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Geschichte

Persönliches, Schreiben & Lesen

Newpipertalent-Award

Dezember 21, 2017 • von

Es ist mal wieder so weit – das Wettbewerbsfieber hat mich gepackt und ich wage es, am Piper Schreibwettbewerb, dem Newpipertalent-Award, bei Sweek teilzunehmen.

Da es bei dem Wettbewerb vor allem darum geht, möglichst viele Menschen für die eigene Geschichte zu begeistern und Follower zu sammeln, um auf der Shortlist der Jury zu landen, könnt ihr heute in »Das Vermächtnis der Grimms« hineinlesen.

Ich hoffe natürlich, so den einen oder anderen von euch für meine Geschichte als Follower zu gewinnen. Wenn euch die Leseprobe gefällt, dann klickt euch doch bitte HIER rein, meldet euch kostenfrei bei Sweek an und gebt mir eure Follower-Stimme. Natürlich könnt ihr dort auch den Rest des Romans lesen.

Aber nun viel Spaß mit der kleinen Leseprobe:

Das Vermächtnis der Grimms – Menschenjagd

1. Die Rettung

Yséus duckte sich, als er das Geräusch näherkommender Grimms hinter sich hörte. Er musste vorsichtig sein, während sich das Rudel zur nächtlichen Jagd sammelte. Die Grimms waren angespannt und heiß darauf, ihre Beute zwischen die Zähne zu bekommen. Und ihre Ohren würden in diesem Zustand selbst das kleinste Knirschen unter seinen Pfoten wahrnehmen. Eigentlich hätte er als ihr Hauptmann auch dabei sein müssen. Doch er hatte sich mit der Begründung entschuldigt, dass sein Grimmling gestorben sei. Natürlich war das eine Lüge. Aber nur so konnte er seinen Sohn vor ihnen retten und verhindern, dass auch er zum Jäger der Menschen wurde. Denn das war es, was sie taten. Sie jagten Menschen.
Yséus wusste, sie würden heute Nacht eine Hexe jagen. Und er musste unter allen Umständen vor den anderen Grimms da sein, denn er brauchte ihre Hilfe. Doch solange das Rudel in der Nähe war, wagte er es nicht, aus seinem Versteck in den Büschen hervorzukommen. Er duckte sich noch weiter in das Gestrüpp und kroch ein wenig vorwärts.
Ein leises Geräusch ließ ihn innehalten. Ihm stockte der Atem und sein Herz machte einen Satz. Der kleine, schwarze Grimmling, den er vorsichtig mit seinem riesigen Maul gepackt hatte und vor sich her trug, bewegte sich und schmatzte leise. Kurz darauf schlief er jedoch wieder ein und Yséus schnaufte beruhigt auf. Dann sah er erneut zu den Grimms herüber, deren riesiege Wolfsgestalten in der Abenddämmerung noch bedrohlicher wirkten.
Die Grimms hatten sich heute ungewöhnlich früh zur Jagd versammelt, sodass er nun im Gebüsch festsaß, bis er einen günstigen Augenblick fand, um in den Wald zu verschwinden. Zum Glück musste er nicht lange warten. In der Ferne hörte er Hufgetrappel und wusste, dass die Kutsche, in der sie die Hexe einsperren und zum Fürsten bringen würden, vorgefahren wurde. Als die Kutsche näherkam, waren die Grimms kurz abgelenkt. Das war der Augenblick für Yséus. Vorsichtig kroch er aus dem Gebüsch, und als die Kutsche um die Ecke bog und sich zwischen ihn und die Grimms schob, rannte er los. Er rannte, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war. Als er hörte, dass die Kutsche wieder in Bewegung gesetzt wurde und in seine Richtung kam, legte er noch einen Zahn zu. Dann machte er einen letzten, anstrengenden Satz und war im Unterholz verschwunden. Gerade rechtzeitig, denn eine Sekunde später bog die Kutsche in den Waldweg ein, der in Richtung Stadt führte. Schnell rannte er weiter. Seinen Sohn hielt er sich dicht vor die Brust und schirmte ihn mit seinem Kopf ab, sodass er nicht durch Äste oder Gestrüpp verletzt wurde. Stattdessen war er es, der durch tiefhängendes Geäst getroffen wurde. Doch er biss die Zähne zusammen. Mit großen Sätzen näherte er sich der Stadt. Nach kurzer Zeit konnte er bereits die ersten Lichter erkennen. Er spitzte die Ohren, doch die Kutsche war weit hinter ihm zurückgefallen.
Die Hexe wohnte etwas abgelegen am Flussufer weit östlich der Stadt. Am Waldrand bog er deshalb rechts ab und schon bald hörte er das Rauschen der Enn. Sie war der größte Fluss in Enion und durchquerte das Land von den Bergen im Osten nach Westen hin, wo sie ins Meer mündete. Yséus folgte dem Flusslauf und nach etwa zehn Minuten sah er das Haus der Hexe. Still und dunkel lag es da, als wüsste es bereits, dass ungebetene Gäste zu ihm unterwegs waren. Kurz vor dem Haus verlangsamte er seine Schritte. Dann knackste es und ein Schatten löste sich von der Wand.
»Wer bist du?«, fragte eine barsche Stimme.
Yséus setzte seinen Sohn auf dem weichen Boden ab und stellte seine linke Pfote beschützend vor ihn.
»Ich bin Yséus, Hauptmann der Grimms, und ich bin hier, weil ich deine Hilfe brauche, Syna«, sagte er, und versuchte, ein Knurren zu unterdrücken, was ihm jedoch nicht ganz gelingen wollte und wodurch er jedes »R« in unverkennbarer Grimm-Manier rollte, als er sprach.
»Woher weißt du meinen Namen?«, fragte Syna und kam etwas näher. Nun konnte Yséus ihr Gesicht im Mondschein erkennen. Sie war jung. Jünger als er erwartet hatte. Zu jung, um das Schicksal zu erleiden, das ihr im Schloss des Fürsten bevorstand. Doch er war nicht hier, um sie zu retten, sondern für seinen Sohn.
»Dafür ist keine Zeit«, knurrte er deshalb. Dann fügte er mit etwas mehr Nachdruck hinzu: »Ich brauche deine Hilfe.«
»Warum sollte ich dir helfen? Du bist ein Grimm und das allein heißt nichts Gutes.«
