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Rezensionen, Schreiben & Lesen

Rezension zu »George«

Oktober 13, 2017 • von

Titel: George
Autor: Alex Gino
Verlag: Scholastic Bk Services
Einband: Taschenbuch
Seiten: 224
Alter: 9 – 12 Jahre
ISBN: 978-0-545-81257-3
Preis: CH: 9,40 CHF/D: ca. 5,99 €
Erscheinungsdatum Originalausgabe: 2015

Klappentext auf dem Taschenbuch:

Englisch:
When people look at George, they think they see a boy. But she knows she’s not a boy. She knows she’s a girl.

George thinks she’ll have to keep this a secret forever. Then her teacher announces that their class play is going to be Charlotte’s Web. George really, really, REALLY wants to play Charlotte. But the teacher says she can’t even try out for the part . . . because she’s a boy.

With the help of her best friend, Kelly, George comes up with a plan. Not just so she can be Charlotte — but so everyone can know who she is, once and for all.

Deutsch:
Sei, wer du bist!

George ist zehn Jahre alt, geht in die vierte Klasse, liebt die Farbe Rosa und liest heimlich Mädchenzeitschriften, die sie vor ihrer Mutter und ihrem großen Bruder versteckt. Jeder denkt, dass George ein Junge ist. Fast verzweifelt sie daran. Denn sie ist ein Mädchen! Bisher hat sie sich noch nicht getraut, mit jemandem darüber zu sprechen. Noch nicht einmal ihre beste Freundin Kelly weiß davon. Aber dann wird in der Schule ein Theaterstück aufgeführt. Und George will die weibliche Hauptrolle spielen, um allen zu zeigen, wer sie ist. Als George und Kelly zusammen für die Aufführung proben, erzählt George Kelly ihr größtes Geheimnis. Kelly macht George Mut, zu sich selbst zu stehen.

›George‹ erzählt einfühlsam und unprätentiös vom Anderssein und ermutigt, den eigenen Weg zu gehen. Der erste Kinderroman zum Thema Transgender, der auch ältere Leser fesseln wird und der die Botschaft vermittelt: Sei, wer du bist!

Zum Autor:

Alex Gino, geboren und aufgewachsen in Staten Island, New York, mag die Natur und Geschichten, die die Vielfalt des Lebens widerspiegeln. Heute lebt Alex Gino mit Partner und zwei Katzen in Kalifornien, USA. Alex Gino ist seit über zwanzig Jahren in der queeren und Transgender-Bewegung aktiv. Persönliche Erfahrungen und das Wissen, dass Transgender-Kinder Romane brauchen, die sie bestärken und ihnen Mut machen, waren der Anlass ›George‹ zu schreiben. (Quelle: Amazon.de)

Mom, what if I’m a girl?

Ich habe die Geschichte über die 10-Jährige George, die sich heimlich Melissa nennt und Mädchenzeitschriften sammelt, auf Englisch gelesen, und dieser Satz ist mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben. Denn die Angst davor, wie ihre Mutter reagiert, wenn sie erfährt, dass George ein Mädchen ist, schwingt das gesamte Buch über mit. Und dass George ein Mädchen ist, daran besteht kein Zweifel.

Die Geschichte wird durch einen personalen Erzähler geschildert, der über George stets mit dem Personalpronomen »she«, also »sie«, berichtet. George liebt außerdem Mädchenkleidung und kämmt sich, wenn sie alleine ist, die Haare nach vorne, sodass ihre Frisur femininer wirkt. Sie hasst ihren Jungenkörper und alles, was damit zu tun hat. Sie hasst es, in der Schule aufs Jungenklo gehen zu müssen. Doch am deutlichsten zeigt sich ihre Abneigung gegen ihren Körper, wenn sie badet: Dann zieht sie ihre Unterhose erst ganz zum Schluss aus und versucht nicht auf das zu achten, was da zwischen ihren Beinen ist.

