besten, was er mag, was ihn beschäftig und wie es in ihm aussieht. Der Ich-Erzähler kann aber auch die Rolle des Beobachters oder Chronisten einnehmen, dies geschieht meist durch eine Nebenfigur.

Egal ob er eine Haupt- oder Nebenfigur ist, der Ich-Erzähler kann nicht über seinen Tellerrand hinausschauen. Er weiß nur so viel, wie er selbst sieht, was er erlebt und empfindet. Er kann weder in die Zukunft schauen, noch Vorausdeutungen machen oder wissen, was in anderen vorgeht. Dies solltet ihr beim Verfassen einer Geschichte in dieser Erzählperspektive also unbedingt beachten. Ein weiteres Merkmal des Ich-Erzählers ist seine ihm eigene Stimme. Die Wortwahl und der Tonfall müssen dem Ich-Erzähler voll und ganz entsprechen. Ist der Ich-Erzähler beispielsweise ein Kind, muss auch seine Stimme der eines Kindes entsprechen.

Eine Sonderform des Ich-Erzählers, in der einige der soeben beschriebenen Merkmale ausgehebelt werden, stellt das erzählende Ich dar. Es erzählt die Geschichte rückwirkend und ist allwissend in Bezug auf die Geschehnisse. In diesem Fall weist der Ich-Erzähler automatisch auch auktoriale Merkmale auf, die er sonst nicht besitzt.

Da der Ich-Erzähler einen eigenen Platz innerhalb der fiktiven Welt einnimmt und emotional eingebunden ist, eignet er sich besonders für Geschichten, in der die Hauptfigur innere Kämpfe austrägt. Wenn man verschiedene Ich-Erzähler innerhalb einer Geschichte verwendet, dann spricht man von der Multiperspektive. Hier kann die Situation entstehen, dass jeder Ich-Erzähler eine andere Variante der Geschichte erzählt und der Leser für sich entscheiden muss, welcher Version er Glauben schenkt. Um den Leser nicht zu verwirren, sollte man jedoch darauf achten, dass man den Wechsel zwischen den Ich-Erzählern deutlich macht, indem man beispielsweise über den Anfang des Kapitels den Namen des jeweiligen Erzählers schreibt.

Beliebte Textformen, in denen der Ich-Erzähler verwendet wird, sind vor allem Briefromane und Bücher in Tagebuchform.

2. Der personale Erzähler

Der personale Erzähler schlüpft in die Rolle einer oder mehrerer Figuren und erzählt die Geschichte aus deren Perspektive. Dies geschieht jedoch nicht in der Ich-Form, sondern in der 3. Person. Dennoch kann der personale Erzähler nur mit den Augen der gewählten Figur in die fiktionale Welt blicken. Der personale Erzähler sieht nicht mehr, hört nicht mehr, schmeckt nicht mehr und weiß nicht mehr als diese Figur. Alles Weitere sind Vermutungen, die diese Figur anstellt. Der Leser kann nicht von vornherein wissen, ob die Wahrnehmung der Figur nicht zum Beispiel durch eine Krankheit gestört ist. Als Leser muss man sich also immer fragen, ob das, was man durch den personalen Erzähler vermittelt bekommt, auch der Wahrheit entspricht.

Um Monotonie zu vermeiden, kann man auch hier die Multiperspektive einsetzen. Dabei berichtet der personale Erzähler aus der Sicht mehrere Figuren, wodurch der Leser die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt bekommt. Einer der Vorteile davon ist, dass man die Schauplätze leicht wechseln und unterschiedliche Meinungen gegenüberstellen kann. Man sollte jedoch darauf achten, den Wechsel zur nächsten Figur deutlich zu machen, so wie ich es auch schon bei der Multiperspektive des Ich-Erzählers erwähnt habe.

Der personale Erzähler eignet sich besonders für Geschichten, in denen die Handlung im Vordergrund steht und die sprachliche Gestaltung nicht so ausschlaggebend ist. Denn der personale Erzähler hält sich unauffällig im Hintergrund und lenkt nicht zu sehr von der Handlung ab.

3. Der auktoriale Erzähler

Der auktoriale Erzähler wird auch als allwissender Erzähler bezeichnet. Denn er weiß im Gegensatz zum Ich- und personalen Erzähler alles. Er kann in alle Figuren hineinblicken, kennt die Vergangenheit und Zukunft und kann dementsprechend Vorausdeutungen machen und Zusammenhänge erkennen, und diese dem Leser mitteilen. Er ist nicht Teil der Geschichte, sondern betrachtet das Geschehen von außen. Diese Perspektive gewährt euch als Autoren die größtmögliche Freiheit beim Schreiben. Allerdings schafft der allwissende Erzähler auch eine große Distanz zwischen dem Leser und den Figuren, denn er schaut mit dem Leser gemeinsam auf die Geschehnisse und die Figuren in der fiktiven Welt hinab. Dadurch identifiziert sich der Leser nicht so stark mit den Figuren, wie es bei anderen Erzählperspektiven der Fall ist. Um wieder etwas mehr Nähe aufzubauen, kann man vermehrt Szenen einstreuen, in denen die Figuren als Handelnde und Sprechende auftreten.

