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Spannung

Tipps & Tricks

Bögen und Kurven – wie man Spannung aufbaut

November 29, 2015 • von

Wie bereits im letzten Blogpost erwähnt, soll es auch heute nochmal um das Thema »Spannung« gehen – genauer um Spannungsbögen und Spannungskurven. Einigen von euch kommen jetzt vielleicht Gedanken in den Sinn, wie: »Den Mist habe ich schon im Deutschunterricht nicht verstanden.« Oder: »Das ist doch langweilig.« Und: »Das brauche ich nicht.« Wenn ihr tatsächlich so denkt, kann ich euch beruhigen. Auch ich finde, dass es spannendere Themen gibt. Doch das Verständnis solcher literaturwissenschaftlichen und eher theoretischen Konstrukte führt dazu, dass ihr spannende Geschichten schreiben könnt. Der Spannungsbogen ist Voraussetzung dafür, dass es eine Handlung, Aufs und Abs, Herausforderungen, Siege und Niederlagen gibt. Erst das macht eure Geschichte so richtig interessant. Und deshalb ist es so wichtig, sich auch mit theoretischen, zunächst langweilig erscheinenden Themen auseinanderzusetzen.

Spannungsbogen und Spannungskurve – ist das nicht dasselbe?

Zugegeben, auf den ersten Blick scheinen die beiden Begriffe für ein und dasselbe zu stehen. Doch in Wahrheit lassen sich kleine, aber feine Unterschiede zwischen beiden ausmachen.

Der Spannungsbogen

Wie bereits im letzten Blogpost erwähnt, ist eine Grundvoraussetzung für Spannung die Beantwortung der zentralen Frage, um die es in der Geschichte geht. Der Leser muss verstehen, welches Ziel erreicht werden soll, damit er die Umstände nachvollziehen kann, die es dem Helden auf seinem Weg so schwer machen.
Der Spannungsbogen bezeichnet genau diesen Aufbau, das Steigen und Abfallen der Handlung in einer Geschichte. In der Regel wird er als Halbkreis dargestellt. Für Kurzgeschichten reicht normalerweise ein einzelner Spannungsbogen aus, der die gesamte Handlung abdeckt:

spannungskurve1

Im Verlauf von längeren Geschichten gibt es jedoch mehrere Fragen und kleine Zwischenziele, die noch vor der zentralen Frage beantwortet bzw. erreicht werden sollten. Wie langweilig wäre es, in einem Roman, der in der Regel mehrere Hundert Seiten umfasst, der Beantwortung von nur einer einzigen Frage nachzujagen? Selbst der geduldigste Leser würde wohl solch ein Buch irgendwann weglegen und nicht mehr anrühren. Viel spannender ist es, den Leser durch das Auftauchen neuer Fragen und das Erhalten von Antworten in ein Wechselbad der Gefühle zu schicken.
Solche zusätzlichen Fragen lassen neben dem großen Spannungsbogen viele kleine Spannungsbögen entstehen. Diese sollten aber am besten nicht nacheinander auftauchen, sondern sich gegenseitig überlappen. Auf diese Weise gibt es immer einige offene Fragen, die für Spannung sorgen:

spannungskurve2

Um für noch mehr Spannung zu sorgen, kann man auch noch Cliffhanger einbauen. Das heißt, ihr führt einen der kleinen Spannungsbögen bis kurz vor die Auflösung, unterbrecht die Szene und arbeitet mit einem anderen Spannungsbogen weiter. So könnt ihr die Antwort des ersten Spannungsbogens hinauszögern und später an den Punkt der Unterbrechung zurückkehren, um dem Leser die Antwort zu liefern. Dieses Verfahren ist besonders in Fernsehserien beliebt: Am Ende einer Folge wird eine der Figuren in einer großen Gefahr schwebend zurückgelassen. Die Zuschauer möchten nun unbedingt wissen, wie es weitergeht, müssen jedoch bis zur nächsten Folge warten. Auch die Geschichte muss weitergelesen werden, damit man als Leser erfährt, wie es weitergeht.

Die Spannungskurve

Die Spannungskurve meint in der Regel den Verlauf der Spannung in einer Geschichte. Wenn man sich eine solche Kurve visualisiert, wäre sie zackig, da die Spannung innerhalb einer Geschichte unterschiedlich ausgeprägt ist. Dabei werden die Szenen am besten so gestaltet, dass für den Leser sowohl der positive als auch der negative Ausgang der Geschichte offenbleibt. Der Wechsel zwischen positiven und negativen Ereignissen, Hoffnung und Angst, Rettung und Gefahr, passiert dabei abwechselnd und sollte sorgfältig ausbalanciert sein. Beides, die Aussicht auf Rettung sowie der drohende Untergang, sollte dabei gleich stark und gleich wahrscheinlich sein und sich im Laufe der Geschichte steigern:

spannungskurve3

Dieses Hin und Her ist es auch, das den Erzählrhythmus der Geschichte formt. Bei langen Texten ist es einerseits zu kompliziert und andererseits nicht auf die Bedürfnisse der Leser zugeschnitten, wenn man die Spannung die gesamte Zeit hochhält. Eine gute Geschichte braucht Verschnaufpausen, in denen auch der Leser entspannen kann, bevor die Spannung durch das Zusteuern auf eine Katastrophe erneut steigt.

Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Entwickeln spannender Geschichten. Mithilfe von Spannungsbögen und Spannungskurven wird euch das nun hoffentlich etwas leichter fallen. Ich freue mich, von euch zu hören.