Auch in der Schule hat sie es nicht leicht. Von ihren Mitschülern Jeff und Rick wird sie stets gemobbt und als Freak abgestempelt, weil sie so gar nicht wie die anderen Jungs ist. Nur bei ihrer besten Freundin Kelly kann George sich so geben, wie sie ist. Gemeinsam proben sie für die Rolle der Charlotte im Theaterstück Charlotte’s Web, die George unbedingt ergattern will. Leider gibt ihr die Lehrerin keine Chance dazu. Als schließlich Kelly die Rolle bekommt, wird die Freundschaft der Kinder auf eine harte Probe gestellt. Doch Kelly und George wären keine besten Freunde, wenn sie sich nicht nach kurzer Zeit wieder vertragen würden. So ist es auch kein Wunder, dass Kelly die Erste ist, die erfährt, dass George ein Transmädchen ist. Gemeinsam hecken sie schließlich einen Plan aus, damit George allen zeigen kann, was in ihr steckt und wer sie wirklich ist.

Dass Georges Angst, ihrer Familie die Wahrheit zu sagen, berechtigt ist, zeigt sich am Ende des Buches, denn ihre Mutter tut sich mehr als schwer damit, zu akzeptieren, dass ihr Sohn ein Mädchen ist. Stattdessen bekommt George unerwartet Rückhalt von ihrem älteren Bruder Scott. Er vermutet zunächst zwar, George sei schwul, doch als er erfährt, dass sie Transgender ist, hält er erst recht zu ihr.

Ein Buch, das Mut macht, zu sich selbst zu stehen

Ich habe das Buch im Original, also auf Englisch, gelesen. Die Sprache ist kindgerecht gehalten und leicht verständlich, sodass es auch von jenen gelesen werden kann, die nicht so gut Englisch sprechen. Alle anderen können aber guten Gewissens auch zur deutschen Übersetzung greifen.

Dass das Buch für Kinder ist, wird nicht nur an der einfachen Sprache deutlich. Auch dass George bei ihrem Coming-out sehr viel Zuspruch erhält, kaum auf Widerstände stößt (mal von der Mutter abgesehen) und am Ende als Melissa in die Welt hinausgeht, führt dazu, dass der kindliche Leser das Buch mit einem guten Gefühl zuschlägt. So macht die Geschichte vor allem jüngeren Kindern Mut, zu sich selbst zu stehen. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass gerade ältere Kinder den Ausgang der Geschichte mehr hinterfragen, da sie die Welt in der sie leben bereits besser kennen und wissen, dass es nicht immer so gut läuft.

Meiner Meinung nach sollte das Buch von Kindern nur begleitet durch einen Elternteil oder einen Lehrer gelesen werden, denn so können Unklarheiten, die beim Lesen aufkommen, gleich gemeinsam besprochen werden. Im Anhang des Buches beantwortet Alex Gino zwar noch einige Fragen, doch das Thema Transsexualität wird leider nicht ausreichend erklärt. Georges Geschichte kann bei Kindern, die noch nie davon gehört haben, also durchaus zu Verwirrung führen.

Nichtsdestotrotz ist das Buch sehr lesenswert – nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Ich kann es deshalb uneingeschränkt empfehlen.

Eure Verena


Rezensionen, Schreiben & Lesen

Sketchnotes kann jeder? Definitiv!

September 9, 2017 • von

Heute möchte ich euch das Buch »Sketchnotes kann jeder« von Ines Schaffranek vorstellen. Ich sage bewusst »vorstellen«, denn dieser Blogpost soll keine Rezension im klassischen Sinne sein, sondern einfach meine Gedanken zu dem Buch widerspiegeln.

Auf Sketchnotes aufmerksam geworden bin ich durch diesen Blogeintrag von Nina C. Hasse. Über ihre Link-Tipps bin ich schließlich auf den Blog pheminific und auch auf das Buch »Sketchnotes kann jeder« gestoßen. Und so kam eins zum anderen. Ich begann mich mit dem Thema auseinanderzusetzen, und obwohl ich nie zu denen gehörte, die gut zeichnen können, fing ich einfach an. Und was soll ich sagen? Das Buch ist für Anfänger einfach wie gemacht.

Auf seinen etwas mehr als 200 Seiten vermittelt es extrem viele Grundlagen. Angefangen bei den einfachsten Formen, aus denen man ohne großen Aufwand ein komplexes Bild erschaffen kann, über Methoden zur Entwicklung eigener Bildideen bis hin zu Zeichen-Übungen. Aber auch für diejenigen, die sich mit Sketchnotes schon auskennen, finden darin allerhand nützliches Zusatzwissen zu den Werkzeugen und Zeichenmaterialien, dazu wie Sketchnotes bei Vorträgen entstehen, wie man sie digitalisieren oder direkt mit dem Tablet zeichnen kann, etwas zur Farbenlehre und, und, und.