Die auktoriale Erzählperspektive eignet sich vor allem für Geschichten, in denen viele Figuren vorkommen und viel Stoff verarbeitet wird. Auch wenn einem diese Erzählperspektive große Freiheiten beim Schreiben gewährt, sollte man die Arbeit nicht unterschätzen, die dazu nötig ist, denn es ist gar nicht so einfach, sich allen Figuren und Schauplätzen gleichermaßen zu widmen. Manchmal kann eine Begrenzung also auch ein Segen sein.

4. Der neutrale Erzähler

Der neutrale oder auch objektive Erzähler beschreibt, was äußerlich wahrnehmbar ist. Er ist nicht nur unsichtbar, sondern verschmilzt geradezu mit dem Erzählten. Er ist wie eine Kamera, die das Geschehen aufnimmt, ohne zu kommentieren oder gar die Perspektive einer oder mehrerer Figuren einzunehmen. Er gibt die Fakten wieder und erzählt, was gesagt oder getan worden ist.

Der objektive Erzähler kennt also weder die Gedanken der Figuren, noch weiß er, was in ihnen vorgeht oder was sie empfinden. Deshalb muss der Autor dem Leser alle Informationen über den Hintergrund, den Konflikt, die Charaktere und deren Empfindungen durch Dialoge und durch die Handlung vermitteln. Der neutrale Erzähler bietet jedoch den Vorteil, dass die Geschichte sehr glaubhaft wirkt und schockierende Dinge noch wirkungsvoller sind, wenn sie kühl und nüchtern geschildert werden. Der Nachteil besteht aber darin, dass sich der Leser schlechter in die Figuren hineinversetzen und nicht so gut mit ihnen mitfühlen kann. Außerdem kann die neutrale Erzählweise bei längeren Geschichten anstrengend sein. Der objektive bzw. neutrale Erzähler eignet sich also vor allem für kürzere Werke, die besonders glaubhaft erscheinen sollen.

Sonderformen: Zweite-Person-Perspektive und Rollenprosa

Die Zweite-Person-Perspektive und die Rollenprosa sind zwei besondere Erzählformen, die es zwar gibt, aber nicht allzu häufig vorkommen.

Die Zweite-Person-Perspektive wird auch als Du-Perspektive bezeichnet, in welcher der Erzähler dem Du schildert, was es getan hat, so als ob man etwas rekapituliert oder jemandem etwas vorhält. Er spricht den Leser direkt an, wodurch dieser sich als Teil der Geschichte fühlt. Die Du-Perspektive kann auf die Dauer jedoch sehr anstrengend sein und den Leser nerven, weshalb man sich als Autor genau überlegen sollte, ob man diese Perspektive wirklich verwenden möchte.

Die Rollenprosa ist eine Sonderform der Ich-Erzählperspektive. Hier stehen die Persönlichkeit, die Tätigkeit und auch das Milieu des Ich-Erzählers im Mittelpunkt und werden vor allem durch die Sprache ausgedrückt. Der Ich-Erzähler muss hier also besonders stark sein und eine individuelle Sprache haben, die seine Persönlichkeit spiegelt. Da aus dem Kopf des Ich-Erzählers heraus erzählt wird, haben solche Geschichten meist den Klang eines Monologes bzw. einer mündlichen Erzählung.

Die richtige Perspektive wählen

Um herauszufinden, welche Erzählperspektive für eure Geschichte passt, solltet ihr euch zunächst fragen, worum es in eurer Geschichte geht. Steht eher die Handlung oder doch die Entwicklung der Figur im Mittelpunkt? Wer ist die Hauptfigur und wer sind die Nebenfiguren? Wie sind die Figuren beschaffen?

Bei handlungsorientierten Geschichten eignen sich der personale und der auktoriale Erzähler. Steht jedoch eine Figur und deren persönliche Entwicklung im Mittelpunkt, ist eventuell ein Ich-Erzähler die bessere Wahl. Bei der Darstellung unterschiedlicher Facetten, die sich nicht in einer Figur vereinen lassen, ist die Multiperspektive sinnvoll.

Dies sind jedoch nur Ratschläge, denn jede Geschichte ist individuell und kann nicht in eine Schublade gepackt werden. Wenn ihr jedoch feststellt, dass eine Geschichte nicht zu funktionieren scheint oder ihr nicht weiterkommt, kann es hilfreich sein, eine andere Erzählperspektive auszuwählen. Denn auch wenn es viel Arbeit macht, eine Geschichte komplett neu zu schreiben, lösen sich damit oft viele Probleme.

Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Experimentieren mit den unterschiedlichen Erzählperspektiven und hoffe, ihr könnt damit noch mehr aus euren Geschichten herausholen.