Daraufhin nahm Yséus seinen Sohn ins Maul und legte ihn sacht vor Syna ab. Sie beugte sich zu dem Grimmling hinab und nahm ihn vorsichtig hoch.
»Das ist mein Sohn Zevarius. Würdest du wenigstens ihm helfen?«, fragte er vorsichtig. In der Ferne hörte er ein Pferd wiehern. Die Zeit drängte. Wenn er sie nicht bald dazu bewegen konnte, ihm zu helfen, würde es zu spät sein. Sie schien zu merken, dass er nervös wurde, und bat ihn ins Haus.
»Komm rein. Dort kannst du mir sagen, wie ich dir helfen soll.« Das Haus bestand aus nur einem großen Zimmer. Es war spärlich eingerichtet. Links neben der Tür stand ein Tisch, darauf lagen noch die Reste des Abendessens. Dahinter befand sich eine Kochnische mit allerlei Fläschchen und seltsam duftenden Kräutern und in einem kleinen Kamin prasselt ein wärmendes Feuer. Rechts daneben standen ein Bett, ein Kleiderschrank und ein weiterer Tisch, auf dem ein Stapel Pergament lag. Ein paar Körbe standen daneben am Boden. Syna ging zu dem Tisch und nahm sich einen davon. Auf den Boden des Korbs legte sie eine Decke und dann setzte sie den Grimmling behutsam hinein.
»Dort schläft es sich bestimmt besser als in deinem Maul. Und an dem Griff kannst du ihn besser tragen.« Sie setzte sich und sah dabei zu, wie sich Yséus in ihrem kleinen Haus wie auf rohen Eiern bewegte. Grimms sahen zwar aus wie Wölfe, waren aber viel größer, manche von ihnen wurden sogar so groß wie ein Pferd – und Yséus war einer davon. Er schien mit seinem Körper den kompletten Raum auszufüllen, und als er sich zu Syna umdrehte, streifte sein Schwanz ihren Schreibtisch. Mit einem Wisch fegte er den Stapel Pergament herunter.
»Entschuldige«, knurrte er.
Syna zoge eine Augenbraue nach oben, sagte aber nichts dazu. Sattdessen fragte sie: »Wie kann ich dir helfen?«
»Ich möchte, dass du Zevarius verwandelst. Er soll nicht als Grimm aufwachsen. Ich möchte, dass er weit weg von so einem Leben groß wird, als Mensch.«
»Als Mensch!«, rief sie ungläubig. »Du willst, dass ich ihn in einen Menschen verwandle?«
»Ich weiß, dass du das kannst. Ich kenne dich, ich weiß von deiner Macht, die im Übrigen auch dem Fürsten nicht verborgen geblieben ist. Ein Rudel Grimms ist in diesem Augenblick auf dem Weg hierher, um dich gefangen zu nehmen und in den Palast zu bringen.« Yséus knurrte aufgeregt, als er sprach, und hielt einen Augenblick inne, um sich zu beruhigen. Als Syna nichts sagte, sprach er weiter. »Du bist zwar mächtig, doch gegen das Rudel wirst du keine Chance haben. Aber wenn du mir und meinem Sohn hilfst, verspreche ich dir, dass dir nichts passieren wird, wenn du erst einmal im Palast bist.« Erwartungsvoll blickte er sie an, als er geendet hatte.
»Ich wusste, die Grimms würden mich eines Tages holen, doch ich hätte nicht gedacht, dass es so bald passieren würde.« Besorgt warf sie einen Blick aus dem Fenster. Dann sagte sie leise: »Du wirst mich wirklich beschützen?« Yséus nickte, obwohl er wusste, dass es eine Lüge war. Er konnte es versuchen, doch ob er sie wirklich vor dem Fürsten retten konnte, das wusste er nicht.
»Also gut«, sagte sie schließlich. »Ich kann ihn verwandeln. Der Zauber ist jedoch sehr schwer und ich kann nicht versprechen, dass er voll und ganz funktioniert. Ich kann seine Gestalt verändern, sodass er wie ein Mensch aussieht und wie ein Mensch redet. Doch es kann sein, dass sein Wolfscharakter hin und wieder durchbricht. Denn egal, in was ich ihn verwandle, er wird immer ein Grimm sein.«
»Das reicht mir. Dass er als Mensch leben kann, ist alles, was ich mir für ihn wünsche.«
Sofort machte sie sich ans Werk und suchte überall im Haus Zutaten für einen Trank zusammen. Damit Yséus ihr nicht im Weg war, ging er hinaus und bewachte die Tür. In der Ferne hörte er, wie die Pferde schnauften und durch den Matsch galoppierten. Die Grimms trieben sie zu Höchstleistungen an. In ein paar Minuten würden sie das Haus erreichen. Er hoffte, Syna würde sich beeilen, und lauschte ungeduldig auf das, was im Haus geschah. Kurze Zeit später strömte ein ungewöhnlicher Duft zu ihm nach draussen. Es roch nach Wald, Pilzen, Tannenzapfen und Kräutern. Einige Gerüche konnte er nicht zuordnen, doch er wusste, dass sie das Geheimnis des Zaubers waren. Plötzlich drang ein helles Licht aus allen Ecken und Winkeln des Hauses und Yséus ging schnell wieder hinein.
»Ich bin fertig«, sagte Syna und sackte auf dem Stuhl zusammen, der hinter ihr stand.
Doch Yséus hatte keine Augen für sie, sondern nur für den kleinen Menschenjungen, der vor ihm im Korb lag. Er hatte eine hellbraune, an Karamell erinnernde Haut. Schwarzes, dichtes Haar bedeckte seinen Kopf und dunkle Augen blickten Yséus neugierig an. Syna wickelte das Baby in die Decke ein, die im Korb lag.
»Ich danke dir, Syna. Doch kann ich dich noch um einen weiteren Gefallen bitten? Kannst du ein Stück von deinem Pergament nehmen und seinen Namen darauf schreiben? Ich möchte, dass er seinen Namen behält. Das ist das Einzige, was uns weiterhin verbinden wird, auch wenn er weit weg von mir aufwächst.«
Sie tat ihm den Gefallen. Dann nahm er den Griff des Korbes in sein Maul und lief zur Tür. Mit einem Kopfnicken verabschiedete er sich von Syna in dem Wissen, sie würde, wenn er sie das nächste Mal sah, nicht mehr dieselbe sein. In dem Moment gab er sich ein Versprechen. Er würde sie retten. Koste es, was es wolle. Egal wie lange es dauern sollte, am Ende würde er sie retten. […]