Ich muss mich also korrigieren: Das Buch ist sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene gemacht.

Die Dinge, die mir jedoch am meisten im Gedächtnis geblieben sind, sind eher praktischer Natur und haben direkt mit dem Zeichnen zu tun, da ich persönlich hier den größten Nachholbedarf habe. Sie lauten wie folgt:

  • Als Zeichenübung darf ich Figuren von anderen kopieren. Je mehr ich übe, desto eher entwickelt sich mein eigener Stil.
  • Ich sollte mir eine Symbolbibliothek mit Bildern anlegen, die ich für meine Sketchnotes brauche. In meinem Fall, um damit zu plotten.
  • Ideenstütze: flaticon.com. Auf dieser Seite war ich inzwischen viele Male, um mir Ideen für Symbole zu holen.
  • Auch ich kann mit einfachen Mitteln Menschen zeichnen.
  • Der Text – einzelne Wörter oder Stichpunkte – kommt aus Gründen der Übersichtlichkeit immer vor dem Bild. Das Bild kann hinterher drum herum entstehen.
  • Fehler machen ist okay. Wichtig ist zu wissen, wie man damit umgeht.
  • Übung macht den Meister. Wie überall im Leben.
  • Etc.

Am Ende entstand daraus diese Sketchnote:

Sketchnotes werden in meinem zukünftigen Leben definitiv eine Rolle einnehmen, auch wenn es sicher noch lange dauert, bis ich bei Vorträgen direkt mitsketche. Zum Plotten finde ich es jedoch einfach klasse. Denn ich kann dadurch mit wenigen Symbolen etwas ausdrücken, was ich sonst in mehrere Sätze packen würde. Die Informationen, die ich sonst erst umständlich durchlesen müsste, sind dadurch übersichtlicher und auf einen Blick ersichtlich. Und die Geschichten in meinem Kopf bekommen dadurch gleich eine visuelle Umsetzung.

Falls ihr noch zur Schule oder Uni geht, kann ich es euch ebenfalls empfehlen. Hätte ich Sketchnotes schon zu meinen Schul- oder Unizeiten gekannt, hätte ich beim Lernen des Klausurstoffs ganz sicher auch darauf zurückgegriffen. Genauso wie andere Kreativtechniken gehören Sketchnotes meines Erachtens in das Repertoire jedes Lehrers und Schülers. Und sollte es jemals ein Schulfach über das »Lernen und Lernmethoden« geben, gehören Sketchnotes definitiv dazu.

Ihr seht, ich bin extrem begeistert und kann euch nur ans Herz legen, euch einmal mit dieser Methode zu beschäftigen. Ihr müsst ja nicht gleich ein Buch kaufen, denn viele Infos findet man auch im Internet, wenn man danach googelt. Doch für mich hat sich die Anschaffung des Buches auf jeden Fall gelohnt, auch wenn es mit 36,90 CHF nicht ganz so günstig war.

Habt ihr selbst auch schon Erfahrungen mit Sketchnotes gemacht oder nutzt ihr sie vielleicht schon ausgiebig? Schreibt mir gerne in den Kommentaren, was euch dazu einfällt. Ich freue mich, von euch zu lesen.

Eure Verena


Nützliches Wissen für Autoren, Schreiben & Lesen

Verlags-Imprints

August 1, 2017 • von

Wenn man als Autor nach der für sich besten Möglichkeit zur Veröffentlichung sucht, stößt man zwangsläufig über sie: E-Book-Only-Verlage, digitale Imprints oder Verlags-Imprints der großen Publikumsverlage. Die Bekanntesten unter ihnen möchte ich euch heute kurz vorstellen.

Dabei soll es jedoch nicht um die bereits viel besprochenen Vor- und Nachteile dieser Labels gehen. Interessante Artikel dazu findet ihr auf der Website der Self-Publisher-Bibel, auf dem Blog des Autors Marcus Johanus und auf dem Red Bug-Blog.