Eure Verena


Tipps & Tricks

Tagebuch schreiben für Autoren

Dezember 19, 2015 • von

Das Weihnachtsfest steht vor der Tür und wir nähern uns mit großen Schritten dem Jahreswechsel. Doch nicht nur die Natur verfällt so langsam in den Winterschlaf, auch wir sollten ein wenig zur Ruhe kommen und neue Kraft für das kommende Jahr sammeln. Um das Schreiben jedoch nicht vollkommen zu vernachlässigen und weiterhin im Schreibfluss zu bleiben, möchte ich euch heute ein Thema näherbringen, das weder Regeln noch Normen kennt und womit ihr euch frei entfalten könnt – das Tagebuch.

Das Führen eines Tagebuches ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Wir geben unsere Geheimnisse, Erfahrungen und Erlebnisse wider, schreiben uns den Frust oder Stress von der Seele und nehmen dabei kein Blatt vor den Mund. Doch es gibt nicht nur die eine Art, ein Tagebuch zu schreiben, auch wenn diese wahrscheinlich am häufigsten genutzt wird. Vielmehr gibt es so viele Arten, wie es Tagebuchschreiber gibt. Einige dieser Arten möchte ich euch hier vorstellen.

Bevor es losgeht: die Vorbereitung

Bevor ihr mit dem Tagebuchschreiben beginnen könnt, solltet ihr euch überlegen, wohinein ihr euer Tagebuch am besten schreibt. Wählt dabei die Variante, mit der ihr euch am wohlsten fühlt. Wer gerne am PC tippt, kann das Tagebuch als Datei führen. Wer es lieber klassisch mag, der sollte Stift und Papier zur Hand nehmen.

Wenn ihr euch für die klassische Variante entscheidet, dann habe ich hier einen besonderen Tipp für euch: Kauft euch ein billiges Notizbuch. Ja, wirklich. Ich weiß, es fällt schwer, sich im Laden für eine günstige und einfache Variante zu entscheiden, wenn in dem Regal wunderschön gestaltete Notizbücher darauf warten, gekauft zu werden. Doch aus persönlicher Erfahrung kann ich euch sagen, dass ihr die Luxusausgabe des Notizbuches nicht mit trivialen Alltagsgeschichten vollschreiben möchtet. Das teure, wunderschöne Notizbuch wird euch eher dazu verleiten, besonders gut schreiben zu wollen – doch das Tagebuch sollte dazu da sein, es hemmungslos vollzuschreiben, ohne auf Regeln zu achten. Rechtschreibfehler und krakelige Handschrift? Kein Problem. Durchgestrichene Sätze? Ebenfalls erlaubt. Schimpftiraden auf den Chef, den Lehrer, die Geschwister oder den nervigen Nachbar? Nur zu! In einem billigen Notizbuch wird es euch leicht fallen, alles frei von der Leber weg aufzuschreiben. Natürlich gebe ich euch hier nur meine eigene Erfahrung wider und es bleibt letztlich euch überlassen, für welches Notizbuch ihr euch entscheidet.

Schreibanlässe und Häufigkeit

Nun kommen wir zum wichtigen Teil: Was schreibt man in ein Tagebuch hinein? Das ist ganz euch überlassen. Wie bereits am Anfang erwähnt, gibt es keine Regeln für das Führen eines Tagebuches. Genauso wenig gibt es eine Vorgabe, wie häufig man Tagebuch schreiben sollte. Viele nutzen es nur gelegentlich, um Frust abzuladen, womit das Tagebuch auch schon eine seiner wichtigsten Funktionen erfüllt hat. Wenn man jedoch als Schriftsteller den Schreibfluss aufrechterhalten und eventuell ein wenig experimentieren möchte, dann ist eine gewisse Regelmäßigkeit wichtig. Die Frequenz reicht hier von täglich bis wöchentlich, sollte jedoch nicht in einen Zwang ausarten.

Auch wenn es keine Regeln für das Tagebuchschreiben gibt, so habt ihr doch verschiedene Möglichkeiten, es für Schreibübungen zu nutzen. Neben dem klassischen Bericht über das, was man erlebt hat, gibt es unzählige Anlässe, etwas aufzuschreiben:

Eine Möglichkeit besteht darin, ein Reisetagebuch zu führen. Hier schreibt ihr einfach alles auf, was ihr während einer Reise erlebt habt. Zusätzlich könnt ihr Fotos, Postkarten, Tickets, Quittungen oder sonstige Erinnerungsstücke dazulegen oder einkleben. So erhaltet ihr eine schöne Erinnerungsmappe. Ihr könnt eine Reise aber auch schriftlich festhalten, indem ihr kurze zusammenhanglose Skizzen verfasst, die eure Beobachtungen und Eindrücke einfangen. Ihr beschreibt dann beispielsweise die schöne Kirche, die ihr euch angesehen habt, den Eindruck, den die anderen Touristen hinterlassen haben oder die Kellnerin, die euch beim Abendessen bedient hat. In wenigen Sätzen eine kurze, individuelle Beobachtung festzuhalten, ist eine gute literarische Übung.

