Kategorien durchsuchen

Tipps & Tricks

Tipps & Tricks

5 Tipps für gute Dialoge

Juni 19, 2016 • von

Der Dialog ist ein sehr wichtiges Instrument für literarische Texte, denn er macht sie lebendig, gibt die Geschichte in Echtzeit wieder und gibt dem Leser das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Doch bei der Verwendung von Dialogen muss einiges beachtet werden. Deshalb gebe ich euch heute ein paar Tipps mit auf den Weg, die euch dabei helfen, Dialoge richtig einzusetzen.

Aufbau und Inhalt
Für den Aufbau eines Dialoges gilt im Grunde das Gleiche wie für die gesamte Geschichte: Es gibt einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Am Anfang solltet ihr nur die Informationen geben, die der Leser tatsächlich zum Verständnis braucht. Der Einstieg in den Dialog sollte dabei so spät wie möglich, also nah am aufkommenden Konflikt, erfolgen. Der Dialog läuft schließlich auf einen Höhepunkt hinaus und endet danach. Jeder Dialog ist wichtig, um die Entwicklung der Geschichte voranzutreiben.
Inhaltlich solltet ihr jeden Dialog auf das Wesentliche beschränken. Ihr solltet also alles streichen, was nicht für die Geschichte relevant ist. Alles, was die Aufmerksamkeit des Lesers vom Wesentlichen ablenkt, kann gekürzt bzw. gestrichen werden.

Dialoge als Informationsquelle
In Dialogen erfährt der Leser jede Menge über die Figuren, über ihre Charaktereigenschaften, ihre Vergangenheit und Herkunft. Es ist jedoch wichtig, dass ihr dabei nicht plump vorgeht, sondern jede Information geschickt in den Dialog einflechtet. Es sollten auch nur solche Informationen zur Sprache kommen, die für die Handlung wichtig sind. Achtet jedoch darauf, dass es nicht nur darum geht, dem Leser eine Information zu vermitteln. Die Information sollte für die darin vorkommenden Personen wichtig sein. Wenn eine handelnde Person eine Information bereits kennt, was aufgrund des Wissensvorsprungs gegenüber des Lesers am Anfang einer Geschichte oft vorkommt, dann solltet ihr die Information geschickt verpacken.
Ein Beispiel:
»Als du weg warst, hat dein Bruder Emil angerufen.«
Die Figur weiß selbst, dass Emil ihr Bruder ist. Eine solche Erwähnung wäre also unnatürlich und plump. Um dem Leser diese Information ebenfalls mitzuteilen, könnte man auch anders vorgehen:
»Als du weg warst, hat Emil angerufen. Du solltest ihn schnell zurückrufen, er sagte, es würde um euren Vater gehen.«
Auf diese Weise wird die Verwandtschaft der beiden Figuren ebenfalls klar, ohne dass es direkt gesagt wird.

Gefühle zeigen
Auch wenn es darum geht, die Gefühle der Figuren zu zeigen, solltet ihr im Dialog nicht allzu plump vorgehen. Für den Leser ist es viel interessanter, wenn er die Gefühle der Figuren selbst entdecken muss. Dies geht am besten, indem die Figuren den Gefühlen widersprechen. Entweder, weil sie nicht darüber reden möchten, sie verbergen wollen oder weil sie sich der Gefühle selbst nicht bewusst sind. Dies sollte jedoch nur wichtigen Situationen vorbehalten bleiben, um die Leseraufmerksamkeit nicht zu sehr zu beanspruchen. In manchen Situationen kann es deshalb durchaus auch passend sein, wenn eine Figur offen über ihre Gefühle spricht. Ihr könnt die Gefühle im Dialog aber auch mitschwingen lassen, durch die Art und Weise, wie eine Figur etwas sagt. Die Wortwahl und der Satzbau spielen hierbei eine wichtige Rolle: Kurze Sätze, die Suche nach Worten, herumdrucksen etc. Hier sind eurer Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Charakterisierung der Figuren
Die Sprache eines Menschen verrät viel über seine Persönlichkeit. Zu den Dingen, die unsere Sprache beeinflussen, zählen der Charakter, das Geschlecht, das Alter, die Bildung und der Beruf. Bedenkt also, dass Frauen anders als Männer, Kinder anders als Erwachsene und dumme anders als gebildete Menschen reden. Ihr solltet demnach die Wortwahl, die Satzlänge und den Satzbau dahingehend beachten und entsprechend anpassen.
Auch der Dialekt oder Slang prägen die Sprache einer Figur, genauso wie Sprachprobleme (stottern, lispeln). Hier genügt es, die Eigenschaften nur anzudeuten, um sie nicht in jedem einzelnen Satz ausführen zu müssen.

Subtext und nonverbale Signale
Jeder Dialog besitzt zwei Ebenen: das direkt Gesagte und den Subtext. Der Subtext wird meist durch nonverbale Signale, wie Mimik und Gestik, wiedergegeben, aber auch der Tonfall und die Kenntnisse aus der übrigen Handlung sind wichtige Mittel dafür. Zwischen beiden Ebenen entsteht eine Spannung, wodurch der Dialog erst richtig interessant wird. Der Leser muss mitdenken und entschlüsseln, was der Subtext zu bedeuten hat. Eine Erklärung solltet ihr deshalb tunlichst vermeiden, damit der Leser sich selbst ein Bild von der Situation machen kann.

