Lifestyle, Mädchenecke

Haarewaschen mit Haarseife

Mai 10, 2017 • von

Heute möchte ich euch von einem Thema erzählen, das mich inzwischen mehrere Jahre begleitet: Haarewaschen mit Haarseife. Ich habe damit aus ganz praktischen Gründen angefangen, finde inzwischen aber auch die Umweltaspekte und die Unterstützung kleinerer Shops durch die Nutzung von Haarseife positiv.

Angefangen hat alles im Jahr 2014, als ich plötzlich extrem juckende und suppende Kopfhaut bekam. Also wechselte ich das Shampoo – mehrmals, doch es änderte sich nichts. Heute weiß ich, dass es neben der allergischen Reaktion, die das Shampoo verursachte, wohl auch mit dem Stress zu tun hatte, unter dem ich damals stand, aber das ist eine Geschichte für einen anderen Beitrag …

Ich fing also an, verschiedene Shampoos auszuprobieren, merkte aber schnell, dass dies nichts bringt. Also machte ich mich im Internet auf die Suche nach Alternativen. Was soll ich sagen? Es gibt Unmengen an Produkten, die man statt Shampoo zum Haarewaschen verwenden kann. Wie haben das wohl die Menschen früher gemacht, als die Industrie noch kein Shampoo erfunden hatte? Nun, sie wuschen ihre Haare u.a. mit Wasser, mit aufgequollenem Roggenmehl oder eben mit hand- oder kaltgerührter Seife.

Haarseife – was ist das?

Eines vorweg: Haarseife ist nicht dasselbe wie festes Shampoo bzw. Shampoobars. Ich spreche aus Erfahrung, denn statt mir Haarseife zu besorgen, kaufte ich mir als erstes festes Shampoo, wodurch sich jedoch meine Kopfhautprobleme nur verschlimmerten …

Nachdem ich mich ausgiebig informiert hatte, erkannte ich meinen Fehler schnell: Der Unterschied liegt in der Zusammensetzung. Während ein Shampoobar lediglich festes Shampoo ist und somit dieselben Inhaltsstoffe besitzt wie flüssiges Shampoo, wird Haarseife aus Natronlauge und Fetten bzw. Ölen hergestellt. Sie werden vermischt und verrührt und reagieren im darauf folgenden Verseifungsprozess miteinander. Das beim Verseifen entstehende Glyzerin verbleibt in der Seife, denn es besitzt hautpflegende Eigenschaften. Je nach Menge der enthaltenen Öle und Fette, die im Verhältnis zur Natronlauge in der Rezeptur enthalten sind, wird eine Überfettung erzeugt. Diese überschüssige Menge an Ölen und Fetten, zum Beispiel Sonnenblumenöl, Olivenöl, Avocadoöl, Sheabutter etc., dient der Pflege. Die Überfettung von Haarseife liegt meist bei 2,5 % bis 5 %, bei Dusch- oder Waschseife ist sie oft höher, da die Haut mehr Pflege benötigt. Ich habe mir aber auch schon mit 12 % überfetteter Seife die Haare gewaschen, ohne dass sie fettig wurden.

Genug der Theorie – wie wäscht man sich mit Seife die Haare?

Auch das musste ich erst herausfinden. Durch die jahrzehntelange Nutzung von silikonhaltigem Shampoo hatte sich dieses über mein Haar gelegt und musste erstmal rausgewaschen werden (wodurch, nebenbei bemerkt, kaputte Längen und Spitzen zum Vorschein kamen, die erstmal abgeschnitten werden mussten). Dazu eignen sich silikonfreie Shampoos oder ein bis zwei Natronwäschen.

Trotz der Vorbereitung meiner Haare auf die Wäsche mit Haarseife waren die ersten Versuche damit nicht sehr zufriedenstellend. Meine Längen waren verklebt und fühlten sich, gelinde gesagt, eklig an. Aber meiner Kopfhaut ging es besser. Also begann ich, herumzuexperimentieren und meine Waschtechnik zu ändern. So fand ich bald die drei wichtigsten Grundsätze beim Waschen mit Haarseife für mich heraus:

  1. Die Haare müssen klitschnass sein. Wirklich. Richtig, richtig nass. Auch die Seife darf kurz in einer Schüssel mit Wasser »anweichen«. 2 bis 3 Minuten genügen, sie soll sich ja nicht auflösen.
  2. Die Seife in der Hand aufzuschäumen, bringt gar nichts. Besser ist es, mit dem Seifenstück direkt über die Kopfhaut zu fahren und die Seife anschließend aufzuschäumen.
  3. Die Längen müssen nicht mit eingeschäumt werden. Das gilt aber nur bei langen Haaren. Kurze Haare können komplett eingeseift werden. (Ich mache dazu einen mittelhohen, geflochtenen Zopf am Hinterkopf, damit keine Seife an die Längen kommt.)