Ein Traumtagebuch zu führen, kann euch dabei helfen, etwas über euch selbst zu erfahren, und gleichzeitig bietet es euch die Möglichkeit, auf faszinierendes Material zu stoßen. Träume halten Figuren, Bilder und Handlungen bereit, die ihr euch so vielleicht nicht hättet ausdenken können. Um die Träume der Nacht aufschreiben zu können, empfiehlt es sich, einen Notizblock und Stift neben dem Bett bereitzulegen, sodass ihr, noch im Bett liegend, alles aufschreiben könnt, was euch in Erinnerung geblieben ist.

Interessant und lehrreich kann es auch sein, ein Projekttagebuch zu führen, also ein Projekt schriftlich festzuhalten und zu begleiten. Themen gibt es hier wie Sand am Meer: von der Schwangerschaft bis hin zum Hausbau ist alles möglich. Ihr notiert dabei die Pläne, haltet den Fortschritt des Projektes fest und könnt frühzeitig gezielt Ideen für die weiteren Schritte erarbeiten. So behaltet ihr nicht nur den Überblick über das Projekt, ihr könnt auch euer eigenes Handeln besser reflektieren und habt am Ende ein Erinnerungsbuch von der Zeit.

Eine weitere Art des Tagebuchschreibens besteht darin, Ideen, Gefühle, Gedanken, Beobachtungen und Erlebnisse festzuhalten, woraus ihr später eure Geschichten entwickeln könnt. Dieses Ideenbuch oder auch Schreibjournal wird dann, so oft es geht, mit Einzelheiten gefüttert. Dabei solltet ihr stets für alle Einfälle und Idee offenbleiben, ohne diese zu bewerten oder sie gleich als unbedeutend oder banal abzutun. Schreibt einfach zwanglos und spontan alles auf, was euch in den Sinn kommt, um Material für eure Texte zu gewinnen. Auch Bilder, Zeichnungen und Ausschnitte aus Zeitungen, Zeitschriften und Prospekten sind es Wert, ins Journal aufgenommen zu werden, denn sie beleben die Fantasie und machen aus dem Journal ein Buch voller Inspirationen und Ideen.

Um in eurem Ideenbuch nicht den Überblick zu verlieren, könnt ihr es in verschiedene Kategorien einteilen. Ein einfaches Notizbuch ist hier wahrscheinlich zu klein. Am besten sind Ringbücher oder Ordner mit Registern geeignet.

Hier einige Schreibanregungen für euer Ideenbuch, die gleichzeitig auch die unterschiedlichen Kategorien benennen:

– einzelne Sätze, Zeilen oder Fragmente aus einem Buch, Gedicht oder Artikel
– Gefühle, Gedanken, Erkenntnisse
– Zitate, Redensarten und Sprüche
– Ideen für Titel, Überschriften
– Traumausschnitte
– Beschreibungen von Erlebnissen, Personen, Orten
– Erinnerungen oder spannende Gespräche
– Eigenschaften, Charakterzüge, Verhaltensweisen, Mimik und Gestik von Personen
– Ideen für zukünftige Schreibprojekte

Diese Liste könnt ihr selbstverständlich beliebig erweitern.

Ich hoffe, ich konnte euch einige Anregungen geben, wie ihr auch in der Weihnachtszeit, im Urlaub oder während eines anstrengenden Projektes im Schreibfluss bleiben könnt. Eurer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Zudem kann es sehr befreiend sein, einfach alles aufzuschreiben, ohne dabei auf Regeln achten zu müssen.

Nun wünsche ich euch eine besinnliche Weihnachtszeit und einen gesunden Rutsch ins Jahr 2016!

Eure Verena


Tipps & Tricks

Bögen und Kurven – wie man Spannung aufbaut

November 29, 2015 • von

Wie bereits im letzten Blogpost erwähnt, soll es auch heute nochmal um das Thema »Spannung« gehen – genauer um Spannungsbögen und Spannungskurven. Einigen von euch kommen jetzt vielleicht Gedanken in den Sinn, wie: »Den Mist habe ich schon im Deutschunterricht nicht verstanden.« Oder: »Das ist doch langweilig.« Und: »Das brauche ich nicht.« Wenn ihr tatsächlich so denkt, kann ich euch beruhigen. Auch ich finde, dass es spannendere Themen gibt. Doch das Verständnis solcher literaturwissenschaftlichen und eher theoretischen Konstrukte führt dazu, dass ihr spannende Geschichten schreiben könnt. Der Spannungsbogen ist Voraussetzung dafür, dass es eine Handlung, Aufs und Abs, Herausforderungen, Siege und Niederlagen gibt. Erst das macht eure Geschichte so richtig interessant. Und deshalb ist es so wichtig, sich auch mit theoretischen, zunächst langweilig erscheinenden Themen auseinanderzusetzen.