Ich möchte euch lediglich eine Zusammenstellung der digitalen Labels geben, um euch eine mögliche Entscheidung zu erleichtern.

Midnight und Forever – Digitalverlage der Ullstein Buchverlage

Diese beiden Imprints sind die E-Book-Only-Plattformen der Ullstein Buchverlage. Midnight bringt seit 2014 Krimis, Thriller, Fantasy- und Abenteuerromane auf den Markt, wohingegen Forever die Herzen der Liebesromanfans höherschlagen lässt.

Um euch als Autor bei einem dieser Verlags-Imprints zu bewerben, reicht ihr über das Formular auf der Website zunächst ein kurzes Exposé und das unveröffentlichte Manuskript mit einem Umfang von mindestens 80.000 Wörtern ein. Und dann heißt es – wie bei allen anderen Verlagen auch – warten.

Wenn eure Geschichte die Lektoren überzeugt hat, erhaltet ihr einen Verlagsvertrag. Danach erhält euer Manuskript ein professionelles Lektorat und ein Coverdesign. Das E-Book gelangt schließlich über die Vertriebswege der Ullstein Buchverlage in den Handel bzw. ist dann bei Amazon, Apple, Hugendubel und weiteren Online Shops der Buchhändler erhältlich. Das E-Book kann dann in allen Formaten und auf verschiedenen E-Readern gelesen werden.

Folgende Vorteile nennen Midnight und Forever:

– Enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Lektoren
– Veröffentlichung nach kurzer Zeit
– Verfügbarkeit des E-Books in allen Online-Shops der Buchhändler
– Beteiligung des Autors an bis zu 50% des Nettoerlöses
– Austausch mit Lesern und Autoren über die Community
– Keine Kosten für den Autor

Einzig eine Information über das Marketing fehlt hier – möglich, dass dafür die Community genutzt werden soll. Denn egal wie gut die Vertriebswege des Verlags sind, wenn ihr als Autor bekannt werden wollt, müsst ihr euch selbst reinhängen, euch mit den Lesern austauschen und euch selbst vermarkten. Darum kommt ihr – selbst mit einem Verlagsvertrag im Printbereich – heutzutage nicht mehr herum.

Impress und Dark Diamonds von Carlsen

Impress ist ein E-Book-Label des Carlsen Verlags und richtet sich mit seinem Verlagsprogramm vor allem an jugendliche Leser, aber auch an junge Erwachsene. Bei Impress werden Bücher aus den Bereichen Young Adult Romance und All Age Fantasy ab 14 Jahren herausgebracht.
Dark Diamonds geht noch etwas weiter, hier geht es um New Adult Fantasy mit Protagonisten ab 19 Jahren und richtet sich mit seinen Geschichten eher an junge Erwachsene. Wenn ihr als Autor in diesen Bereichen schreibt, ist Impress oder Dark Diamonds möglicherweise der richtige E-Book-Verlag für euch.

Beide E-Book-Verlage bieten seinen Autoren bis zu 50 % vom Nettoerlös, eine Vorauszahlung und Blogmarketing. Die Bewerbung bei Impress und Dark Diamonds erfolgt via E-Mail mit einem Anschreiben, eurer Autoren-Vita und dem vollständigen Manuskript als Word-Datei. Und dann heißt es auch hier warten.

Genauere Infos zu den Leistungen, wie Lektorat oder Coverdesign, konnte ich leider nicht finden. Aber da es sich um Digitalverlage von Carlsen handelt, nehme ich ganz stark an, dass auch hier auf eine hohe Qualität geachtet wird.

feelings *emotional eBooks

feelings ist die E-Book-Plattform der Holtzbrinck ePublishing GmbH und arbeitet mit den vier großen Verlagshäusern S.Fischer Verlage, Rowohlt, Verlagsgruppe Droemer Knaur und Kiepenheuer&Witsch zusammen. Bei feelings dreht sich alles um den Liebesroman.

Wenn ihr euch hier als Autor bewerben möchtet, schickt ihr einfach ein Exposé und eine Leseprobe eures Liebesroman-Manuskripts per E-Mail an das Lektorat. Doch da auch hier nur mit Wasser gekocht wird, müsst ihr euch dann ebenfalls in Geduld üben und warten. Weiterführende Infos konnte ich jedoch auf der Website nicht finden.