Solange man mit Shampoo wäscht, fällt es einem nicht auf, aber die Industrie macht es uns leicht. Die Inhaltsstoffe in den Shampoos sorgen dafür, dass man nachlässig wird. Ein Shampoo nicht richtig aufzuschäumen, ist fast nicht möglich, da es durch die enthaltenen Tenside beinahe von alleine schäumt. Bei Seife ist das nicht so. Man braucht Geduld und Zeit und viel, viel Wasser. Und man muss sie wirklich gut aufschäumen. Bei richtiger Technik entstehen wahre Schaumberge auf dem Kopf, die dazu genauso herrlich duften wie bei industriellem Shampoo.

Anschließend wird der Schaum ausgespült und läuft dabei auch die Haarlängen hinab, die vorher ausgespart wurden. Eine Komplettwäsche, in der ich alle Haare einschäume, also auch die Längen, mache ich nur alle paar Wochen einmal. Denn bei meiner Haarlänge würde ich sonst Unmengen an Seife verbrauchen. Außerdem benötigen die Längen mehr Öle als die Kopfhaut. Zu diesem Zweck verteile ich in den Längen lieber mal eine Haarkur oder eine Spülung.

Um die Schuppenschicht der Haare nach dem Waschen zu schließen, sollte man eine abschließende saure Spülung mit Essig- oder Zitronenwasser machen. Das ist auch in Gegenden mit hartem Wasser ein guter Tipp, um sogenannte Kalkseife¹, die sich in den Haaren absetzt, zu vermeiden. Ich habe jedoch gemerkt, dass es trotz sehr hartem Wasser bei mir nicht notwendig ist. Zum einen ist in den meisten Haarseifen bereits Zitronensäure eingearbeitet, zum anderen mochte meine Kopfhaut die saure Spülung nicht besonders. Ich spüle deshalb nur noch mit lauwarmem oder kaltem Wasser nach, um die Schuppenschicht zu schließen.

Inzwischen geht es meiner Kopfhaut und meinen Haaren wieder sehr gut und sie wachsen ohne Ende. Ich werde deshalb mein Leben lang weiter Haarseife verwenden, nutze aber auch ab und an mal ein mildes Shampoo aus der Naturkosmetik – vor allem an Tagen, an denen ich etwas faul bin …

 Wo kann man Haarseife kaufen?

Haarseife ist kein Industrieprodukt! In einer Drogerie bekommt man sie deshalb nicht. Wer gerne auf Mittelalter- oder Handwerkermärkten unterwegs ist, kann sich dort danach umschauen. Der einfachste und schnellste Weg ist jedoch das Internet.

Ich selbst kaufe meine Haarseife bei der Seifensiederin meines Vertrauens hier in der Schweiz. Es gibt aber sowohl hier als auch in Deutschland und Österreich zahlreiche kleine Online-Shops. Hier eine Auswahl an Shops, bei denen ich auch schon Seife bestellt habe und die ich deshalb empfehlen kann:

Die Seifensiederin
Toggenburger Naturseifen
Steffis Hexenküche
Savion

Falls ihr jetzt Lust habt, es selbst auszuprobieren, oder falls ihr bereits selbst Haarseife nutzt, dann erzählt mir doch davon in den Kommentaren.
Wenn ihr einen detaillierten Bericht zu meiner Waschtechnik oder Erfahrungsberichte zu einzelnen Seifen lesen möchtet, könnt ihr mir auch das in den Kommentaren mitteilen. Bei Fragen könnt ihr mir aber auch eine E-Mail schicken. Ich helfe gerne weiter. Ich freue mich, von euch zu hören!

Eure Verena

 

1 Infos zu Kalkseife findet ihr hier.