Spannungsbogen und Spannungskurve – ist das nicht dasselbe?

Zugegeben, auf den ersten Blick scheinen die beiden Begriffe für ein und dasselbe zu stehen. Doch in Wahrheit lassen sich kleine, aber feine Unterschiede zwischen beiden ausmachen.

Der Spannungsbogen

Wie bereits im letzten Blogpost erwähnt, ist eine Grundvoraussetzung für Spannung die Beantwortung der zentralen Frage, um die es in der Geschichte geht. Der Leser muss verstehen, welches Ziel erreicht werden soll, damit er die Umstände nachvollziehen kann, die es dem Helden auf seinem Weg so schwer machen.
Der Spannungsbogen bezeichnet genau diesen Aufbau, das Steigen und Abfallen der Handlung in einer Geschichte. In der Regel wird er als Halbkreis dargestellt. Für Kurzgeschichten reicht normalerweise ein einzelner Spannungsbogen aus, der die gesamte Handlung abdeckt:

spannungskurve1

Im Verlauf von längeren Geschichten gibt es jedoch mehrere Fragen und kleine Zwischenziele, die noch vor der zentralen Frage beantwortet bzw. erreicht werden sollten. Wie langweilig wäre es, in einem Roman, der in der Regel mehrere Hundert Seiten umfasst, der Beantwortung von nur einer einzigen Frage nachzujagen? Selbst der geduldigste Leser würde wohl solch ein Buch irgendwann weglegen und nicht mehr anrühren. Viel spannender ist es, den Leser durch das Auftauchen neuer Fragen und das Erhalten von Antworten in ein Wechselbad der Gefühle zu schicken.
Solche zusätzlichen Fragen lassen neben dem großen Spannungsbogen viele kleine Spannungsbögen entstehen. Diese sollten aber am besten nicht nacheinander auftauchen, sondern sich gegenseitig überlappen. Auf diese Weise gibt es immer einige offene Fragen, die für Spannung sorgen:

spannungskurve2

Um für noch mehr Spannung zu sorgen, kann man auch noch Cliffhanger einbauen. Das heißt, ihr führt einen der kleinen Spannungsbögen bis kurz vor die Auflösung, unterbrecht die Szene und arbeitet mit einem anderen Spannungsbogen weiter. So könnt ihr die Antwort des ersten Spannungsbogens hinauszögern und später an den Punkt der Unterbrechung zurückkehren, um dem Leser die Antwort zu liefern. Dieses Verfahren ist besonders in Fernsehserien beliebt: Am Ende einer Folge wird eine der Figuren in einer großen Gefahr schwebend zurückgelassen. Die Zuschauer möchten nun unbedingt wissen, wie es weitergeht, müssen jedoch bis zur nächsten Folge warten. Auch die Geschichte muss weitergelesen werden, damit man als Leser erfährt, wie es weitergeht.

Die Spannungskurve

Die Spannungskurve meint in der Regel den Verlauf der Spannung in einer Geschichte. Wenn man sich eine solche Kurve visualisiert, wäre sie zackig, da die Spannung innerhalb einer Geschichte unterschiedlich ausgeprägt ist. Dabei werden die Szenen am besten so gestaltet, dass für den Leser sowohl der positive als auch der negative Ausgang der Geschichte offenbleibt. Der Wechsel zwischen positiven und negativen Ereignissen, Hoffnung und Angst, Rettung und Gefahr, passiert dabei abwechselnd und sollte sorgfältig ausbalanciert sein. Beides, die Aussicht auf Rettung sowie der drohende Untergang, sollte dabei gleich stark und gleich wahrscheinlich sein und sich im Laufe der Geschichte steigern:

spannungskurve3

Dieses Hin und Her ist es auch, das den Erzählrhythmus der Geschichte formt. Bei langen Texten ist es einerseits zu kompliziert und andererseits nicht auf die Bedürfnisse der Leser zugeschnitten, wenn man die Spannung die gesamte Zeit hochhält. Eine gute Geschichte braucht Verschnaufpausen, in denen auch der Leser entspannen kann, bevor die Spannung durch das Zusteuern auf eine Katastrophe erneut steigt.

Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Entwickeln spannender Geschichten. Mithilfe von Spannungsbögen und Spannungskurven wird euch das nun hoffentlich etwas leichter fallen. Ich freue mich, von euch zu hören.

Eure Verena


Tipps & Tricks

Die hohe Kunst, Spannung zu erzeugen

Oktober 31, 2015 • von

Wenn ich an spannende Literatur denke, fallen mir zuerst Krimis, Thriller und Horrorgeschichten ein. Doch nicht nur in diesen, sondern auch in allen anderen Genres braucht es Spannung, um das Interesse der Leser nicht zu verlieren. Ob Komödie, Liebesroman oder kurze Erzählung: Ohne Spannung kommt keine Geschichte aus.