Ihr seht also, ein Dialog ist mehr als nur ein Gespräch zwischen den Figuren. Dialoge sind wichtig für die Geschichte und helfen dem Leser, die Figuren besser zu verstehen. Denkt auch daran, dass jede Figur mit anderen Vorstellungen und Zielen in den Dialog geht, jede Figur hat sozusagen ihr eigenes Drehbuch. Als Autor solltet ihr deshalb jede Perspektive kennen, um die Sicht jeder Figur wiedergeben zu können.

Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Schreiben spannender Dialoge.

Eure Verena


Tipps & Tricks

Komposition der Handlung – Rückblenden und Szenenübergänge

Mai 28, 2016 • von

Im dritten Teil der Serie »Komposition der Handlung« zeige ich euch zwei weitere Elemente, die für eine Geschichte wichtig sind: Rückblenden und Szenenübergänge. Beides hängt miteinander zusammen, denn eine gute Rückblende braucht einen unauffälligen Szenenübergang, aber auch alle anderen Szenen können gemächlich ineinander übergehen. Die Leser sind zwar an harte Schnitte gewöhnt, doch in manchen Fällen ist es besser, wenn die Szenen weich miteinander verbunden werden. Wie das genau geht, erfahrt ihr in diesem Blogpost.

1. Rückblenden

Eine Rückblende ist eine Szene, die zu einem Zeitpunkt spielt, der vor dem Beginn der erzählten Handlung liegt. Sie ist ein wichtiges Stilmittel, um den Lesern etwas aus der Vergangenheit der Figuren mitzuteilen. So erfahren die Leser etwas für die Handlung Relevantes und die Figuren erhalten mehr Tiefe.

Rückblenden erzählen häufig etwas über die Kindheit der Figuren, die Vorgeschichte, prägende Einflüsse, Konflikte, Ziele etc. So erfahren die Leser auch etwas über die Motivation der Figuren und einen eventuellen Ausgangskonflikt, der die Geschichte erst ins Rollen brachte.

Es gibt verschiedene Methoden, Rückblenden einzusetzen. Ihr könnt beispielsweise kurze Erinnerungsfetzen einer Figur einbauen oder vom Erzähler vortragen lassen. Hierbei handelt es sich um sehr kurze Sequenzen, die nur aus ein paar Sätzen bestehen, in denen über eine vage Erinnerung an etwas oder jemanden berichtet wird. Ihr könnt aber auch ganze Szenen als Rückblenden einbauen oder sogar in einem ganzen Kapitel von der Vergangenheit berichten. Längere Rückblenden solltet ihr jedoch nur mit Vorsicht einsetzen, denn hier besteht die Gefahr, die Leser aus der Geschichte zu »werfen«. Fragt euch also immer, ob es wirklich notwendig ist, eine Rückblende einzubauen. Möglicherweise könnt ihr die Informationen ja auch in eine Szene oder einen Dialog einflechten, indem eine Figur über die Vergangenheit nachdenkt oder einer anderen etwas darüber erzählt.

Auch den richtigen Zeitpunkt für eine Rückblende zu finden, ist wichtig. Längere Rückblenden lassen sich am besten am Anfang einbauen. Die Neugier der Leser sollte bereits geweckt und der Konflikt angedeutet worden sein. So könnt ihr die Leser noch mit wichtigen Informationen versorgen, bevor die Handlung in Schwung kommt.
Ein anderer Zeitpunkt, der sich sehr gut für eine Rückblende eignet, wäre der Moment in einer spannenden Szene, die kurz vor dem dramatischen Höhepunkt steht. Wenn ihr dann einen Schnitt macht, könnt ihr einerseits die Situation auflockern und andererseits die Spannung darauf, wie es weitergeht, steigern.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, aus immer wieder aufgegriffenen Rückblenden einen eigenen Handlungsstrang zu formen. Oder ihr lasst immer wieder kurze Rückblenden in den Text einfließen, die um ein Geheimnis kreisen und dem Leser ein Rätsel aufgeben, das erst im Laufe der Geschichte gelöst wird.

Es gibt unzählige Möglichkeiten. Um Ideen zu sammeln, könnt ihr euch von Filmen inspirieren lassen und euch dort einiges abschauen. Achtet doch einmal beim nächsten Film darauf.

Bei der Gestaltung der Rückblende seid ihr ziemlich frei, dennoch sollte sie nicht wie ein trockener Bericht ausfallen. Ihr solltet die Rückblende auch in einer Szene mit Dialogen und agierenden Figuren gestalten. Bei der Zeitform wählt man – im Gegensatz zur normalen Erzählung, die meist in der einfachen Vergangenheit geschrieben wird – zunächst die vollendete Vergangenheit.

Einfache Vergangenheit: »Ich möchte nicht mitkommen«, sagte sie./Er ging zur Tür.
Vollendete Vergangenheit: »Ich möchte nicht mitkommen«, hatte sie gesagt./Er war zur Tür gegangen.