Wenn euch die Leseprobe gefallen hat, dann klickt euch doch hier rein und folgt mir und meiner Geschichte auf Sweek.

Ich freue mich auch, wenn ihr den Link zu meiner Geschichte in euren sozialen Netzwerken teilt:

https://sweek.com/story/AgACAAgCZgABBwgJAwACAwtsDQ==

Nun wünsche ich euch frohe Feiertage, eine besinnliche Zeit mit euren Liebsten und einen wundervollen Start ins Jahr 2018!

Eure Verena

PS: Weitere Infos zu dem Wettbewerb bei Sweek findet ihr übrigens hier.


Tipps & Tricks

Kürzestgeschichten und andere literarische Minitexte

Januar 17, 2017 • von

Kurze – und ich meine wirklich kurze – Texte schreiben zu können, ist für Autoren essenziell. Denn, wer kurze Texte verfassen kann, der schafft es auch, den Blick auf dem Wesentlichen zu behalten und in seinen Geschichten nicht abzuschweifen.
Beim Schreiben von kurzen Texten könnt ihr üben, wie ihr dem Leser den Charakter einer Figur in wenigen Sätzen zeigt, wie ihr das Setting oder die Atmosphäre möglichst knapp beschreibt oder wie ihr eine überraschende Wendung einbaut. Deshalb zeige ich euch heute, welche kurzen Textsorten es gibt.

Eine besondere Form solcher Minitexte stellt die Kürzestgeschichte dar. Es gibt keine Definition, wie viele Wörter oder Zeichen eine Kürzestgeschichte haben darf, aber sie weist im Wesentlichen folgende Merkmale auf:

1. Sie kommt sehr schnell zum Kern der Geschichte und verzichtet auf eine Einleitung.
2. Sie ist in sich geschlossen und es gibt in der Regel kein Vorher und kein Nachher.
3. Hinsichtlich ihrer Themen gibt es keine Beschränkung – alles ist erlaubt
4. Jedes überflüssige Wort ist zu streichen. Dies gilt vor allem für Blähwörter, unbeabsichtigte Wiederholungen oder Dopplungen. Die Wortwahl ist so präzise wie möglich.
5. Die Sprache ist meist reich an Metaphern und Symbolen.
6. Die Figuren zeigen keine oder nur eine geringe Entwicklung. Oft wird nur ein Charakterzug dargestellt.
7. Es gibt kaum Handlung. Eine Kürzestgeschichte zeigt meist nur einen Augenblick oder eine Situation.
8. Sie steuert auf eine überraschende Wendung oder Pointe zu.

Damit ihr seht, was genau man darunter versteht, habe ich hier zwei meiner Kürzestgeschichten für euch:

Der Weg war steinig

Der Weg war steinig und unwegsam. An den Seiten wurde er gesäumt von Feldern aus Raps und Getreide, doch kein Bauer war zu sehen. Es war totenstill, nur das Pfeifen des Windes war zu hören. In der Ferne stieg Rauch in die Höhe und schon bald konnte ich Häuser sehen. Es waren einfache Häuser, die von einfachen Leuten bewohnt wurden. Ich klopfte an das erste Haus, dessen Vorhänge den Blick durch die Fenster nicht gänzlich versperrten. Ich war lange unterwegs und hatte Hunger. Die Bauersfrau gab mir zu essen und führte mich in den Keller, in dem ein Bett für mich bereitstand. Da ich hundemüde war, schlief ich sofort ein, doch nachts riss mich ein lauter Knall aus den Träumen. Sirenen ertönten, Rauch breitete sich aus. Der Krieg hatte mich gefunden.

713 Freunde

Er hat 713 Freunde. Er ist stolz, denn soeben hat er einen neuen Freund hinzugefügt. Nun sind es 714. Zum Mittag hatte er eine Currywurst. 320 seiner Freunde haben sein Foto geliked. 2 fanden es sogar so gut, dass sie es geteilt haben. Er ist stolz. Susi hat sogar einen Kommentar geschrieben: „Lecker.“
Seit längerem schon will er sie nach einem Date fragen, doch ihr Beziehungsstatus lautete bisher immer „in einer Beziehung“. Jetzt steht dort „Single“. Er wagt es und schreibt ihr eine PM. Sie antwortet nicht. Er hat 713 Freunde. Susi gehört nicht mehr dazu. Sie hat die Freundschaft beendet. Einfach so, mit einem Tastendruck.

Andere Minitexte, die sich auch super für Schreibübungen eignen, sind literarische Schnappschüsse, auch Snapshots genannt, und Webcam-Texte.
Literarische Schnappschüsse sind Momentaufnahmen, die aus nur einem einzigen Satz bestehen. Außerdem besitzt der Satz kein Prädikat (Satzaussage, die mit einem Verb gebildet wird) und auch keine Wertung. Der Schnappschuss ist so neutral wie die Aufnahme mit einer Fotokamera. Ein Webcam-Text hingegen geht noch etwas weiter. Hierbei wird eine Alltagsszene beschrieben, und zwar so neutral wie möglich. Der Text wird im Präsens geschrieben und enthält ebenfalls keine Wertungen.

