Heute gibt es einen etwas anderen Blogbeitrag von mir. Eigentlich hatte ich vor, im Februar das Projekt #Autorenwahnsinn aus meiner Sicht für euch zusammenzufassen, da es mir sehr viel Spaß gemacht hat, daran teilzunehmen. Doch seit einigen Tagen quält mich ein Gedanke und drängt sich immer weiter in den Vordergrund, sodass ich ihn nicht mehr ignorieren kann. Es geht um Druck. Druck, den ich mir selber mache und der mich bereits nach wenigen Wochen so ankotzt, dass ich etwas unternehmen muss. Deshalb habe ich beschlossen, den Druck zu reduzieren.
Worum geht es eigentlich?
Damit ihr versteht, was ich meine und worum es geht, muss ich ganz kurz ausholen. Für das Jahr 2017 hatte ich mir Ziele gesetzt. Realistische und einfache Ziele, wie ich glaubte. Welche Ziele das im Einzelnen waren, tut hier nichts zur Sache. Nur so viel: Sie hatten alle mit dem Schreiben zu tun.
Was ist also passiert? Bereits nach diesen wenigen Wochen, die das neue Jahr nun alt ist, habe ich gemerkt, dass es mir nicht möglich sein wird, alle meine mir gesteckten Ziele zu erreichen. Mein Schreibplan, den ich mir voller Elan an die Wand gepinnt hatte, war plötzlich kein Plan mehr, sondern eine Falle. Diese Woche war es besonders schlimm, denn mit jedem Tag, an dem ich (mal wieder) kein einziges Wort schrieb, wurde das Seil, das ich mir selbst um den Hals gelegt zu haben schien, enger. Es schnürte mir regelrecht die Luft ab. Ich fing an, Ausreden für das Nichtschreiben zu finden. Heute war es auf der Arbeit so anstrengend. Heute geht es mir nicht so gut. Heute bin ich zu müde.
Die Wahrheit ist: Es ging mir wirklich nicht gut. (Mal abgesehen von dem Schnupfen, den ich hatte.) Doch der einzige Grund dafür war der Druck, den ich mir mit dem Setzen meiner Schreibziele gemacht hatte. Normalerweise kann ich sehr gut mit Druck umgehen. Druck ist wie ein Motor für mich, der alles am Laufen hält. Ein bisschen Druck stört mich auch nicht. Normalerweise ist der Druck, den ich bekomme, aber von außen produziert. Und der Druck von außen nimmt nach einer gewissen Zeit auch wieder ab, wenn ich beispielsweise eine Aufgabe erledigt habe. Dann stellt sich ein Hochgefühl ein und ich bin motiviert, weiterhin so gute Arbeit zu leisten.
Innerer Druck ist eine ganz andere Sache. Innerer Druck nimmt nicht so leicht ab. Die Gedanken kreisen ständig darum. Du musst noch …! Du hast dir vorgenommen …! Schau dir deinen Plan an, dann siehst du, dass du es niemals schaffen wirst! Meine innere Stimme begann, sich mit dem Plan an meiner Wand zu verbünden. Gemeinsam fingen sie an, mich zu verhöhnen und zu mobben. Und mit jedem Tag, an dem ich keine geschriebene Wortzahl eintragen konnte, wurde es schlimmer.
Mal ehrlich, so soll das jetzt das ganze Jahr weitergehen? Noch 11 Monate? Keine Chance! Ich zog die Reißleine. Und soll ich euch was sagen? Den Plan von der Wand zu nehmen, hat sich so gut angefühlt. Der ganze innere Druck ist sofort von mir abgefallen.
Ab jetzt heißt mein einziges Ziel: Schreib, wann immer du Lust dazu hast. Wenn dabei eine Geschichte rumkommt, super. Wenn es viele Geschichten werden, auch gut. Wichtig ist, das Schreiben an sich nicht aufzugeben. Weiter Spaß daran zu haben, ohne den Druck eine bestimmte Wortzahl tippen zu müssen. Denn sind wir mal ehrlich: 500 gut geschriebene, mit Spaß und Elan verfasste Worte sind tausendmal besser als 1500 grottige Worte, die spätestens in der Korrekturphase wieder aus einer Geschichte rausfliegen. Da schreibe ich lieber wenig, aber gut. Im Gegensatz zu viel, aber scheiße.
An alle, die jetzt empört aufschreien: Aber Ziele setzen ist wichtig! Da gebe ich euch vollkommen Recht. Ziele sind wichtig. Doch sie sind nur so lange gut, wie man sie mit dem eigenen Gewissen und Leben vereinbaren kann. Ich habe meine Ziele ja auch nicht komplett aufgegeben. Ich habe sie nur auf ein für mich machbares Maß reduziert.
Das Ganze hatte schließlich auch etwas Gutes und hat mir gezeigt, dass ich meine Ziele in Zukunft anders setzen muss. Nicht die Quantität meiner Schreibarbeit ist wichtig. Die Wortzahl ist völlig irrelevant, wenn die Qualität am Ende darunter leidet. Wem es hilft, sich als Ziel eine bestimmte Anzahl an geschriebenen Worten pro Tag zu setzen, bitte schön. Für mich ist es jedoch nichts, zumindest auf ein komplettes Jahr gesehen. Das habe ich daraus gelernt. Bei kurzfristigen Zielen sieht das natürlich anders aus. Wenn ich eine Deadline habe, die beispielsweise in zwei Monaten endet, dann weiß ich, dass ich bis dahin viel arbeiten muss. Danach ist es aber dann auch wieder gut. Danach kann ich mich etwas ausruhen, die Batterien wieder aufladen, bevor die nächste Aufgabe ansteht. Und genau das mache ich jetzt.
Wie sieht das bei euch aus? Habt ihr euch auch Ziele gesetzt, von denen ihr bereits jetzt schon wisst, dass ihr sie wahrscheinlich nicht erreichen könnt? Wie geht ihr damit um?
Ich freue mich, von euch zu hören.
Eure Verena