Da diese Erzählweise bei einer längeren Rückblende jedoch ziemlich besch… klingt, geht man nach dem Übergang in die Rückblende – sofern sie eine längere Szene oder gar ein ganzes Kapitel umfasst – so schnell wie möglich zur einfachen Vergangenheit über. Der Leser merkt davon fast gar nichts, außer, dass es »einfacher« zu lesen ist. Das liegt daran, dass wir als Leser an die einfache Vergangenheit gewöhnt sind, weil es die häufigste Zeitform in Erzählungen ist.

Egal, für welche Art der Rückblende ihr euch entscheidet, ihr solltet dabei immer auch auf den passenden Übergang achten.

2. Szenenübergänge

Doch nicht nur Rückblenden verlangen nach einer Überleitung. Auch der Wechsel des Handlungsortes, Zeitsprünge nach vorne oder der Figurenwechsel benötigen Szenenübergänge. Manchmal ist ein harter Schnitt passend, doch oft ist es für den Leser angenehmer, gemächlich von einer zur nächsten Szene geführt zu werden.

Harte Szenenübergänge werden in der Regel durch einen Kapitelwechsel, durch eine Leerzeile oder manchmal auch durch drei mittig gesetzte Sternchen markiert.

***

Wichtig ist jedoch, dass ihr alles Unwichtige, Überflüssige und Selbstverständliche weglasst. Informationen, die nicht zum Fortschreiten der Handlung beitragen, können weggelassen werden. Besucht eine Figur beispielsweise eine andere, dann muss nicht lang und breit darüber berichtet werden, wie die Figur dort hingelangt ist, es sei denn, auf dem Weg ist etwas für die Handlung Wichtiges passiert.
Auf selbstverständliche Details könnt ihr also getrost verzichten, denn die Leser finden sich auch ohne diese (unwichtigen) Informationen in der neuen Szene zurecht.

Standardformeln für schnelle und einfache Szenenübergänge sind zum Beispiel: Als sie am Nachmittag nach Hause kam …, ein Jahr später …, mit jedem Tag wurde es wärmer …, der Sommer stand vor der Tür … etc.

Ihr könnt die Handlung aber auch zusammenraffen, indem ihr gleichzeitig einen Zeitsprung darstellt und Informationen über die Handlung gebt. Die verschiedenen Szenen könnt ihr auch durch eine Schilderung der Umgebung oder Natur überleiten, gleichzeitig könnt ihr so die Stimmung bzw. Atmosphäre der Szene darstellen.

Es gibt unzählige Arten, Szenen geschickt miteinander zu verbinden und von einer Szene in die andere überzuleiten. Falls euch noch weitere Ideen einfallen oder ihr andere Arten der Szenenübergänge für eure Geschichten nutzt, dann berichtet mir doch davon. Ich freue mich, von euch zu hören.

Eure Verena


Tipps & Tricks

Komposition der Handlung – kompositorische Mittel und Plotmodelle

April 23, 2016 • von

Wie bereits im letzten Beitrag angekündigt, soll es heute um kompositorische Mittel und um Plotmodelle gehen. Denn bei einer Geschichte sind nicht nur der logische Aufbau und die Spannung wichtig, sondern auch die Tiefe und ob die Geschichte ihre eigene Form entwickelt hat. Der Leser soll denken: »So und nicht anders musste die Geschichte ablaufen!«

1. Kompositorische Mittel

Damit eine Geschichte ein perfektes Ganzes ergibt, könnt ihr kompositorische Mittel verwenden. Sie helfen dabei, dass alle Elemente der Geschichte perfekt ineinandergreifen. Je komponierter oder gestalteter eine Geschichte ist, desto ästhetischer wirkt sie auf den Leser. Etwas, das bewusst gestaltet wurde, löst beim Rezipienten Wohlbefinden aus, egal ob er die Struktur dahinter erkennt oder sie nur unbewusst wahrnimmt.

Kompositorische Mittel sind beispielsweise Wiederholungen, Spiegelungen oder Kreuzungen. Wiederholungen kennt man vor allem aus Märchen, in denen drei Prüfungen bestanden werden müssen. Die dreifache Wiederholung gibt es am häufigsten, denn bei zwei Wiederholungen ist noch kein Muster erkennbar, bei vier oder mehr Wiederholungen jedoch wird dem Leser langweilig. Auch mehrfache Anläufe, die ein Protagonist unternehmen muss, um sein Ziel zu erreichen, folgen diesem Prinzip.

Spiegelungen findet man vor allem bei Haupt- und Nebenhandlungen. Hier werden Grundzüge der Haupthandlung oft durch eine oder mehrere Nebenhandlungen gespiegelt. So kann es in der Haupthandlung um den Verlust eines geliebten Menschen gehen. In der Nebenhandlung wird dies gespiegelt, indem eine befreundete Person der Hauptfigur ebenfalls jemanden verliert. Man kann auch eine seitenverkehrte Spiegelung vornehmen, indem man beispielsweise die Geburt eines Kindes einbaut.

Auch die Figurenkonstellation lädt dazu ein. So können Protagonist und Antagonist alt und jung, weiblich und männlich, arm und reich, stark und schwach etc. sein. Wenn die Entwicklung gegensätzlich verläuft, dann bilden sie ein Kreuzmuster. Der Protagonist kann beispielsweise schwach beginnen und im Laufe der Geschichte stärker werden, während der Antagonist immer mehr seiner Kräfte beraubt wird.