Selbstverständlich müsst ihr euch bei euren Übungen nicht penibel an die eben genannten Eigenschaften der Snapshots oder Webcam-Texte halten. Ich persönlich mag es, Momentaufnahmen zu schreiben, die, ich gebe es zu, oft ein Prädikat enthalten. Oft versuche ich auch, meine längeren Geschichten in einem einzigen Satz zusammenzufassen. Denn diese Übung hilft enorm, wenn es irgendwann einmal darum geht, den eigenen Roman für den Pitch im Exposé in einem bis drei Sätzen zusammenzufassen.

Für Webcam-Texte könnt ihr zudem durch die Beobachtung eurer Umgebung, egal ob es sich dabei um eure Mitmenschen oder die Natur handelt, Details wahrnehmen, die ihr euch niemals ausdenken könntet. Je mehr dieser Beobachtungen ihr aufschreibt, desto leichter fällt es euch später, in euren literarischen Texten ähnliche Situationen zu beschreiben. Deshalb solltet ihr ab sofort immer ein Notizbuch und einen Stift dabei haben …

Probiert es doch mal aus und berichtet mir davon!

Eure Verena


Tipps & Tricks

Komposition der Handlung – kompositorische Mittel und Plotmodelle

April 23, 2016 • von

Wie bereits im letzten Beitrag angekündigt, soll es heute um kompositorische Mittel und um Plotmodelle gehen. Denn bei einer Geschichte sind nicht nur der logische Aufbau und die Spannung wichtig, sondern auch die Tiefe und ob die Geschichte ihre eigene Form entwickelt hat. Der Leser soll denken: »So und nicht anders musste die Geschichte ablaufen!«

1. Kompositorische Mittel

Damit eine Geschichte ein perfektes Ganzes ergibt, könnt ihr kompositorische Mittel verwenden. Sie helfen dabei, dass alle Elemente der Geschichte perfekt ineinandergreifen. Je komponierter oder gestalteter eine Geschichte ist, desto ästhetischer wirkt sie auf den Leser. Etwas, das bewusst gestaltet wurde, löst beim Rezipienten Wohlbefinden aus, egal ob er die Struktur dahinter erkennt oder sie nur unbewusst wahrnimmt.

Kompositorische Mittel sind beispielsweise Wiederholungen, Spiegelungen oder Kreuzungen. Wiederholungen kennt man vor allem aus Märchen, in denen drei Prüfungen bestanden werden müssen. Die dreifache Wiederholung gibt es am häufigsten, denn bei zwei Wiederholungen ist noch kein Muster erkennbar, bei vier oder mehr Wiederholungen jedoch wird dem Leser langweilig. Auch mehrfache Anläufe, die ein Protagonist unternehmen muss, um sein Ziel zu erreichen, folgen diesem Prinzip.

Spiegelungen findet man vor allem bei Haupt- und Nebenhandlungen. Hier werden Grundzüge der Haupthandlung oft durch eine oder mehrere Nebenhandlungen gespiegelt. So kann es in der Haupthandlung um den Verlust eines geliebten Menschen gehen. In der Nebenhandlung wird dies gespiegelt, indem eine befreundete Person der Hauptfigur ebenfalls jemanden verliert. Man kann auch eine seitenverkehrte Spiegelung vornehmen, indem man beispielsweise die Geburt eines Kindes einbaut.

Auch die Figurenkonstellation lädt dazu ein. So können Protagonist und Antagonist alt und jung, weiblich und männlich, arm und reich, stark und schwach etc. sein. Wenn die Entwicklung gegensätzlich verläuft, dann bilden sie ein Kreuzmuster. Der Protagonist kann beispielsweise schwach beginnen und im Laufe der Geschichte stärker werden, während der Antagonist immer mehr seiner Kräfte beraubt wird.

Auch hier lassen sich die verschiedenen Strukturen in unendlich verschiedenen Variationen anwenden. So könnt ihr als Autor eure Geschichte formen. Doch neben der Struktur braucht die Geschichte auch genug Freiraum, um sich beim Schreiben eigenständig zu entwickeln. Hier gilt es, die richtige Mischung zu finden. Doch da es dafür kein Patentrezept gibt, müsst ihr dies für jede Geschichte erneut herausfinden.

2. Plotmodelle

Ganz egal, welche Geschichte ihr schreiben möchtet – ob Abenteuer, Liebesgeschichte oder Heldenepos – es gibt Muster und Modelle für die Handlung, die jede von ihnen gemein haben. Ein modernes Abenteuer setzt nur die lange Tradition der Abenteuergeschichten fort, die es bereits gibt. Das liegt daran, dass wir bereits viele solcher Geschichten kennen und ihre Muster verinnerlicht haben. Sie besitzen Elemente, die zu ihnen gehören und immer wieder vorkommen – ob wir es nun bewusst wollen oder unbewusst in die Geschichte einbauen.

Das Schöne am Kreativsein ist jedoch, diese Muster aufbrechen zu können, sobald man sich bewusst macht, um welches Modell es sich bei einer Geschichte handelt. Anstatt der Traditionslinie zu folgen, könnt ihr einzelne Elemente herausnehmen, sie brechen, spiegeln oder auf eine neue Art zusammensetzen. Bei einer Detektivgeschichte sucht der Detektiv normalerweise den Mörder. Doch, was ist, wenn plötzlich der Detektiv der Mörder ist? Plotmodelle sind also keine starren Gebilde, denen ihr unbedingt folgen müsst. Sie sind vielmehr ein Spielplatz, auf dem ihr euch ausprobieren und austoben könnt, wie es euch beliebt. Zu diesem Zweck sollte man die verschiedenen Muster und Modell jedoch erst einmal kennen.

Die folgenden Plotmodelle wurde von dem Autor Ronald B. Tobias kategorisiert. Dies ist jedoch nur eine beispielhafte und keinesfalls vollständige Anordnung. Sie kann beliebig erweitert und anders sortiert werden:

Suche: Ziel des Protagonisten ist, etwas zu finden, eine Person, einen Ort, einen Gegenstand etc.