Spannung zeigt sich in den unterschiedlichsten Kleidern: Mal macht sie uns neugierig darauf, wie es weitergeht, dann können wir das Buch nicht mehr aus der Hand legen, oder sie lässt unsere Hände schwitzen und unser Herz bis zum Hals schlagen. Um dies bei einem Leser zu bewirken, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Hierfür gibt es unterschiedliche Methoden, die ihr anwenden könnt und davon möchte ich euch in diesem Blogpost berichten.

Eine Grundvoraussetzung, damit Spannung entstehen kann, ist, dass die Leser verstehen müssen, worum es in eurer Geschichte geht, was das Ziel ist, das in der Geschichte erreicht werden soll. Nur so kann der Leser auch die Umstände nachvollziehen, die es dem Helden auf seinem Weg so schwer machen – und dies erzeugt Spannung.

Eine weitere Voraussetzung, um Spannung zu erzeugen, ist, beim Leser Sympathie bzw. Interesse für die Figuren zu wecken. Das bedeutet, dass ihr eure Helden erst in brenzlige Situationen bringen solltet, nachdem ihr sie ausführlich genug eingeführt habt. Mit »ausführlich« meine ich nicht, dass der Leser die gesamte Lebensgeschichte der Figuren kennen muss. Er sollte sie jedoch so weit kennen, dass er sich ihnen nahe fühlt und Mitleid verspürt, wenn ihnen etwas passiert.

Neben den Voraussetzungen gibt es verschiedene Techniken, die ihr als Autor anwenden könnt, um Spannung aufzubauen und während des Handlungsverlaufes hochzuhalten.

Eine dieser Methoden besteht darin, Geheimnisse in die Geschichte einzubauen. Hier muss jedoch zwischen zwei Arten unterschieden werden: offene und verdeckte Geheimnisse.

Offene Geheimnisse
Bei den offenen Geheimnissen ist dem Leser in der Regel klar, worum es geht, er ist ein Mitwisser. Der Protagonisten wiederum kann entweder selbst der Geheimnisträger sein und versuchen, es nicht auffliegen zu lassen, oder im Dunkeln tappen und ständig kurz davor sein, das Geheimnis zu lüften. In beiden Fällen wird beim Leser die Spannung hochgehalten, indem er miterlebt, wie die Figur versucht, das Geheimnis zu wahren oder es zu lüften. Der Leser hat in jedem Fall einen Informationsvorsprung und wird emotional an der Geschichte beteiligt.

Verdeckte Geheimnisse
Bei den verdeckten Geheimnissen wissen der Leser und der Protagonist gleich viel – nämlich nichts. Dieses Mittel wird zumeist in Krimis eingesetzt, beispielsweise wenn es darum geht, einen Mörder zu finden. Doch auch in anderen Genres lohnt es sich, verdeckte Geheimnisse einfließen zu lassen und diese nach und nach aufzulösen. Da sich der Leser in der Regel seine eigenen Gedanken zu den Rätseln und Geheimnissen macht, kann man den Leser mit der Auflösung in kleinen »Häppchen« entweder in seiner Annahme bestätigen oder ihn komplett überraschen, indem man unerwartete Lösungen bringt. Egal, für welche Art man sich entscheidet, mit dem Lüften von Teilgeheimnissen wird der Leser unweigerlich bei der Stange gehalten, da er wissen wollen wird, wie es weitergeht.

Eine weitere Möglichkeit, um Spannung hochzuhalten, besteht darin, besonders stark auf die Emotionen der Leser zu zielen. Themen, die in besonderem Maße unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme herausfordern und uns berühren, sind: Schmerzen, Leiden, Tod, Gewalt, Leidenschaft, Sexualität, Liebe und Kinder. Die Liste kann selbstverständlich beliebig erweitert werden.

Auch die Geschwindigkeit kann spannungssteigernd wirken, denn das Aufeinanderfolgen vieler Ereignisse kurz hintereinander lässt die Figuren nicht zur Ruhe kommen und zwingt den Leser, immer weiter zu lesen, um den Ausgang der Geschehnisse zu erfahren. Um das Tempo hochzuhalten, eignen sich außerdem kurze Sätze und Kapitel sowie schnelle und harte Szenenwechsel.

Für noch mehr Spannung sorgen auch Normbrüche, ungewöhnliche oder bizarre Elemente, Andeutungen, versteckte Hinweise und falsche Fährten. Durch das Abweichen von der Norm werden die Erwartungen der Leser unterlaufen, da sich die Geschehnisse anders entwickeln als gedacht, und dies sorgt für eine gehörige Portion Spannung. Mit Andeutungen könnt ihr zudem auf Kommendes hinweisen oder sogar falsche Fährten legen. Wichtig ist nur, das richtige Maß zu halten, denn zu viel zu verraten, verursacht Langeweile, und zu wenig preiszugeben, kann den Leser verwirren.