Auch hier lassen sich die verschiedenen Strukturen in unendlich verschiedenen Variationen anwenden. So könnt ihr als Autor eure Geschichte formen. Doch neben der Struktur braucht die Geschichte auch genug Freiraum, um sich beim Schreiben eigenständig zu entwickeln. Hier gilt es, die richtige Mischung zu finden. Doch da es dafür kein Patentrezept gibt, müsst ihr dies für jede Geschichte erneut herausfinden.

2. Plotmodelle

Ganz egal, welche Geschichte ihr schreiben möchtet – ob Abenteuer, Liebesgeschichte oder Heldenepos – es gibt Muster und Modelle für die Handlung, die jede von ihnen gemein haben. Ein modernes Abenteuer setzt nur die lange Tradition der Abenteuergeschichten fort, die es bereits gibt. Das liegt daran, dass wir bereits viele solcher Geschichten kennen und ihre Muster verinnerlicht haben. Sie besitzen Elemente, die zu ihnen gehören und immer wieder vorkommen – ob wir es nun bewusst wollen oder unbewusst in die Geschichte einbauen.

Das Schöne am Kreativsein ist jedoch, diese Muster aufbrechen zu können, sobald man sich bewusst macht, um welches Modell es sich bei einer Geschichte handelt. Anstatt der Traditionslinie zu folgen, könnt ihr einzelne Elemente herausnehmen, sie brechen, spiegeln oder auf eine neue Art zusammensetzen. Bei einer Detektivgeschichte sucht der Detektiv normalerweise den Mörder. Doch, was ist, wenn plötzlich der Detektiv der Mörder ist? Plotmodelle sind also keine starren Gebilde, denen ihr unbedingt folgen müsst. Sie sind vielmehr ein Spielplatz, auf dem ihr euch ausprobieren und austoben könnt, wie es euch beliebt. Zu diesem Zweck sollte man die verschiedenen Muster und Modell jedoch erst einmal kennen.

Die folgenden Plotmodelle wurde von dem Autor Ronald B. Tobias kategorisiert. Dies ist jedoch nur eine beispielhafte und keinesfalls vollständige Anordnung. Sie kann beliebig erweitert und anders sortiert werden:

Suche: Ziel des Protagonisten ist, etwas zu finden, eine Person, einen Ort, einen Gegenstand etc.

Liebe: Die Figuren müssen Widerstände überwinden, um zueinander finden zu können.

Verbotene Liebe: Die Liebenden verstoßen gegen gesellschaftliche Konventionen (oder Gesetzte) wie Ehebruch oder ein großer Altersunterschied etc.

Rache: Ein schweres Unrecht wird gerecht. Moralische Fragen und psychologische Aspekte stehen im Mittelpunkt der Handlung.

Innere Wandlung: Hier steht die Entwicklung des Protagonisten im Vordergrund.

Äußere Wandlung: Eine Figur verwandelt sich in etwas anderes, z. B. in einen Vampir oder Wolf.

Abenteuer: Hier steht die Handlung, die Action, im Vordergrund. Die Figuren werden vernachlässigt.

Rätsel: Hierzu zählen die klassischen Detektivgeschichten. Ein Rätsel muss gelöst werden und die Leser dürfen mitraten.

Rettung: Ein Opfer muss vom Protagonisten gerettet werden. Die Handlung steht im Mittelpunkt.

Mit Sicherheit fallen euch jetzt noch viele weitere Modelle ein, denn wie bereits erwähnt ist diese Aufstellung nicht vollständig. Sie sollte euch nur verdeutlichen, welche verschiedenen Formen und Muster es gibt, denen eine Geschichte folgen kann. Eine ausführliche Darstellung findet ihr in dem Buch von Ronald B. Tobias.¹
Innerhalb einer längeren Geschichte findet man oft auch mehrere dieser Modelle, die miteinander verwoben sind. Die Kombination führt zu immer neuen Geschichten und sorgt dafür, dass den Lesern nicht langweilig wird.

Wenn ihr also geschickt kombiniert und auch mal eine Tradition aufbrecht, könnt ihr durchaus für Überraschungen beim Leser sorgen und spannende Geschichten schreiben. Viel Spaß dabei!

Eure Verena

 

¹ Tobias, Ronald B.: 20 Masterplots. Woraus Geschichten gemacht sind.


Tipps & Tricks

Komposition der Handlung – Methoden zur Handlungsentwicklung

März 19, 2016 • von

Heute startet die Serie »Komposition der Handlung«, mit der ich mich in den nächsten drei Blogposts beschäftigen werde. Im heutigen Beitrag möchte ich euch deshalb verschiedene Methoden der Handlungsentwicklung vorstellen. Im April werde ich euch etwas über kompositorische Mittel und verschiedene Plotmodelle berichten und im Mai wird es schließlich um die Möglichkeiten der Verknüpfung der Szenen gehen.

In meinem Beitrag zum Thema »Plot« hab ich euch bereits einiges zum Aufbau der Handlung erzählt. Unter anderem, dass die Suche nach der Antwort auf die zentrale dramatische Frage den Leser durch die Handlung führt und dass Ziele und Konflikte die Figuren in Bewegung halten. Auch wie Anfang, Mitte und Ende gestaltet sein sollten, habe ich in dem Beitrag berichtet. Wenn es jedoch darum geht, eine Geschichte zu schreiben, die logisch aufgebaut und in sich geschlossen ist, kann es hilfreich sein, eine Handlung zu entwickeln. Die Planung der Handlung hatte ich am Ende meines Plot-Beitrags bereits kurz angeschnitten. Heute möchte ich hierzu etwas mehr ins Detail gehen.