Liebe: Die Figuren müssen Widerstände überwinden, um zueinander finden zu können.

Verbotene Liebe: Die Liebenden verstoßen gegen gesellschaftliche Konventionen (oder Gesetzte) wie Ehebruch oder ein großer Altersunterschied etc.

Rache: Ein schweres Unrecht wird gerecht. Moralische Fragen und psychologische Aspekte stehen im Mittelpunkt der Handlung.

Innere Wandlung: Hier steht die Entwicklung des Protagonisten im Vordergrund.

Äußere Wandlung: Eine Figur verwandelt sich in etwas anderes, z. B. in einen Vampir oder Wolf.

Abenteuer: Hier steht die Handlung, die Action, im Vordergrund. Die Figuren werden vernachlässigt.

Rätsel: Hierzu zählen die klassischen Detektivgeschichten. Ein Rätsel muss gelöst werden und die Leser dürfen mitraten.

Rettung: Ein Opfer muss vom Protagonisten gerettet werden. Die Handlung steht im Mittelpunkt.

Mit Sicherheit fallen euch jetzt noch viele weitere Modelle ein, denn wie bereits erwähnt ist diese Aufstellung nicht vollständig. Sie sollte euch nur verdeutlichen, welche verschiedenen Formen und Muster es gibt, denen eine Geschichte folgen kann. Eine ausführliche Darstellung findet ihr in dem Buch von Ronald B. Tobias.¹
Innerhalb einer längeren Geschichte findet man oft auch mehrere dieser Modelle, die miteinander verwoben sind. Die Kombination führt zu immer neuen Geschichten und sorgt dafür, dass den Lesern nicht langweilig wird.

Wenn ihr also geschickt kombiniert und auch mal eine Tradition aufbrecht, könnt ihr durchaus für Überraschungen beim Leser sorgen und spannende Geschichten schreiben. Viel Spaß dabei!

Eure Verena

 

¹ Tobias, Ronald B.: 20 Masterplots. Woraus Geschichten gemacht sind.


Tipps & Tricks

Die passende Erzählperspektive für deinen Text

Januar 22, 2016 • von

Für eine Erzählung, vor allem auch für längere Geschichten, ist es sehr wichtig, die passende Erzählperspektive zu wählen. Denn nicht jede Erzählperspektive eignet sich auch für jeden Text. Aus diesem Grund stelle ich euch heute die verschiedenen Arten des Erzählens vor und zeige euch, wie ihr die passende Perspektive für eure Geschichte findet.

Bevor ich auf die verschiedenen Erzähler zu sprechen komme, möchte ich hier noch kurz auf eine häufig vorkommende Verwechslung eingehen: Der Autor und der Erzähler sind nicht das Gleiche. Oft sind die Leser versucht, Autor und Erzähler in einen Topf zu werfen. Das kommt daher, dass man als Autor die Geschichte so real wie möglich verfassen möchte und dafür einen Erzähler wählt, der diese Realität am besten vorspiegeln kann. Doch auch wenn einige Autoren autobiografische Elemente in ihre Geschichten einfließen lassen, sind sie nicht automatisch die Erzähler der Geschichte. Der Erzähler ist die Stimme, die der Leser im Kopf hört, wenn er die Geschichte liest. Es kann sich dabei um eine Figur aus der Geschichte handeln oder um ein körperloses Wesen, das aus dem Off zum Leser spricht.

Für eine Geschichte stehen dem Autor verschiedene Erzähler zu Verfügung, die, je nach Intention des Textes, unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Es gibt den Ich-Erzähler, den personalen, den auktorialen und den neutralen Erzähler. Diese Gruppen lassen sich nochmals unterteilen und in den verschiedenen Geschichten unterschiedlich einsetzen. So bekommt jede Geschichte, manchmal sogar jedes Kapitel, eine ganz eigene Stimme, die den Leser einfängt und ihn in eine unbekannte Welt entführt. Und genau das soll der Erzähler: Er schlägt die Brücke zwischen dem Leser und den Figuren bzw. der Handlung in der Geschichte. Er erzeugt Nähe, aber auch Distanz. Mit dem Erzähler kann man als Autor also ganz bewusst steuern, wie nah der Leser den Figuren kommen soll.

1. Der Ich-Erzähler

Der Ich-Erzähler ist selbst Gegenstand der Geschichte und berichtet hautnah über alles, was vor sich geht. Wenn der Ich-Erzähler durch die Hauptfigur verkörpert wird, kann er dem Leser eine sehr intensive Innensicht der eigenen Person bieten, denn er weiß am besten, was er mag, was ihn beschäftig und wie es in ihm aussieht. Der Ich-Erzähler kann aber auch die Rolle des Beobachters oder Chronisten einnehmen, dies geschieht meist durch eine Nebenfigur.

Egal ob er eine Haupt- oder Nebenfigur ist, der Ich-Erzähler kann nicht über seinen Tellerrand hinausschauen. Er weiß nur so viel, wie er selbst sieht, was er erlebt und empfindet. Er kann weder in die Zukunft schauen, noch Vorausdeutungen machen oder wissen, was in anderen vorgeht. Dies solltet ihr beim Verfassen einer Geschichte in dieser Erzählperspektive also unbedingt beachten. Ein weiteres Merkmal des Ich-Erzählers ist seine ihm eigene Stimme. Die Wortwahl und der Tonfall müssen dem Ich-Erzähler voll und ganz entsprechen. Ist der Ich-Erzähler beispielsweise ein Kind, muss auch seine Stimme der eines Kindes entsprechen.

Eine Sonderform des Ich-Erzählers, in der einige der soeben beschriebenen Merkmale ausgehebelt werden, stellt das erzählende Ich dar. Es erzählt die Geschichte rückwirkend und ist allwissend in Bezug auf die Geschehnisse. In diesem Fall weist der Ich-Erzähler automatisch auch auktoriale Merkmale auf, die er sonst nicht besitzt.

