Was läuft denn nur falsch in dieser Gesellschaft? Warum nur muss immer alles gleich jetzt, sofort und am besten schon vorgestern fertig, geliefert oder erledigt sein? Und warum muss eigentlich immer alles in Stress ausarten?
Dies wird ein Mimimi-Artikel. Wenn ihr euch mein Rumgejammer nicht reinziehen möchtet, dann solltet ihr jetzt am besten nicht weiterlesen oder direkt zum Ende scrollen, denn dort wartet noch ein Tipp auf euch.
Allen andern: viel Spaß!
Egal wo ich hinblicke, überall begegnet er mir: der Stress. Auf den ersten Blick ist er für die meisten nicht zu erkennen, doch er ist da. Ob getarnt als Termindruck, versteckt unter einem grossen Berg Arbeit oder einfach nur als Begleiter bei all den Dingen, die täglich erledigt werden müssen.
Dabei habe ich Stress einmal als guten Freund schätzen gelernt, der mir in den richtigen Situationen dabei geholfen hat, kurzfristig Leistung zu bringen. Die Betonung liegt hierbei auf kurzfristig.
Mit dem Stress, den ich heute kenne, ist mein alter Freund nicht mehr zu vergleichen. Heute ist er kein Freund mehr. Heute ist er ein nervender, egoistischer Arsch, der, so oft ich ihn auch bitte, einfach nicht verschwindet. Er hockt stets und ständig auf meiner Brust und springt am liebsten auch noch darauf herum. Er will einfach keine Ruhe geben. Auch nicht, wenn ich eigentlich meine freie Zeit geniessen will. Dann macht er sich erst recht bemerkbar. Damit ich ihn gar nicht erst vergesse. Als könnte ich das …
Aber woran liegt das? Ganz einfach: an der Leistungsgesellschaft. Und die hat sich meiner Meinung nach in den letzten Jahren ins Extreme gesteigert.
In meiner Kindheit war ich eigentlich keinem Leistungsdruck ausgesetzt, jedenfalls nicht so, dass es mich arg gestresst hätte. Ich war gut in der Schule und trieb Sport im Verein. Ich bestritt Wettkämpfe und gewann Medaillen. Mit Sicherheit war dies zeitweilig anstrengend, aber spätestens nach einem Wettkampf konnte ich mich wieder erholen und Kraft tanken.
Ganz anders als heute. Ein Projekt jagt das nächste, Termine überschneiden sich, die Erwartungen sind zum Teil extrem hoch. Die ganze Zeit, ohne echte Erholungspausen. Selbst im Urlaub kann ich nicht richtig entspannen. Und wenn es dann endlich doch so weit ist, ist der Urlaub schon wieder vorbei. Das alles verursacht enormen Stress.
Aber wer glaubt, das beschränkt sich nur auf die Arbeitswelt, der ist auf dem Holzweg. Auch Kinder und Jugendliche stehen vor allem in der Schule zusehends unter Leistungsdruck. Und wenn dann noch ehrgeizige Eltern mitmischen, die die Erwartungen an ihren Nachwuchs zusätzlich in die Höhe schrauben, ist es kein Wunder, dass nicht nur Erwachsene, sondern auch immer mehr Kinder ausgebrannt sind.
Bei mir hat sich der Stress schon vor einem Jahr bemerkbar gemacht, weswegen ich inzwischen Konsequenzen daraus gezogen habe. Denn zu einem Burnout wollte und will ich es einfach nicht kommen lassen. Dazu sind mir meine Gesundheit und mein Leben zu wichtig.
Nichts, wirklich nichts, auch nicht der beste Job der Welt, ist es Wert, dafür die Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Auch wenn es schwerfällt, hinterher werdet ihr euch selbst dafür danken, die Notbremse gezogen zu haben. Denn was nützt euch der tolle Job, wenn ihr ihn nicht mehr ausüben könnt?
Bevor ich mich hier nun komplett in Rage schreibe und Dinge sage, die ich hinterher bereue, höre ich an dieser Stelle mit meinem Mimimi auf. Denn ich weiß, dass ich, egal wie sehr ich mich darüber aufrege, als Einzelne an der Leistungsgesellschaft nichts ändern kann.
Stattdessen habe ich jetzt noch einen Tipp für euch:
Achtet auf euch. Euer Körper sendet euch früh genug Signale, die euch zeigen, dass etwas nicht stimmt. Diese Signale können ganz unterschiedlich aussehen. Wenn ihr am Abend nicht mehr abschalten oder schlecht einschlafen könnt, wenn ihr ständig darüber nachdenkt, was euch am nächsten Tag erwartet, wenn ihr nur noch zu Süßigkeiten greift oder gar nichts mehr essen wollt, wenn ihr stark abnehmt oder in kurzer Zeit viel zunehmt, wenn ihr Hautprobleme bekommt, die ihr früher nicht hattet, wenn ihr keine Lust mehr auf euer liebstes Hobby habt … dann ist es Zeit, etwas zu tun. Besser jetzt als später.
Denkt über eure Möglichkeiten nach und handelt dann. Dabei muss es nicht immer ein drastischer Schritt, wie beispielsweise eine Kündigung, sein. Auch kleine Änderungen können zu einer Besserung beitragen.
Habt ihr auch Probleme mit Stress? Oder seid ihr sogar schon mal nah am Burnout vorbeigeschlittert? Erzählt mir doch in den Kommentaren von euren Erfahrungen mit Stress und was ihr dagegen unternommen habt. Ich freue mich, von euch zu lesen.
Eure Verena