Was bedeutet »Komposition der Handlung«?

Der Begriff »Komposition« wird gebraucht, um zu beschreiben, wie ein Autor seine Geschichte aufgebaut hat. Er wird vor allem in der Epik verwendet. Autoren haben für den Aufbau bzw. die Planung der Handlung verschiedene Möglichkeiten und Methoden zur Auswahl – einige davon möchte ich euch hier vorstellen.

1. Die Snowflake-Methode

Die Snowflake-Methode wurde vom Autor Randy Ingermanson erfunden. Die Methode heißt so, da die Technik an das Aussehen einer Schneeflocke erinnert. So wie sich eine Schneeflocke von innen nach außen immer weiter auffächert, wird auch bei seiner Technik die Romanhandlung Stufe für Stufe immer weiter heruntergebrochen, bis sich eine komplexe, ausgereifte Romanhandlung ergibt.

Die Methode umfasst zehn Arbeitsschritte, die sich wie folgt zusammensetzen:

1) Die Geschichte wird in einem einzigen Satz zusammengefasst.
2) Nun folgt eine Zusammenfassung der Geschichte in einem Absatz mit fünf Sätzen.
3) Für jede wichtige Figur wird ein Blatt zur Hand genommen und Folgendes festgehalten: Name der Figur, Zusammenfassung »ihrer« Geschichte innerhalb der Erzählung in einem einzigen Satz, Motivation, Ziel, Konflikte und wie sie sich im Laufe der Handlung ändern wird. Nun folgt nochmals eine Zusammenfassung der Geschichte dieser Figur in einem Satz, falls sie sich im Laufe dieser Überlegungen geändert hat.
4) Die fünf Sätze aus 2) werden zu fünf Absätzen erweitert. Der ganze Text sollte jedoch nicht mehr als eine Seite umfassen.
5) Nun werden die Haupt- und Nebenfiguren im Hinblick auf ihre Biografie und Persönlichkeit beschrieben. Für die Hauptfiguren wird eine Seite veranschlagt, für die Nebenfiguren je eine halbe Seite.
6) Die Zusammenfassung aus 4) wird auf vier Seiten erweitert bzw. detaillierter ausgeführt.
7) Nun wird alles aufgeschrieben, was man über die Figuren weiß. Besonderen Wert sollte auf die Veränderung der Figur gelegt werden, die sie während der Geschichte durchmacht.
8) Jetzt wird die Zusammenfassung der Handlung erneut zur Hand genommen, um die einzelnen Szenen aufzulisten, aus denen sich die Handlung zusammensetzen wird. Hier können bereits Stichpunkte zum Inhalt der einzelnen Szenen und zur Perspektive gemacht werden.
9) Dieser Arbeitsschritt ist freiwillig. Hier kann zu jeder Szene eine Zusammenfassung geschrieben werden, mit allem, was einem zu diesem Zeitpunkt zu der Szene einfällt.
10) Nun kann endlich die erste Fassung der Geschichte niedergeschrieben werden!

Wie ihr seht, sind die verschiedenen Arbeitsschritte recht zeitintensiv. Es kann also sein, dass bis zum letzten Schritt bereits mehrere Wochen oder sogar Monate vergangen sind.

Diese Methode eignet sich übrigens nur, wenn ihr bereits die grobe Handlung und die Figuren im Kopf habt. Als Kreativtechnik zur Ideenfindung ist sie nicht geeignet.

2. Das Stufendiagramm nach Elizabeth George

Elizabeth George ist eine amerikanische Krimi-Autorin, die durch ihre Inspector-Lynley-Romane bekannt wurde. In Ihrem Schreibratgeber »Wort für Wort – oder Die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben« verweist sie immer wieder auf das Stufendiagramm, mit dem Sie arbeitet, um die Handlung ihrer Geschichten zu planen. Sie beschreibt es als eine Liste von Szenen, die sie anlegt, bevor sie ihren Roman schreibt.

Ein Stufendiagramm ist im Grunde also nichts anderes als eine detaillierte Aufstellung der Szenen, die in der Geschichte vorkommen sollen oder könnten. Hier können bereits erste Details in Stichworten notiert werden, damit diese später nicht vergessen gehen. Manche Autoren schreiben sogar bereits sehr viele Einzelheiten hinein, andere legen ihr Stufendiagramm nur skizzenhaft und dürftig an.

Im nächsten Schritt schreibt Elizabeth George dann für jede Szene einen detaillierten Handlungsentwurf. Hierbei sammelt sie so viele Informationen über die Szene wie möglich, gibt sich selbst Anweisungen, worauf sie zu achten hat, und erarbeitet sich somit eine Vorlage, auf deren Grundlage sie schließlich die eigentliche Geschichte niederschreibt.