Da der Ich-Erzähler einen eigenen Platz innerhalb der fiktiven Welt einnimmt und emotional eingebunden ist, eignet er sich besonders für Geschichten, in der die Hauptfigur innere Kämpfe austrägt. Wenn man verschiedene Ich-Erzähler innerhalb einer Geschichte verwendet, dann spricht man von der Multiperspektive. Hier kann die Situation entstehen, dass jeder Ich-Erzähler eine andere Variante der Geschichte erzählt und der Leser für sich entscheiden muss, welcher Version er Glauben schenkt. Um den Leser nicht zu verwirren, sollte man jedoch darauf achten, dass man den Wechsel zwischen den Ich-Erzählern deutlich macht, indem man beispielsweise über den Anfang des Kapitels den Namen des jeweiligen Erzählers schreibt.

Beliebte Textformen, in denen der Ich-Erzähler verwendet wird, sind vor allem Briefromane und Bücher in Tagebuchform.

2. Der personale Erzähler

Der personale Erzähler schlüpft in die Rolle einer oder mehrerer Figuren und erzählt die Geschichte aus deren Perspektive. Dies geschieht jedoch nicht in der Ich-Form, sondern in der 3. Person. Dennoch kann der personale Erzähler nur mit den Augen der gewählten Figur in die fiktionale Welt blicken. Der personale Erzähler sieht nicht mehr, hört nicht mehr, schmeckt nicht mehr und weiß nicht mehr als diese Figur. Alles Weitere sind Vermutungen, die diese Figur anstellt. Der Leser kann nicht von vornherein wissen, ob die Wahrnehmung der Figur nicht zum Beispiel durch eine Krankheit gestört ist. Als Leser muss man sich also immer fragen, ob das, was man durch den personalen Erzähler vermittelt bekommt, auch der Wahrheit entspricht.

Um Monotonie zu vermeiden, kann man auch hier die Multiperspektive einsetzen. Dabei berichtet der personale Erzähler aus der Sicht mehrere Figuren, wodurch der Leser die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt bekommt. Einer der Vorteile davon ist, dass man die Schauplätze leicht wechseln und unterschiedliche Meinungen gegenüberstellen kann. Man sollte jedoch darauf achten, den Wechsel zur nächsten Figur deutlich zu machen, so wie ich es auch schon bei der Multiperspektive des Ich-Erzählers erwähnt habe.

Der personale Erzähler eignet sich besonders für Geschichten, in denen die Handlung im Vordergrund steht und die sprachliche Gestaltung nicht so ausschlaggebend ist. Denn der personale Erzähler hält sich unauffällig im Hintergrund und lenkt nicht zu sehr von der Handlung ab.

3. Der auktoriale Erzähler

Der auktoriale Erzähler wird auch als allwissender Erzähler bezeichnet. Denn er weiß im Gegensatz zum Ich- und personalen Erzähler alles. Er kann in alle Figuren hineinblicken, kennt die Vergangenheit und Zukunft und kann dementsprechend Vorausdeutungen machen und Zusammenhänge erkennen, und diese dem Leser mitteilen. Er ist nicht Teil der Geschichte, sondern betrachtet das Geschehen von außen. Diese Perspektive gewährt euch als Autoren die größtmögliche Freiheit beim Schreiben. Allerdings schafft der allwissende Erzähler auch eine große Distanz zwischen dem Leser und den Figuren, denn er schaut mit dem Leser gemeinsam auf die Geschehnisse und die Figuren in der fiktiven Welt hinab. Dadurch identifiziert sich der Leser nicht so stark mit den Figuren, wie es bei anderen Erzählperspektiven der Fall ist. Um wieder etwas mehr Nähe aufzubauen, kann man vermehrt Szenen einstreuen, in denen die Figuren als Handelnde und Sprechende auftreten.

Die auktoriale Erzählperspektive eignet sich vor allem für Geschichten, in denen viele Figuren vorkommen und viel Stoff verarbeitet wird. Auch wenn einem diese Erzählperspektive große Freiheiten beim Schreiben gewährt, sollte man die Arbeit nicht unterschätzen, die dazu nötig ist, denn es ist gar nicht so einfach, sich allen Figuren und Schauplätzen gleichermaßen zu widmen. Manchmal kann eine Begrenzung also auch ein Segen sein.

4. Der neutrale Erzähler

Der neutrale oder auch objektive Erzähler beschreibt, was äußerlich wahrnehmbar ist. Er ist nicht nur unsichtbar, sondern verschmilzt geradezu mit dem Erzählten. Er ist wie eine Kamera, die das Geschehen aufnimmt, ohne zu kommentieren oder gar die Perspektive einer oder mehrerer Figuren einzunehmen. Er gibt die Fakten wieder und erzählt, was gesagt oder getan worden ist.

Der objektive Erzähler kennt also weder die Gedanken der Figuren, noch weiß er, was in ihnen vorgeht oder was sie empfinden. Deshalb muss der Autor dem Leser alle Informationen über den Hintergrund, den Konflikt, die Charaktere und deren Empfindungen durch Dialoge und durch die Handlung vermitteln. Der neutrale Erzähler bietet jedoch den Vorteil, dass die Geschichte sehr glaubhaft wirkt und schockierende Dinge noch wirkungsvoller sind, wenn sie kühl und nüchtern geschildert werden. Der Nachteil besteht aber darin, dass sich der Leser schlechter in die Figuren hineinversetzen und nicht so gut mit ihnen mitfühlen kann. Außerdem kann die neutrale Erzählweise bei längeren Geschichten anstrengend sein. Der objektive bzw. neutrale Erzähler eignet sich also vor allem für kürzere Werke, die besonders glaubhaft erscheinen sollen.

Sonderformen: Zweite-Person-Perspektive und Rollenprosa

Die Zweite-Person-Perspektive und die Rollenprosa sind zwei besondere Erzählformen, die es zwar gibt, aber nicht allzu häufig vorkommen.