Ich hoffe, meine Tipps konnten euch weiterhelfen. Um auch bei euch ein wenig die Spannung hochzuhalten, kann ich euch jetzt schon verraten, dass das zu diesem Thema natürlich noch nicht alles gewesen ist. Nun wünsche ich euch jedoch erst einmal viel Spaß beim Entwickeln spannender Geschichten!

Eure Verena


Tipps & Tricks

Der Plot

Oktober 4, 2015 • von

In diesem Blogpost steht die Handlung eurer Geschichte im Mittelpunkt. Ich werde euch erklären, wie eine Handlung entsteht, wodurch die eigentliche Geschichte ausgelöst und wie die Handlung interessant wird. Nicht alles, was man in einer Geschichte erzählt, ist auch wirklich wichtig für die Handlung. Deshalb sollte man als Autor sicher entscheiden können, was in die Geschichte hinein gehört und welche Bestandteile man ruhig streichen kann.

Was ist der Plot und über welche Merkmale verfügt er?

Ihr habt es sicher schon gemerkt: Der Plot ist der Handlungsverlauf einer Geschichte. Wenn man vom Plotten spricht, ist demzufolge die Entwicklung der Handlung gemeint. Alle Ereignisse, die in einer Geschichte vorkommen, sind bedeutungsvoll. Auch wenn es für den Leser nicht sofort ersichtlich ist, alles, was erzählt wird, ist wichtig und bringt die Geschichte voran. Der Autor könnte nicht darauf verzichten, dieses Ereignis zu erzählen. Dinge, die langweilig, bedeutungslos oder zufällig sind, kommen jedoch nicht in einem Plot vor. Für den Leser wäre es äußerst langweilig, zu erfahren, wie sich die Hauptfigur allmorgendlich die Zähne putzt oder unter der Dusche steht. Mein erster Tipp lautet also: Alles, was ihr in eurer Geschichte erzählt, muss eine Bedeutung haben und wichtig für den Handlungsverlauf sein.

Ein weiteres Charakteristikum der Handlung ist es, dass sie stets auf ein Ereignis hinaus läuft. Der Plot folgt also einer bestimmten Richtung. Auf die Frage »Worum geht es?« lässt sich innerhalb einer Geschichte immer eine Antwort finden. Es geht stets um Konflikte, Probleme, Fragen, und die Handlung steuert auf eine Auflösung zu. Schreibt also so, dass der Leser der Richtung eurer Handlung folgen kann und immer versteht, worum es in euerer Geschichte geht. Dies ist mein zweiter Tipp.

Mein nächster Tipp bezieht sich auf das Prinzip von Ursache und Wirkung. Der Handlungsverlauf ist wie eine Reihe von Dominosteinen: Nachdem der erste Stein umgestoßen wurde, setzen sich nach und nach weitere Steine in Bewegung.
Der englische Schriftsteller E. M. Foster sagte einmal: »Erst starb der König und dann starb die Königin, ist kein Plot. Erst starb der König und dann starb die Königin vor Kummer, ist ein Plot.« Zufälle oder unmotivierte Elemente, die nicht logisch mit der Geschichte verknüpft sind, werden den Leser verwirren und eher dazu führen, dass er die Geschichte weglegt und nicht weiter liest. Dies bezieht sich auch auf die zentrale dramatische Frage, also die Frage, auf die der Leser unbedingt eine Antwort bekommen will. Die zentrale dramatische Frage ist es, die die Geschichte erst so richtig ins Rollen bringt: Wird der Mörder gefasst? Werden die beiden doch noch ein Paar? Wird er seine Mission erfolgreich beenden? Diese Frage muss auf jeden Fall beantwortet werden. Die Antwort muss logisch sein und sich aus dem Verlauf der Geschichte ergeben.
Achtet bei eurem Handlungsverlauf also darauf, dass die Ereignisse logisch und nachvollziehbar aufeinander folgen, so bleibt die Geschichte spannend und der Leser wird daraufhin wissen wollen, wie es weitergeht.

Konflikte sind wichtig

Es gibt nichts Langweiligeres als eine Geschichte, in der sich die Hauptfigur ein Ziel setzt und dieses ohne Probleme erreicht. Als Leser möchte man mit dem Protagonisten mitfiebern, zusammen durch Höhen und Tiefen gehen, lachen und weinen und sich die Frage stellen: »Wird mein Held sein Ziel erreichen?« Ohne Hindernisse, Gefahren oder Konflikte wäre es keine Geschichte wert, erzählt zu werden.