Vielleicht habt ihr ja bereits Erfahrungen mit einem dieser E-Book-Only-Verlage gemacht und möchtet diese teilen? Dann schreibt mir doch eine Mail oder lasst mir einen Kommentar da.

Ich freue mich, von euch zu lesen.

Eure Verena

 

Quellen:

Die Self-Publisher-Bibel

Red Bug Culture Blog

Marcus Johanus Autor

Midnight

Forever

Impress

Dark Diamonds

feelings


Nützliches Wissen für Autoren, Schreiben & Lesen

Achtung: DKZV!

Juni 21, 2017 • von

Ich erzähle euch jetzt eine wahre Geschichte: Es war einmal ein unerfahrenes Mädchen, das unbedingt Autorin sein wollte und ihren ersten – zugegebenermaßen ziemlich unausgereiften und sehr schlechten – Roman geschrieben hatte und sich im Internet nach Verlagsadressen umschaute. Schnell bei Google ein paar Stichworte eingegeben und voilà, da waren sie auch schon, die Anzeigen, die so wunderbar tönten, wie: »Verlag sucht Manuskript«, »Verlag sucht Autor«, oder »Wir suchen Autoren« etc.

Wunderbar, dachte sich das Mädchen, suchte die Adresse des Verlags heraus, der fast genau denselben Namen wie ein bekanntes großes Verlagshaus trug, und schickte das Manuskript ab. Gar nicht so lange Zeit später bekam sie einen dicken, großen Brief mit der Antwort des Verlages und einen Autorenvertrag!

Wow, ein Autorenvertrag, so schnell! Euphorisch begann sie, die Unterlagen durchzublättern und stieß bald auf etwas, das ihre Freude im Keim ersticken ließ: Der Verlag wollte Geld für die Veröffentlichung, und das nicht zu knapp.

Glücklicherweise schrillten in diesem Moment alle Alarmglocken im Kopf des Mädchens und ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen. Obwohl es sie traurig stimmte, zerriss sie die Unterlagen und warf sie in den Müll.

Dass es sich bei dem sogenannten Verlag um einen Druckkostenzuschussverlag (kurz DKZV) – oder auch Selbstkostenverlag, Selbstzahlerverlag, Zuschussverlag oder Pseudoverlag (mein Favorit) – gehandelt hatte, wurde mir erst später klar. Doch dass da etwas faul war, wusste ich schon damals. Aber warum erzähle ich euch das? Ganz einfach, damit ihr, die ihr vielleicht auch noch jung und unerfahren seid, nicht in dieselbe Falle tappt.

Was ist ein DKZV?

Ein solches Unternehmen, das sich selbst Verlag schimpft, verdient diese Bezeichnung nicht. Denn verlegen kommt von »vorlegen«, das heißt, der Verlag geht in Vorkasse. Bei einem DKZV ist das nicht der Fall. Im Gegensatz zu einem richtigen Verlag wollen diese Unternehmen Geld von dir, dem Autor, um dein Buch zu »verlegen«. Die Kosten gehen beim Lektorat los – falls man das denn als solches bezeichnen kann – und gehen weiter mit den Druckkosten, Marketing und, und, und …

Oft werben diese Pseudoverlage auch noch mit tollen Veröffentlichungsmodellen, bei denen der Autor selbst auswählen kann, wie viel Geld er »ausgeben möchte«. Und das Beste: In den Erfahrungsberichten schwärmen andere Autoren von der tollen Zusammenarbeit mit dem »Verlag« und dass sich die Ausgaben wirklich gelohnt hätten. Die Kosten, die nicht selten in den vier- bis fünfstelligen Bereich gehen, werden einfach heruntergespielt. Und am Ende werdet ihr auch noch gezwungen, die komplette Auflage, also mehrere Hundert Bücher, selbst zu behalten und zu lagern. Wenn es dumm läuft, bleibt ihr auf einem Haufen Papiermüll sitzen.

Ich kann nur sagen: Finger weg von diesen »Verlagen«! Die haben nicht umsonst einen schlechten Ruf. Durch eine Veröffentlichung über so ein Unternehmen macht ihr euch selbst die Reputation als Autor kaputt. Denn kein seriöser Verlag wird dann jemals (noch) mit euch zusammenarbeiten wollen.