3. Karteikarten oder einzelne Blätter

Eine weitere Möglichkeit, die Handlung und alle möglichen Einzelheiten der Geschichte festzuhalten, sind Karteikarten oder einzelne Blätter. Der Vorteil hieran ist, dass man sie leicht hin und her schieben kann, um die richtige oder passendste Reihenfolge zu finden – denn nur mit der logischen Reihenfolge wird die Handlung später für den Leser nachvollziehbar. Außerdem kann man mit ihnen einzelne Elemente der Geschichte gesondert betrachten und Beziehungen zwischen ihnen herstellen.

Für jede Szene wird also ein Blatt oder eine Karteikarte angelegt. Hier notiert man auch das Ziel der Szene, die Erzählperspektive, das Problem, den Konflikt und eventuell auch die Gefühle und Gedanken des Protagonisten. Danach kann man die Karten oder Blätter beliebig verschieben, bis es passt, und beginnen, die Geschichte niederzuschreiben. Die Anordnung der einzelnen Szenen im Vorhinein verhindert, dass man erst nach Hunderten geschriebener Seiten bemerkt, wenn etwas mit der Handlung nicht stimmt.

Da Kreativität jedoch nicht nach Rezept funktioniert, solltet ihr euch für euren Handlungsaufbau eine eigene Methode zurechtlegen, die für euch funktioniert. Vielleicht ist es eine Mischung aus verschiedenen Methoden, vielleicht sogar eine ganz andere – denn es gibt noch tausende mehr, doch diese aufzuzeigen würde den Rahmen sprengen.

Bevor ich wusste, dass es diese verschiedenen Techniken und Methoden gibt, hatte ich mir bereits eine eigene angeeignet. Inzwischen weiß ich, dass es eine Mischung aus den oben genannten ist. Mein Medium ist dabei der PC, denn ich halte alle Ideen in Word-Dokumenten fest. Wenn ich mit einer Geschichte beginne, dann halte ich mich an einen roten Faden. Meist weiß ich dann schon, wer die Hauptperson ist, wo sie hinwill und wie die Geschichte ausgehen soll. Ich kenne den Anfang, einen Teil in der Mitte und das Ende – das ist mein roter Faden. Nur das »Dazwischen« ist mir meist noch unbekannt. Ich lege dann, wie oben beschrieben, eine Liste mit Szenen bzw. Kapiteln an und notiere mir grob den Inhalt. Danach beginne ich zu schreiben. Immer wenn mir während des Schreibprozesses etwas Neues einfällt, ein neuer Charakter oder eine Szene, die ich einbauen möchte, dann notiere ich dies ebenfalls in dem Word-Dokument mit meinem roten Faden. Ich habe festgestellt, dass dies am besten funktioniert, da ich mir so die Möglichkeit offenlasse, an der Handlung noch etwas herum zu doktern.

Wie ihr am Ende vorgehen möchtet, ist natürlich euch überlassen. Vielleicht kommt ihr besser klar, wenn ihr euch vorher alle Einzelheiten ausgedacht habt und euch beim Schreiben strikt daran haltet. Wie gesagt, jeder Autor ist anders. Wenn ihr ein wenig herumprobiert, dann findet ihr sicher bald eine Methode, die für euch funktioniert.

Nun wünsche ich euch viel Freude beim Ausprobieren der verschiedenen Methoden. Falls ihr bereits eine eigene Technik besitzt, dann schreibt mir doch, wie ihr beim Entwickeln eurer Handlung vorgeht. Ich freue mich, von euch zu hören!

Eure Verena


Tipps & Tricks

Die passende Erzählperspektive für deinen Text

Januar 22, 2016 • von

Für eine Erzählung, vor allem auch für längere Geschichten, ist es sehr wichtig, die passende Erzählperspektive zu wählen. Denn nicht jede Erzählperspektive eignet sich auch für jeden Text. Aus diesem Grund stelle ich euch heute die verschiedenen Arten des Erzählens vor und zeige euch, wie ihr die passende Perspektive für eure Geschichte findet.

Bevor ich auf die verschiedenen Erzähler zu sprechen komme, möchte ich hier noch kurz auf eine häufig vorkommende Verwechslung eingehen: Der Autor und der Erzähler sind nicht das Gleiche. Oft sind die Leser versucht, Autor und Erzähler in einen Topf zu werfen. Das kommt daher, dass man als Autor die Geschichte so real wie möglich verfassen möchte und dafür einen Erzähler wählt, der diese Realität am besten vorspiegeln kann. Doch auch wenn einige Autoren autobiografische Elemente in ihre Geschichten einfließen lassen, sind sie nicht automatisch die Erzähler der Geschichte. Der Erzähler ist die Stimme, die der Leser im Kopf hört, wenn er die Geschichte liest. Es kann sich dabei um eine Figur aus der Geschichte handeln oder um ein körperloses Wesen, das aus dem Off zum Leser spricht.

Für eine Geschichte stehen dem Autor verschiedene Erzähler zu Verfügung, die, je nach Intention des Textes, unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Es gibt den Ich-Erzähler, den personalen, den auktorialen und den neutralen Erzähler. Diese Gruppen lassen sich nochmals unterteilen und in den verschiedenen Geschichten unterschiedlich einsetzen. So bekommt jede Geschichte, manchmal sogar jedes Kapitel, eine ganz eigene Stimme, die den Leser einfängt und ihn in eine unbekannte Welt entführt. Und genau das soll der Erzähler: Er schlägt die Brücke zwischen dem Leser und den Figuren bzw. der Handlung in der Geschichte. Er erzeugt Nähe, aber auch Distanz. Mit dem Erzähler kann man als Autor also ganz bewusst steuern, wie nah der Leser den Figuren kommen soll.