Es gibt drei Arten von Konflikten: die äußerlichen, die inneren und die gegen »höhere Mächte« gerichteten Konflikte. Der äußerliche Konflikt wird im Kampf mit anderen Figuren ausgefochten. Zu den inneren Konflikten zählen die Auseinandersetzungen der Figuren mit den eigenen Ängsten und Schwächen. Bei einem Konflikt mit »höheren Mächten« kann es sich um den Kampf gegen gesellschaftliche Normen oder gegen die Natur handeln. Wichtig dabei ist, dass der Konflikt dynamisch ist und keinesfalls beim ersten Versuch gelöst wird. Innerhalb der Geschichte kommt es zu einer aktiven Auseinandersetzung, in der mal die eine und mal die andere Partei die Oberhand gewinnt. Umso spannender wird es, wenn die Konfliktpartner ungefähr gleich stark sind, sodass es für die Hauptperson beinahe unmöglich scheint, ihr Ziel zu erreichen.

Auch hier solltet ihr darauf achten, dass die Konfliktsituation vom Leser nachvollzogen werden kann. Er muss sich in die Figur hineinfühlen können und verstehen, warum sie so und nicht anders handelt. Zudem muss die Motivation der Figur, den Konflikt auszutragen, stärker sein als der Wunsch, sich dem Konflikt zu entziehen, oder sich dem Gegner zu ergeben.

Die Plotstruktur

Unter der Plotstruktur ist die »sinnvolle« Reihenfolge zu verstehen, in der die Ereignisse einer Geschichte angeordnet sind. Ein einfaches wie bewährtes Strukturmodell ist die Abfolge Anfang, Mitte Ende, wobei jeder Abschnitt verschiedene Aufgaben erfüllt.

Der Anfang muss den Leser in die Geschichte einführen und sein Interesse wecken. Die zentrale dramatische Frage wird aufgegriffen, sodass der Leser sofort weiß, worum es geht und mit Spannung den Weg bis zum Ziel verfolgt. In der Regel wählt man für den Anfang einer Geschichte den Moment, an dem das Leben der Figuren zum ersten Mal aus den Fugen gerät, also das Ereignis, das die Geschichte ins Rollen bringt.

In der Mitte spielt sich der größte Teil der Handlung ab. In ihr strebt die Hauptfigur ihrem Ziel entgegen, trifft auf Hindernisse, die sie überwinden muss und der Konflikt steigert sich, bis es keine Lösung mehr zu geben scheint. Der Mittelteil wird meist in drei Phasen gegliedert. In der ersten Phase unternimmt der Protagonist eine Lösungsversuch, scheitert jedoch und vergrößert den Konflikt dadurch noch weiter. In der zweiten Phase gibt es einen erneuten Lösungsversuch, der jedoch wieder schiefgeht und eine neue, überraschende Wendung bringt. In der dritten Phase gibt es einen weiteren Lösungsversuch, der den Plot zu einer finalen Entscheidung führt.

Das Ende ist der kürzeste Abschnitt einer Geschichte. In ihm wird die zentrale Frage beantwortet und weiter gibt es nichts zu sagen. In einigen Erzählungen gibt es noch einen Ausblick auf das, was nach der Geschichte mit den Figuren passieren wird, doch hierfür reichen Andeutungen, die den Leser ahnen lassen, wie es weitergeht. Das Ende sollte den Leser überraschen aber auch logisch sein und als unvermeidlich empfunden werden. Für den Leser sollte kein anderes Ende möglich gewesen sein, wenn er die Geschichte noch einmal Revue passieren lässt. Das Ende ist der letzte Eindruck, den der Leser von der Geschichte mitnimmt. Deshalb sollte es stimmig, sorgfältig durchdacht und nachvollziehbar sein.

Die Entwicklung des Plots

Es gibt Autoren, die planen ihre Handlung bis ins Kleinste, die anderen schreiben einfach drauf los. Beide Varianten sind in Ordnung, solange sie für den jeweiligen Schriftsteller funktionieren. Am Ende kommt jedoch auch der, der zuerst drauf los geschrieben hat, nicht drum herum, die Plotstruktur zu überprüfen. Im schlimmsten Fall muss der Plot vollständig überarbeitet oder neu geplant werden, weshalb es ratsam ist, vor dem Schreiben einen groben roten Faden zu haben, an dem man sich orientiert. Hier reicht es, sich zu den wichtigsten Punkten ein paar Notizen zu machen.

Über folgende Fragen solltet ihr euch schon vorher ein paar Gedanken gemacht haben:

Welchen Konflikt gibt es?
Wie lautet die zentrale dramatische Frage?
Wo beginnt die Geschichte?
Welche Informationen sollte der Leser in der Mitte erfahren?
Wie sehen Krise und Höhepunkt aus? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
Welche Reihenfolge der Ereignisse ist am sinnvollsten?

Der Handlungsverlauf muss vor dem Schreiben nicht komplett ausgearbeitet sein. Das Konzept sollte Raum für Änderungen zulassen, sodass ihr jederzeit spontane Entwicklungen, die sich beim Schreiben ergeben, einbauen könnt.

Ich hoffe, meine Tipps konnten euch ein wenig weiterhelfen. Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Entwickeln und Schreiben eurer Geschichten!

Eure Verena