Eure Verena


Tipps & Tricks

Die hohe Kunst, Spannung zu erzeugen

Oktober 31, 2015 • von

Wenn ich an spannende Literatur denke, fallen mir zuerst Krimis, Thriller und Horrorgeschichten ein. Doch nicht nur in diesen, sondern auch in allen anderen Genres braucht es Spannung, um das Interesse der Leser nicht zu verlieren. Ob Komödie, Liebesroman oder kurze Erzählung: Ohne Spannung kommt keine Geschichte aus.

Spannung zeigt sich in den unterschiedlichsten Kleidern: Mal macht sie uns neugierig darauf, wie es weitergeht, dann können wir das Buch nicht mehr aus der Hand legen, oder sie lässt unsere Hände schwitzen und unser Herz bis zum Hals schlagen. Um dies bei einem Leser zu bewirken, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Hierfür gibt es unterschiedliche Methoden, die ihr anwenden könnt und davon möchte ich euch in diesem Blogpost berichten.

Eine Grundvoraussetzung, damit Spannung entstehen kann, ist, dass die Leser verstehen müssen, worum es in eurer Geschichte geht, was das Ziel ist, das in der Geschichte erreicht werden soll. Nur so kann der Leser auch die Umstände nachvollziehen, die es dem Helden auf seinem Weg so schwer machen – und dies erzeugt Spannung.

Eine weitere Voraussetzung, um Spannung zu erzeugen, ist, beim Leser Sympathie bzw. Interesse für die Figuren zu wecken. Das bedeutet, dass ihr eure Helden erst in brenzlige Situationen bringen solltet, nachdem ihr sie ausführlich genug eingeführt habt. Mit »ausführlich« meine ich nicht, dass der Leser die gesamte Lebensgeschichte der Figuren kennen muss. Er sollte sie jedoch so weit kennen, dass er sich ihnen nahe fühlt und Mitleid verspürt, wenn ihnen etwas passiert.

Neben den Voraussetzungen gibt es verschiedene Techniken, die ihr als Autor anwenden könnt, um Spannung aufzubauen und während des Handlungsverlaufes hochzuhalten.

Eine dieser Methoden besteht darin, Geheimnisse in die Geschichte einzubauen. Hier muss jedoch zwischen zwei Arten unterschieden werden: offene und verdeckte Geheimnisse.

Offene Geheimnisse
Bei den offenen Geheimnissen ist dem Leser in der Regel klar, worum es geht, er ist ein Mitwisser. Der Protagonisten wiederum kann entweder selbst der Geheimnisträger sein und versuchen, es nicht auffliegen zu lassen, oder im Dunkeln tappen und ständig kurz davor sein, das Geheimnis zu lüften. In beiden Fällen wird beim Leser die Spannung hochgehalten, indem er miterlebt, wie die Figur versucht, das Geheimnis zu wahren oder es zu lüften. Der Leser hat in jedem Fall einen Informationsvorsprung und wird emotional an der Geschichte beteiligt.

Verdeckte Geheimnisse
Bei den verdeckten Geheimnissen wissen der Leser und der Protagonist gleich viel – nämlich nichts. Dieses Mittel wird zumeist in Krimis eingesetzt, beispielsweise wenn es darum geht, einen Mörder zu finden. Doch auch in anderen Genres lohnt es sich, verdeckte Geheimnisse einfließen zu lassen und diese nach und nach aufzulösen. Da sich der Leser in der Regel seine eigenen Gedanken zu den Rätseln und Geheimnissen macht, kann man den Leser mit der Auflösung in kleinen »Häppchen« entweder in seiner Annahme bestätigen oder ihn komplett überraschen, indem man unerwartete Lösungen bringt. Egal, für welche Art man sich entscheidet, mit dem Lüften von Teilgeheimnissen wird der Leser unweigerlich bei der Stange gehalten, da er wissen wollen wird, wie es weitergeht.

Eine weitere Möglichkeit, um Spannung hochzuhalten, besteht darin, besonders stark auf die Emotionen der Leser zu zielen. Themen, die in besonderem Maße unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme herausfordern und uns berühren, sind: Schmerzen, Leiden, Tod, Gewalt, Leidenschaft, Sexualität, Liebe und Kinder. Die Liste kann selbstverständlich beliebig erweitert werden.

Auch die Geschwindigkeit kann spannungssteigernd wirken, denn das Aufeinanderfolgen vieler Ereignisse kurz hintereinander lässt die Figuren nicht zur Ruhe kommen und zwingt den Leser, immer weiter zu lesen, um den Ausgang der Geschehnisse zu erfahren. Um das Tempo hochzuhalten, eignen sich außerdem kurze Sätze und Kapitel sowie schnelle und harte Szenenwechsel.

Für noch mehr Spannung sorgen auch Normbrüche, ungewöhnliche oder bizarre Elemente, Andeutungen, versteckte Hinweise und falsche Fährten. Durch das Abweichen von der Norm werden die Erwartungen der Leser unterlaufen, da sich die Geschehnisse anders entwickeln als gedacht, und dies sorgt für eine gehörige Portion Spannung. Mit Andeutungen könnt ihr zudem auf Kommendes hinweisen oder sogar falsche Fährten legen. Wichtig ist nur, das richtige Maß zu halten, denn zu viel zu verraten, verursacht Langeweile, und zu wenig preiszugeben, kann den Leser verwirren.

Ich hoffe, meine Tipps konnten euch weiterhelfen. Um auch bei euch ein wenig die Spannung hochzuhalten, kann ich euch jetzt schon verraten, dass das zu diesem Thema natürlich noch nicht alles gewesen ist. Nun wünsche ich euch jedoch erst einmal viel Spaß beim Entwickeln spannender Geschichten!

Eure Verena