1. Der Ich-Erzähler

Der Ich-Erzähler ist selbst Gegenstand der Geschichte und berichtet hautnah über alles, was vor sich geht. Wenn der Ich-Erzähler durch die Hauptfigur verkörpert wird, kann er dem Leser eine sehr intensive Innensicht der eigenen Person bieten, denn er weiß am besten, was er mag, was ihn beschäftig und wie es in ihm aussieht. Der Ich-Erzähler kann aber auch die Rolle des Beobachters oder Chronisten einnehmen, dies geschieht meist durch eine Nebenfigur.

Egal ob er eine Haupt- oder Nebenfigur ist, der Ich-Erzähler kann nicht über seinen Tellerrand hinausschauen. Er weiß nur so viel, wie er selbst sieht, was er erlebt und empfindet. Er kann weder in die Zukunft schauen, noch Vorausdeutungen machen oder wissen, was in anderen vorgeht. Dies solltet ihr beim Verfassen einer Geschichte in dieser Erzählperspektive also unbedingt beachten. Ein weiteres Merkmal des Ich-Erzählers ist seine ihm eigene Stimme. Die Wortwahl und der Tonfall müssen dem Ich-Erzähler voll und ganz entsprechen. Ist der Ich-Erzähler beispielsweise ein Kind, muss auch seine Stimme der eines Kindes entsprechen.

Eine Sonderform des Ich-Erzählers, in der einige der soeben beschriebenen Merkmale ausgehebelt werden, stellt das erzählende Ich dar. Es erzählt die Geschichte rückwirkend und ist allwissend in Bezug auf die Geschehnisse. In diesem Fall weist der Ich-Erzähler automatisch auch auktoriale Merkmale auf, die er sonst nicht besitzt.

Da der Ich-Erzähler einen eigenen Platz innerhalb der fiktiven Welt einnimmt und emotional eingebunden ist, eignet er sich besonders für Geschichten, in der die Hauptfigur innere Kämpfe austrägt. Wenn man verschiedene Ich-Erzähler innerhalb einer Geschichte verwendet, dann spricht man von der Multiperspektive. Hier kann die Situation entstehen, dass jeder Ich-Erzähler eine andere Variante der Geschichte erzählt und der Leser für sich entscheiden muss, welcher Version er Glauben schenkt. Um den Leser nicht zu verwirren, sollte man jedoch darauf achten, dass man den Wechsel zwischen den Ich-Erzählern deutlich macht, indem man beispielsweise über den Anfang des Kapitels den Namen des jeweiligen Erzählers schreibt.

Beliebte Textformen, in denen der Ich-Erzähler verwendet wird, sind vor allem Briefromane und Bücher in Tagebuchform.

2. Der personale Erzähler

Der personale Erzähler schlüpft in die Rolle einer oder mehrerer Figuren und erzählt die Geschichte aus deren Perspektive. Dies geschieht jedoch nicht in der Ich-Form, sondern in der 3. Person. Dennoch kann der personale Erzähler nur mit den Augen der gewählten Figur in die fiktionale Welt blicken. Der personale Erzähler sieht nicht mehr, hört nicht mehr, schmeckt nicht mehr und weiß nicht mehr als diese Figur. Alles Weitere sind Vermutungen, die diese Figur anstellt. Der Leser kann nicht von vornherein wissen, ob die Wahrnehmung der Figur nicht zum Beispiel durch eine Krankheit gestört ist. Als Leser muss man sich also immer fragen, ob das, was man durch den personalen Erzähler vermittelt bekommt, auch der Wahrheit entspricht.

Um Monotonie zu vermeiden, kann man auch hier die Multiperspektive einsetzen. Dabei berichtet der personale Erzähler aus der Sicht mehrere Figuren, wodurch der Leser die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt bekommt. Einer der Vorteile davon ist, dass man die Schauplätze leicht wechseln und unterschiedliche Meinungen gegenüberstellen kann. Man sollte jedoch darauf achten, den Wechsel zur nächsten Figur deutlich zu machen, so wie ich es auch schon bei der Multiperspektive des Ich-Erzählers erwähnt habe.

Der personale Erzähler eignet sich besonders für Geschichten, in denen die Handlung im Vordergrund steht und die sprachliche Gestaltung nicht so ausschlaggebend ist. Denn der personale Erzähler hält sich unauffällig im Hintergrund und lenkt nicht zu sehr von der Handlung ab.

