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Komposition der Handlung – Rückblenden und Szenenübergänge

Mai 28, 2016 • von

Im dritten Teil der Serie »Komposition der Handlung« zeige ich euch zwei weitere Elemente, die für eine Geschichte wichtig sind: Rückblenden und Szenenübergänge. Beides hängt miteinander zusammen, denn eine gute Rückblende braucht einen unauffälligen Szenenübergang, aber auch alle anderen Szenen können gemächlich ineinander übergehen. Die Leser sind zwar an harte Schnitte gewöhnt, doch in manchen Fällen ist es besser, wenn die Szenen weich miteinander verbunden werden. Wie das genau geht, erfahrt ihr in diesem Blogpost.

1. Rückblenden

Eine Rückblende ist eine Szene, die zu einem Zeitpunkt spielt, der vor dem Beginn der erzählten Handlung liegt. Sie ist ein wichtiges Stilmittel, um den Lesern etwas aus der Vergangenheit der Figuren mitzuteilen. So erfahren die Leser etwas für die Handlung Relevantes und die Figuren erhalten mehr Tiefe.

Rückblenden erzählen häufig etwas über die Kindheit der Figuren, die Vorgeschichte, prägende Einflüsse, Konflikte, Ziele etc. So erfahren die Leser auch etwas über die Motivation der Figuren und einen eventuellen Ausgangskonflikt, der die Geschichte erst ins Rollen brachte.

Es gibt verschiedene Methoden, Rückblenden einzusetzen. Ihr könnt beispielsweise kurze Erinnerungsfetzen einer Figur einbauen oder vom Erzähler vortragen lassen. Hierbei handelt es sich um sehr kurze Sequenzen, die nur aus ein paar Sätzen bestehen, in denen über eine vage Erinnerung an etwas oder jemanden berichtet wird. Ihr könnt aber auch ganze Szenen als Rückblenden einbauen oder sogar in einem ganzen Kapitel von der Vergangenheit berichten. Längere Rückblenden solltet ihr jedoch nur mit Vorsicht einsetzen, denn hier besteht die Gefahr, die Leser aus der Geschichte zu »werfen«. Fragt euch also immer, ob es wirklich notwendig ist, eine Rückblende einzubauen. Möglicherweise könnt ihr die Informationen ja auch in eine Szene oder einen Dialog einflechten, indem eine Figur über die Vergangenheit nachdenkt oder einer anderen etwas darüber erzählt.

Auch den richtigen Zeitpunkt für eine Rückblende zu finden, ist wichtig. Längere Rückblenden lassen sich am besten am Anfang einbauen. Die Neugier der Leser sollte bereits geweckt und der Konflikt angedeutet worden sein. So könnt ihr die Leser noch mit wichtigen Informationen versorgen, bevor die Handlung in Schwung kommt.
Ein anderer Zeitpunkt, der sich sehr gut für eine Rückblende eignet, wäre der Moment in einer spannenden Szene, die kurz vor dem dramatischen Höhepunkt steht. Wenn ihr dann einen Schnitt macht, könnt ihr einerseits die Situation auflockern und andererseits die Spannung darauf, wie es weitergeht, steigern.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, aus immer wieder aufgegriffenen Rückblenden einen eigenen Handlungsstrang zu formen. Oder ihr lasst immer wieder kurze Rückblenden in den Text einfließen, die um ein Geheimnis kreisen und dem Leser ein Rätsel aufgeben, das erst im Laufe der Geschichte gelöst wird.

Es gibt unzählige Möglichkeiten. Um Ideen zu sammeln, könnt ihr euch von Filmen inspirieren lassen und euch dort einiges abschauen. Achtet doch einmal beim nächsten Film darauf.

Bei der Gestaltung der Rückblende seid ihr ziemlich frei, dennoch sollte sie nicht wie ein trockener Bericht ausfallen. Ihr solltet die Rückblende auch in einer Szene mit Dialogen und agierenden Figuren gestalten. Bei der Zeitform wählt man – im Gegensatz zur normalen Erzählung, die meist in der einfachen Vergangenheit geschrieben wird – zunächst die vollendete Vergangenheit.

Einfache Vergangenheit: »Ich möchte nicht mitkommen«, sagte sie./Er ging zur Tür.
Vollendete Vergangenheit: »Ich möchte nicht mitkommen«, hatte sie gesagt./Er war zur Tür gegangen.

Da diese Erzählweise bei einer längeren Rückblende jedoch ziemlich besch… klingt, geht man nach dem Übergang in die Rückblende – sofern sie eine längere Szene oder gar ein ganzes Kapitel umfasst – so schnell wie möglich zur einfachen Vergangenheit über. Der Leser merkt davon fast gar nichts, außer, dass es »einfacher« zu lesen ist. Das liegt daran, dass wir als Leser an die einfache Vergangenheit gewöhnt sind, weil es die häufigste Zeitform in Erzählungen ist.

Egal, für welche Art der Rückblende ihr euch entscheidet, ihr solltet dabei immer auch auf den passenden Übergang achten.

2. Szenenübergänge

Doch nicht nur Rückblenden verlangen nach einer Überleitung. Auch der Wechsel des Handlungsortes, Zeitsprünge nach vorne oder der Figurenwechsel benötigen Szenenübergänge. Manchmal ist ein harter Schnitt passend, doch oft ist es für den Leser angenehmer, gemächlich von einer zur nächsten Szene geführt zu werden.

Harte Szenenübergänge werden in der Regel durch einen Kapitelwechsel, durch eine Leerzeile oder manchmal auch durch drei mittig gesetzte Sternchen markiert.

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Wichtig ist jedoch, dass ihr alles Unwichtige, Überflüssige und Selbstverständliche weglasst. Informationen, die nicht zum Fortschreiten der Handlung beitragen, können weggelassen werden. Besucht eine Figur beispielsweise eine andere, dann muss nicht lang und breit darüber berichtet werden, wie die Figur dort hingelangt ist, es sei denn, auf dem Weg ist etwas für die Handlung Wichtiges passiert.
Auf selbstverständliche Details könnt ihr also getrost verzichten, denn die Leser finden sich auch ohne diese (unwichtigen) Informationen in der neuen Szene zurecht.

Standardformeln für schnelle und einfache Szenenübergänge sind zum Beispiel: Als sie am Nachmittag nach Hause kam …, ein Jahr später …, mit jedem Tag wurde es wärmer …, der Sommer stand vor der Tür … etc.

Ihr könnt die Handlung aber auch zusammenraffen, indem ihr gleichzeitig einen Zeitsprung darstellt und Informationen über die Handlung gebt. Die verschiedenen Szenen könnt ihr auch durch eine Schilderung der Umgebung oder Natur überleiten, gleichzeitig könnt ihr so die Stimmung bzw. Atmosphäre der Szene darstellen.

Es gibt unzählige Arten, Szenen geschickt miteinander zu verbinden und von einer Szene in die andere überzuleiten. Falls euch noch weitere Ideen einfallen oder ihr andere Arten der Szenenübergänge für eure Geschichten nutzt, dann berichtet mir doch davon. Ich freue mich, von euch zu hören.

Eure Verena