Die Zweite-Person-Perspektive wird auch als Du-Perspektive bezeichnet, in welcher der Erzähler dem Du schildert, was es getan hat, so als ob man etwas rekapituliert oder jemandem etwas vorhält. Er spricht den Leser direkt an, wodurch dieser sich als Teil der Geschichte fühlt. Die Du-Perspektive kann auf die Dauer jedoch sehr anstrengend sein und den Leser nerven, weshalb man sich als Autor genau überlegen sollte, ob man diese Perspektive wirklich verwenden möchte.

Die Rollenprosa ist eine Sonderform der Ich-Erzählperspektive. Hier stehen die Persönlichkeit, die Tätigkeit und auch das Milieu des Ich-Erzählers im Mittelpunkt und werden vor allem durch die Sprache ausgedrückt. Der Ich-Erzähler muss hier also besonders stark sein und eine individuelle Sprache haben, die seine Persönlichkeit spiegelt. Da aus dem Kopf des Ich-Erzählers heraus erzählt wird, haben solche Geschichten meist den Klang eines Monologes bzw. einer mündlichen Erzählung.

Die richtige Perspektive wählen

Um herauszufinden, welche Erzählperspektive für eure Geschichte passt, solltet ihr euch zunächst fragen, worum es in eurer Geschichte geht. Steht eher die Handlung oder doch die Entwicklung der Figur im Mittelpunkt? Wer ist die Hauptfigur und wer sind die Nebenfiguren? Wie sind die Figuren beschaffen?

Bei handlungsorientierten Geschichten eignen sich der personale und der auktoriale Erzähler. Steht jedoch eine Figur und deren persönliche Entwicklung im Mittelpunkt, ist eventuell ein Ich-Erzähler die bessere Wahl. Bei der Darstellung unterschiedlicher Facetten, die sich nicht in einer Figur vereinen lassen, ist die Multiperspektive sinnvoll.

Dies sind jedoch nur Ratschläge, denn jede Geschichte ist individuell und kann nicht in eine Schublade gepackt werden. Wenn ihr jedoch feststellt, dass eine Geschichte nicht zu funktionieren scheint oder ihr nicht weiterkommt, kann es hilfreich sein, eine andere Erzählperspektive auszuwählen. Denn auch wenn es viel Arbeit macht, eine Geschichte komplett neu zu schreiben, lösen sich damit oft viele Probleme.

Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Experimentieren mit den unterschiedlichen Erzählperspektiven und hoffe, ihr könnt damit noch mehr aus euren Geschichten herausholen.

Eure Verena


Tipps & Tricks

Der Plot

Oktober 4, 2015 • von

In diesem Blogpost steht die Handlung eurer Geschichte im Mittelpunkt. Ich werde euch erklären, wie eine Handlung entsteht, wodurch die eigentliche Geschichte ausgelöst und wie die Handlung interessant wird. Nicht alles, was man in einer Geschichte erzählt, ist auch wirklich wichtig für die Handlung. Deshalb sollte man als Autor sicher entscheiden können, was in die Geschichte hinein gehört und welche Bestandteile man ruhig streichen kann.

Was ist der Plot und über welche Merkmale verfügt er?

Ihr habt es sicher schon gemerkt: Der Plot ist der Handlungsverlauf einer Geschichte. Wenn man vom Plotten spricht, ist demzufolge die Entwicklung der Handlung gemeint. Alle Ereignisse, die in einer Geschichte vorkommen, sind bedeutungsvoll. Auch wenn es für den Leser nicht sofort ersichtlich ist, alles, was erzählt wird, ist wichtig und bringt die Geschichte voran. Der Autor könnte nicht darauf verzichten, dieses Ereignis zu erzählen. Dinge, die langweilig, bedeutungslos oder zufällig sind, kommen jedoch nicht in einem Plot vor. Für den Leser wäre es äußerst langweilig, zu erfahren, wie sich die Hauptfigur allmorgendlich die Zähne putzt oder unter der Dusche steht. Mein erster Tipp lautet also: Alles, was ihr in eurer Geschichte erzählt, muss eine Bedeutung haben und wichtig für den Handlungsverlauf sein.

Ein weiteres Charakteristikum der Handlung ist es, dass sie stets auf ein Ereignis hinaus läuft. Der Plot folgt also einer bestimmten Richtung. Auf die Frage »Worum geht es?« lässt sich innerhalb einer Geschichte immer eine Antwort finden. Es geht stets um Konflikte, Probleme, Fragen, und die Handlung steuert auf eine Auflösung zu. Schreibt also so, dass der Leser der Richtung eurer Handlung folgen kann und immer versteht, worum es in euerer Geschichte geht. Dies ist mein zweiter Tipp.

Mein nächster Tipp bezieht sich auf das Prinzip von Ursache und Wirkung. Der Handlungsverlauf ist wie eine Reihe von Dominosteinen: Nachdem der erste Stein umgestoßen wurde, setzen sich nach und nach weitere Steine in Bewegung.
Der englische Schriftsteller E. M. Foster sagte einmal: »Erst starb der König und dann starb die Königin, ist kein Plot. Erst starb der König und dann starb die Königin vor Kummer, ist ein Plot.« Zufälle oder unmotivierte Elemente, die nicht logisch mit der Geschichte verknüpft sind, werden den Leser verwirren und eher dazu führen, dass er die Geschichte weglegt und nicht weiter liest. Dies bezieht sich auch auf die zentrale dramatische Frage, also die Frage, auf die der Leser unbedingt eine Antwort bekommen will. Die zentrale dramatische Frage ist es, die die Geschichte erst so richtig ins Rollen bringt: Wird der Mörder gefasst? Werden die beiden doch noch ein Paar? Wird er seine Mission erfolgreich beenden? Diese Frage muss auf jeden Fall beantwortet werden. Die Antwort muss logisch sein und sich aus dem Verlauf der Geschichte ergeben.
Achtet bei eurem Handlungsverlauf also darauf, dass die Ereignisse logisch und nachvollziehbar aufeinander folgen, so bleibt die Geschichte spannend und der Leser wird daraufhin wissen wollen, wie es weitergeht.