Seriöse Verlage suchen keine Autoren!

Seriöse Verlage sind auch in der Regel nicht auf der Suche nach Autoren, es sei denn, der Verlag wurde erst frisch gegründet. Aber selbst dann ist es fraglich, ob sie offensiv »suchen«. Die allermeisten Verlage haben genug Autoren in ihrem Portfolio. Deshalb ist es auch so schwer, dort einen Fuß in die Tür zu kriegen. Da sie in Vorkasse gehen, wenn sie ein Buch herausbringen, gehen sie ein hohes Risiko ein. Da greift man gerne auf Altbewährtes zurück, also Autoren, die in der Vergangenheit bereits erfolgreich Bücher veröffentlicht und die somit Geld eingebracht haben. Neue Autoren haben es da schwer. Da muss das Manuskript schon extrem überzeugen.

Ich kann verstehen, dass man als Neuling nach zig Absagen von Verlagen leicht empfänglich wird für solche Angebote. Dennoch: Lasst es lieber sein. Es gibt andere Möglichkeiten, ein Buch zu veröffentlichen. Self-Publishing – das Herausbringen eines Buches im Selbstverlag oder Eigenverlag – zum Beispiel.

Das Image des Selbstverlages ist in den letzten Jahren immer positiver geworden. Nicht wenige Self-Pubisher haben über diesen Weg sogar inzwischen Verlagsverträge ergattert, denn sie haben bewiesen, dass sich ihre Bücher verkaufen. Natürlich muss man beim Selbstverlag selbst auch in Vorkasse gehen. Denn ein gutes Buch braucht ein Lektorat, Korrektorat, ein Cover, Buchsatz und Werbung. Alles, was man nicht selbst kann, muss man von anderen machen lassen. Und die wollen in der Regel bezahlt werden, wenn es nicht gerade Freunde oder Familie sind, die ihre Dienste gratis zur Verfügung stellen. Trotzdem wird es im Self-Publishing immer noch günstiger als bei der »Zusammenarbeit« mit so einem Pseudoverlag.

In diesem Sinne: Gebt Acht bei der Verlagswahl und lasst euch nicht hinreißen, auch wenn das »Angebot« noch so gut klingt.

Falls ihr selbst auch schon Erfahrung damit gemacht habt, schreibt es mir doch unten in die Kommentare. (Ich werde sie schnellstmöglich freischalten.)

Eure Verena


Rezensionen, Schreiben & Lesen

Rezension zu »Im Hause Longbourn«

Mai 29, 2017 • von

Titel: Im Hause Longbourn
Autor: Jo Baker
Verlag: Penguin Verlag
Einband: Taschenbuch
Seiten: 448
Alter: keine Altersempfehlung
ISBN: 978-3-328-10027-0
Preis: CH: 14,90 CHF/D: 10,00 €/A: 10,30 €
Erscheinungsdatum: 11.10.2016/Originalausgabe: 2013

Klappentext auf dem Taschenbuch:

Eine mächtige Familie und ihre Dienstboten. Und ein Haus, das alle Geheimnisse kennt.

Während oben in den Salons von Longbourn die Töchter der Familie Bennet überlegen, wie sie die reichen Junggesellen Mr Bingley und Mr Darcy einfangen können, müht sich unten in den Diensträumen das Hausmädchen Sarah über Wäschebottichen und Töpfen ab und träumt dabei von einem anderen, aufregenderen Leben. Als ein neuer Hausdiener im Herrenhaus auftaucht, scheint er wie die Antwort auf ihre Stoßgebete. Doch James hütet ein Geheimnis von großer Sprengkraft. Es könnte das Leben auf Longbourn für immer verändern.

Zur Autorin:

Jo Baker wurde in Lancashire geboren und studierte an der Oxford University und der Queen’s University in Belfast, wo sie ihre Leidenschaft fürs Schreiben entdeckte. Seither veröffentlichte sie fünf Romane, die ihr in der Presse viel Lob einbrachten. Mit »Im Hause Longbourn« gelang ihr der internationale Durchbruch. Jo Baker lebt mit ihrer Familie in Lancaster. (Quelle: www.buch.ch und Angaben im Buch.)