3. Der auktoriale Erzähler

Der auktoriale Erzähler wird auch als allwissender Erzähler bezeichnet. Denn er weiß im Gegensatz zum Ich- und personalen Erzähler alles. Er kann in alle Figuren hineinblicken, kennt die Vergangenheit und Zukunft und kann dementsprechend Vorausdeutungen machen und Zusammenhänge erkennen, und diese dem Leser mitteilen. Er ist nicht Teil der Geschichte, sondern betrachtet das Geschehen von außen. Diese Perspektive gewährt euch als Autoren die größtmögliche Freiheit beim Schreiben. Allerdings schafft der allwissende Erzähler auch eine große Distanz zwischen dem Leser und den Figuren, denn er schaut mit dem Leser gemeinsam auf die Geschehnisse und die Figuren in der fiktiven Welt hinab. Dadurch identifiziert sich der Leser nicht so stark mit den Figuren, wie es bei anderen Erzählperspektiven der Fall ist. Um wieder etwas mehr Nähe aufzubauen, kann man vermehrt Szenen einstreuen, in denen die Figuren als Handelnde und Sprechende auftreten.

Die auktoriale Erzählperspektive eignet sich vor allem für Geschichten, in denen viele Figuren vorkommen und viel Stoff verarbeitet wird. Auch wenn einem diese Erzählperspektive große Freiheiten beim Schreiben gewährt, sollte man die Arbeit nicht unterschätzen, die dazu nötig ist, denn es ist gar nicht so einfach, sich allen Figuren und Schauplätzen gleichermaßen zu widmen. Manchmal kann eine Begrenzung also auch ein Segen sein.

4. Der neutrale Erzähler

Der neutrale oder auch objektive Erzähler beschreibt, was äußerlich wahrnehmbar ist. Er ist nicht nur unsichtbar, sondern verschmilzt geradezu mit dem Erzählten. Er ist wie eine Kamera, die das Geschehen aufnimmt, ohne zu kommentieren oder gar die Perspektive einer oder mehrerer Figuren einzunehmen. Er gibt die Fakten wieder und erzählt, was gesagt oder getan worden ist.

Der objektive Erzähler kennt also weder die Gedanken der Figuren, noch weiß er, was in ihnen vorgeht oder was sie empfinden. Deshalb muss der Autor dem Leser alle Informationen über den Hintergrund, den Konflikt, die Charaktere und deren Empfindungen durch Dialoge und durch die Handlung vermitteln. Der neutrale Erzähler bietet jedoch den Vorteil, dass die Geschichte sehr glaubhaft wirkt und schockierende Dinge noch wirkungsvoller sind, wenn sie kühl und nüchtern geschildert werden. Der Nachteil besteht aber darin, dass sich der Leser schlechter in die Figuren hineinversetzen und nicht so gut mit ihnen mitfühlen kann. Außerdem kann die neutrale Erzählweise bei längeren Geschichten anstrengend sein. Der objektive bzw. neutrale Erzähler eignet sich also vor allem für kürzere Werke, die besonders glaubhaft erscheinen sollen.

Sonderformen: Zweite-Person-Perspektive und Rollenprosa

Die Zweite-Person-Perspektive und die Rollenprosa sind zwei besondere Erzählformen, die es zwar gibt, aber nicht allzu häufig vorkommen.

Die Zweite-Person-Perspektive wird auch als Du-Perspektive bezeichnet, in welcher der Erzähler dem Du schildert, was es getan hat, so als ob man etwas rekapituliert oder jemandem etwas vorhält. Er spricht den Leser direkt an, wodurch dieser sich als Teil der Geschichte fühlt. Die Du-Perspektive kann auf die Dauer jedoch sehr anstrengend sein und den Leser nerven, weshalb man sich als Autor genau überlegen sollte, ob man diese Perspektive wirklich verwenden möchte.

Die Rollenprosa ist eine Sonderform der Ich-Erzählperspektive. Hier stehen die Persönlichkeit, die Tätigkeit und auch das Milieu des Ich-Erzählers im Mittelpunkt und werden vor allem durch die Sprache ausgedrückt. Der Ich-Erzähler muss hier also besonders stark sein und eine individuelle Sprache haben, die seine Persönlichkeit spiegelt. Da aus dem Kopf des Ich-Erzählers heraus erzählt wird, haben solche Geschichten meist den Klang eines Monologes bzw. einer mündlichen Erzählung.

Die richtige Perspektive wählen

Um herauszufinden, welche Erzählperspektive für eure Geschichte passt, solltet ihr euch zunächst fragen, worum es in eurer Geschichte geht. Steht eher die Handlung oder doch die Entwicklung der Figur im Mittelpunkt? Wer ist die Hauptfigur und wer sind die Nebenfiguren? Wie sind die Figuren beschaffen?

Bei handlungsorientierten Geschichten eignen sich der personale und der auktoriale Erzähler. Steht jedoch eine Figur und deren persönliche Entwicklung im Mittelpunkt, ist eventuell ein Ich-Erzähler die bessere Wahl. Bei der Darstellung unterschiedlicher Facetten, die sich nicht in einer Figur vereinen lassen, ist die Multiperspektive sinnvoll.

Dies sind jedoch nur Ratschläge, denn jede Geschichte ist individuell und kann nicht in eine Schublade gepackt werden. Wenn ihr jedoch feststellt, dass eine Geschichte nicht zu funktionieren scheint oder ihr nicht weiterkommt, kann es hilfreich sein, eine andere Erzählperspektive auszuwählen. Denn auch wenn es viel Arbeit macht, eine Geschichte komplett neu zu schreiben, lösen sich damit oft viele Probleme.

Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Experimentieren mit den unterschiedlichen Erzählperspektiven und hoffe, ihr könnt damit noch mehr aus euren Geschichten herausholen.

Eure Verena