Konflikte sind wichtig

Es gibt nichts Langweiligeres als eine Geschichte, in der sich die Hauptfigur ein Ziel setzt und dieses ohne Probleme erreicht. Als Leser möchte man mit dem Protagonisten mitfiebern, zusammen durch Höhen und Tiefen gehen, lachen und weinen und sich die Frage stellen: »Wird mein Held sein Ziel erreichen?« Ohne Hindernisse, Gefahren oder Konflikte wäre es keine Geschichte wert, erzählt zu werden.

Es gibt drei Arten von Konflikten: die äußerlichen, die inneren und die gegen »höhere Mächte« gerichteten Konflikte. Der äußerliche Konflikt wird im Kampf mit anderen Figuren ausgefochten. Zu den inneren Konflikten zählen die Auseinandersetzungen der Figuren mit den eigenen Ängsten und Schwächen. Bei einem Konflikt mit »höheren Mächten« kann es sich um den Kampf gegen gesellschaftliche Normen oder gegen die Natur handeln. Wichtig dabei ist, dass der Konflikt dynamisch ist und keinesfalls beim ersten Versuch gelöst wird. Innerhalb der Geschichte kommt es zu einer aktiven Auseinandersetzung, in der mal die eine und mal die andere Partei die Oberhand gewinnt. Umso spannender wird es, wenn die Konfliktpartner ungefähr gleich stark sind, sodass es für die Hauptperson beinahe unmöglich scheint, ihr Ziel zu erreichen.

Auch hier solltet ihr darauf achten, dass die Konfliktsituation vom Leser nachvollzogen werden kann. Er muss sich in die Figur hineinfühlen können und verstehen, warum sie so und nicht anders handelt. Zudem muss die Motivation der Figur, den Konflikt auszutragen, stärker sein als der Wunsch, sich dem Konflikt zu entziehen, oder sich dem Gegner zu ergeben.

Die Plotstruktur

Unter der Plotstruktur ist die »sinnvolle« Reihenfolge zu verstehen, in der die Ereignisse einer Geschichte angeordnet sind. Ein einfaches wie bewährtes Strukturmodell ist die Abfolge Anfang, Mitte Ende, wobei jeder Abschnitt verschiedene Aufgaben erfüllt.

Der Anfang muss den Leser in die Geschichte einführen und sein Interesse wecken. Die zentrale dramatische Frage wird aufgegriffen, sodass der Leser sofort weiß, worum es geht und mit Spannung den Weg bis zum Ziel verfolgt. In der Regel wählt man für den Anfang einer Geschichte den Moment, an dem das Leben der Figuren zum ersten Mal aus den Fugen gerät, also das Ereignis, das die Geschichte ins Rollen bringt.

In der Mitte spielt sich der größte Teil der Handlung ab. In ihr strebt die Hauptfigur ihrem Ziel entgegen, trifft auf Hindernisse, die sie überwinden muss und der Konflikt steigert sich, bis es keine Lösung mehr zu geben scheint. Der Mittelteil wird meist in drei Phasen gegliedert. In der ersten Phase unternimmt der Protagonist eine Lösungsversuch, scheitert jedoch und vergrößert den Konflikt dadurch noch weiter. In der zweiten Phase gibt es einen erneuten Lösungsversuch, der jedoch wieder schiefgeht und eine neue, überraschende Wendung bringt. In der dritten Phase gibt es einen weiteren Lösungsversuch, der den Plot zu einer finalen Entscheidung führt.

Das Ende ist der kürzeste Abschnitt einer Geschichte. In ihm wird die zentrale Frage beantwortet und weiter gibt es nichts zu sagen. In einigen Erzählungen gibt es noch einen Ausblick auf das, was nach der Geschichte mit den Figuren passieren wird, doch hierfür reichen Andeutungen, die den Leser ahnen lassen, wie es weitergeht. Das Ende sollte den Leser überraschen aber auch logisch sein und als unvermeidlich empfunden werden. Für den Leser sollte kein anderes Ende möglich gewesen sein, wenn er die Geschichte noch einmal Revue passieren lässt. Das Ende ist der letzte Eindruck, den der Leser von der Geschichte mitnimmt. Deshalb sollte es stimmig, sorgfältig durchdacht und nachvollziehbar sein.

Die Entwicklung des Plots

Es gibt Autoren, die planen ihre Handlung bis ins Kleinste, die anderen schreiben einfach drauf los. Beide Varianten sind in Ordnung, solange sie für den jeweiligen Schriftsteller funktionieren. Am Ende kommt jedoch auch der, der zuerst drauf los geschrieben hat, nicht drum herum, die Plotstruktur zu überprüfen. Im schlimmsten Fall muss der Plot vollständig überarbeitet oder neu geplant werden, weshalb es ratsam ist, vor dem Schreiben einen groben roten Faden zu haben, an dem man sich orientiert. Hier reicht es, sich zu den wichtigsten Punkten ein paar Notizen zu machen.

Über folgende Fragen solltet ihr euch schon vorher ein paar Gedanken gemacht haben:

Welchen Konflikt gibt es?
Wie lautet die zentrale dramatische Frage?
Wo beginnt die Geschichte?
Welche Informationen sollte der Leser in der Mitte erfahren?
Wie sehen Krise und Höhepunkt aus? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
Welche Reihenfolge der Ereignisse ist am sinnvollsten?

Der Handlungsverlauf muss vor dem Schreiben nicht komplett ausgearbeitet sein. Das Konzept sollte Raum für Änderungen zulassen, sodass ihr jederzeit spontane Entwicklungen, die sich beim Schreiben ergeben, einbauen könnt.

Ich hoffe, meine Tipps konnten euch ein wenig weiterhelfen. Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Entwickeln und Schreiben eurer Geschichten!

Eure Verena