Kurze Zusammenfassung:

Das Buch »Im Hause Longbourn« ist ein historischer Roman, der an »Stolz und Vorurteil« von Jane Austen anknüpft und das Leben und Arbeiten der Dienstboten des Hauses näher beschreibt. Es ist in drei Bände unterteilt und den einzelnen Kapiteln ist jeweils ein Zitat aus »Stolz und Vorurteil« vorangestellt.

Der erste Band stellt hierbei eine Einführung in die Handlung und der Charaktere dar. Erste Konflikte werden sichtbar.

Im zweiten Band nimmt die Handlung Fahrt auf, Beziehungen werden geknüpft, die Liebesgeschichte zwischen Sarah und James wird zum zentralen Thema.

Im dritten Band wird schließlich alles Bisherige auf den Kopf gestellt. Die Vergangenheit wird aufgelöst und schlägt eine Brücke zu dem, was der Leser bereits in den ersten beiden Bänden erfahren hat. Am Ende wird natürlich alles gut, aber wie, möchte ich euch an dieser Stelle nicht verraten.

Schöne Geschichte, aber eine etwas zu langatmige Handlung …

Da ich ein riesiger Fan der Bücher von Jane Austen bin, habe ich mich sehr auf Jo Bakers »Im Hause Longbourn« gefreut. Ich war überaus gespannt darauf, wie die Autorin das Leben der Dienstboten der Familie Bennet aus »Stolz und Vorurteil« beschreiben würde und welche Irrungen und Wirrungen sie sich für sie ausgedacht haben mochte. Da die Dienstboten selbst in der Romanvorlage nur einmal kurz erwähnt wurden, gab es hier viel Raum für eigene Ideen und Entfaltung. Was die Charaktere, die Geschichte im Allgemeinen und den Stil anging, wurde ich auch durchaus nicht enttäuscht. Doch die langatmige Handlung, die andauernden Wiederholungen und die teilweise lieblose Darstellung der (für mich so geliebten) älteren Bennet-Schwestern ließen mich das Buch nicht so genießen, wie ich es gerne getan hätte. Aber eins nach dem anderen …

Die Charaktere des Buches, zumindest die der Dienstboten, haben mir gut gefallen. Zunächst lernt der Leser Mr und Mrs Hill, Sarah und Polly kennen, die im Haushalt der Bennets alle Hände voll zu tun haben. Als mitten im Dienstjahr unerwartet James auftaucht, wird er, aus Gründen, die erst später aufgeklärt werden, als Hausdiener eingestellt. Er kümmert sich um die Pferde, bedient die Familie und ihre Gäste und nimmt vor allem Sarah sehr viel Arbeit ab. Er scheint von Anfang an in Sarah verliebt zu sein, warum das so ist, wird aber (leider) nicht wirklich klar. Sarah ihrerseits möchte zwar James’ Aufmerksamkeit erlangen, fühlt sich zunächst aber eher zum Diener der Bingleys hingezogen …
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, da ich euch nicht spoilern will. Bis auf kleinere Schwächen in der Charaktertiefe fand ich die handelnden Personen und ihre Beweggründe einigermaßen nachvollziehbar. Ich konnte vor allem mit Mrs Hill und Sarah mitfühlen. Als die Vergangenheit von James aufgedeckt wurde, habe ich auch seinen Charakter liebgewonnen.

Die Darstellung einiger Bennets gefiel mir hingegen weniger gut. Ich gehe zwar vollkommen konform damit, dass es für die Hausmädchen keine schöne Angelegenheit ist, die dreckige Wäsche der Herrschaften zu waschen, mit allen Ausdünstungen und Körperflüssigkeiten, die man sich vorstellen kann. Doch vor allem Elizabeth wurde für meine Begriffe sehr negativ dargestellt. Sie erschien mir sehr sprunghaft in ihrem Wesen. Irgendwie war sie für mich nicht die Elizabeth, die ich durch die Vorlage in Erinnerung hatte. Das mag auch der Beziehung geschuldet sein, die Dienstboten und Herrschaft miteinander verbindet. Doch irgendwie hat mich das gestört …
Mr Collins hingegen wurde etwas positiver als im Original beschrieben und Wickham bekam vollends sein Fett weg. (Achtung Spoiler: Ihm wird sogar eine pädophile Neigung angedichtet. Jedenfalls sehe ich das so, denn er macht sich an Polly ran, die im Buch durchweg als Kind dargestellt wird und deshalb nicht älter als zwölf sein kann. Das habe ich aus dem Original so nicht in Erinnerung.)
Auch für Mr Bennet und Mrs Hill hat sich Jo Baker etwas Besonderes einfallen lassen. Diese Geschichte hat der Beziehung zwischen Mr und Mrs Bennet nochmal eine ganz neue Sichtweise verliehen.

Während der Leser den Hausangestellten durchs Jahr folgt, werden auch immer wieder Parallelen zu »Stolz und Vorurteil« gezogen. Wer Jane Austens Klassiker kennt, weiß stets, an welcher Stelle des Buches er sich gerade befindet. Ich fand dies an einigen Stellen jedoch zu vordergründig. Hier hätte ich es schöner gefunden, wenn es noch mehr im Hintergrund abgelaufen wäre. Das hätte das Buch auch um einiges kürzer gemacht und die langatmige Handlung gestrafft. Wo ich auch schon bei meinem Hauptkritikpunkt wäre: die langgezogene Handlung.

Die Geschichte an sich hat mir zwar gut gefallen, doch sie war an einigen Stellen schlicht weg zu lang(weilig). Vor allem am Anfang passiert einfach nichts. Es wird nur beschrieben, wie sie tagein, tagaus waschen, putzen, gelangweilt am Kamin sitzen und warten, dass die Bennets endlich schlafen gehen. Ich weiß, das Leben der Angestellten war nun einmal so. Und in deren Alltag passierte nicht ständig etwas. Aber hier wäre meiner Meinung nach weniger mehr gewesen. Die Tatsache, dass so ziemlich jeder Tag der Angestellten gleich aussieht, wäre dem Leser auch so klar geworden.

Diese Stellen waren es leider auch, weswegen ich das Buch immer wieder beiseitegelegt und einige Tage nicht mehr angerührt habe. Ich hatte einfach keine richtige Lust weiterzulesen. Doch dann wuchs wieder die Neugier, zu erfahren, wie es mit den Charakteren weitergeht, und dann habe ich es doch wieder zur Hand genommen. Denn gegen die Geschichte kann man im Großen und Ganzen nichts sagen. Alle offenen Fragen wurden aufgelöst und vor allem die Passagen zu James’ Vergangenheit haben seinem Handeln einen Sinn gegeben.

Dem Ende der Geschichte stehe ich etwas zwiegespalten gegenüber: Jo Baker ließ die Handlung zwar über das Ende der Vorlage hinauslaufen, doch auch hier war es mir zu langatmig. Das »richtige« Ende war mir dann aber wiederum zu kurz. Das darauffolgende Kapitel »Finis« erscheint abschließend wie ein Epilog. Der Leser erfährt, wie es mit den Figuren weitergeht, was das sehr abrupte Ende von vorher wieder etwas relativiert. Wie ihr seht, hatte ich hier eher gemischte Gefühle.

Der Schreibstil von Jo Baker war flüssig und leicht zu lesen, an einigen Stellen musste ich sogar schmunzeln und ich wurde an den unterschwelligen Humor von Jane Austen erinnert. Dennoch kommt Bakers Stil nicht ans Original heran, aber das muss er auch gar nicht. Bakers Stil hatte etwas Eigenes, was ich sehr mochte.

Fazit:

Wer gerne einen sehr gut recherchierten, historischen Roman über das Leben und Schaffen der Dienstboten des frühen 19. Jahrhunderts lesen möchte, ist mit diesem Roman gut beraten. Denn dass die Autorin hierfür sehr viel recherchiert hat, wurde beim Lesen sehr deutlich. Manchmal kam es mir sogar so vor, als wolle sie unbedingt ihr ganzes Wissen in dieses Buch quetschen. Die Geschichte und die Figuren gingen dabei leider manchmal etwas unter. Wer einen Roman à la Jane Austen erwartet, der wird deshalb leider etwas enttäuscht. Für sich genommen ist die Geschichte jedoch lesenswert, wenn auch sehr langatmig. Als Sommer-Schmöker aber durchaus passabel.