Ich erzähle euch jetzt eine wahre Geschichte: Es war einmal ein unerfahrenes Mädchen, das unbedingt Autorin sein wollte und ihren ersten – zugegebenermaßen ziemlich unausgereiften und sehr schlechten – Roman geschrieben hatte und sich im Internet nach Verlagsadressen umschaute. Schnell bei Google ein paar Stichworte eingegeben und voilà, da waren sie auch schon, die Anzeigen, die so wunderbar tönten, wie: »Verlag sucht Manuskript«, »Verlag sucht Autor«, oder »Wir suchen Autoren« etc.
Wunderbar, dachte sich das Mädchen, suchte die Adresse des Verlags heraus, der fast genau denselben Namen wie ein bekanntes großes Verlagshaus trug, und schickte das Manuskript ab. Gar nicht so lange Zeit später bekam sie einen dicken, großen Brief mit der Antwort des Verlages und einen Autorenvertrag!
Wow, ein Autorenvertrag, so schnell! Euphorisch begann sie, die Unterlagen durchzublättern und stieß bald auf etwas, das ihre Freude im Keim ersticken ließ: Der Verlag wollte Geld für die Veröffentlichung, und das nicht zu knapp.
Glücklicherweise schrillten in diesem Moment alle Alarmglocken im Kopf des Mädchens und ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen. Obwohl es sie traurig stimmte, zerriss sie die Unterlagen und warf sie in den Müll.
Dass es sich bei dem sogenannten Verlag um einen Druckkostenzuschussverlag (kurz DKZV) – oder auch Selbstkostenverlag, Selbstzahlerverlag, Zuschussverlag oder Pseudoverlag (mein Favorit) – gehandelt hatte, wurde mir erst später klar. Doch dass da etwas faul war, wusste ich schon damals. Aber warum erzähle ich euch das? Ganz einfach, damit ihr, die ihr vielleicht auch noch jung und unerfahren seid, nicht in dieselbe Falle tappt.
Was ist ein DKZV?
Ein solches Unternehmen, das sich selbst Verlag schimpft, verdient diese Bezeichnung nicht. Denn verlegen kommt von »vorlegen«, das heißt, der Verlag geht in Vorkasse. Bei einem DKZV ist das nicht der Fall. Im Gegensatz zu einem richtigen Verlag wollen diese Unternehmen Geld von dir, dem Autor, um dein Buch zu »verlegen«. Die Kosten gehen beim Lektorat los – falls man das denn als solches bezeichnen kann – und gehen weiter mit den Druckkosten, Marketing und, und, und …
Oft werben diese Pseudoverlage auch noch mit tollen Veröffentlichungsmodellen, bei denen der Autor selbst auswählen kann, wie viel Geld er »ausgeben möchte«. Und das Beste: In den Erfahrungsberichten schwärmen andere Autoren von der tollen Zusammenarbeit mit dem »Verlag« und dass sich die Ausgaben wirklich gelohnt hätten. Die Kosten, die nicht selten in den vier- bis fünfstelligen Bereich gehen, werden einfach heruntergespielt. Und am Ende werdet ihr auch noch gezwungen, die komplette Auflage, also mehrere Hundert Bücher, selbst zu behalten und zu lagern. Wenn es dumm läuft, bleibt ihr auf einem Haufen Papiermüll sitzen.
Ich kann nur sagen: Finger weg von diesen »Verlagen«! Die haben nicht umsonst einen schlechten Ruf. Durch eine Veröffentlichung über so ein Unternehmen macht ihr euch selbst die Reputation als Autor kaputt. Denn kein seriöser Verlag wird dann jemals (noch) mit euch zusammenarbeiten wollen.
Seriöse Verlage suchen keine Autoren!
Seriöse Verlage sind auch in der Regel nicht auf der Suche nach Autoren, es sei denn, der Verlag wurde erst frisch gegründet. Aber selbst dann ist es fraglich, ob sie offensiv »suchen«. Die allermeisten Verlage haben genug Autoren in ihrem Portfolio. Deshalb ist es auch so schwer, dort einen Fuß in die Tür zu kriegen. Da sie in Vorkasse gehen, wenn sie ein Buch herausbringen, gehen sie ein hohes Risiko ein. Da greift man gerne auf Altbewährtes zurück, also Autoren, die in der Vergangenheit bereits erfolgreich Bücher veröffentlicht und die somit Geld eingebracht haben. Neue Autoren haben es da schwer. Da muss das Manuskript schon extrem überzeugen.
Ich kann verstehen, dass man als Neuling nach zig Absagen von Verlagen leicht empfänglich wird für solche Angebote. Dennoch: Lasst es lieber sein. Es gibt andere Möglichkeiten, ein Buch zu veröffentlichen. Self-Publishing – das Herausbringen eines Buches im Selbstverlag oder Eigenverlag – zum Beispiel.
Das Image des Selbstverlages ist in den letzten Jahren immer positiver geworden. Nicht wenige Self-Pubisher haben über diesen Weg sogar inzwischen Verlagsverträge ergattert, denn sie haben bewiesen, dass sich ihre Bücher verkaufen. Natürlich muss man beim Selbstverlag selbst auch in Vorkasse gehen. Denn ein gutes Buch braucht ein Lektorat, Korrektorat, ein Cover, Buchsatz und Werbung. Alles, was man nicht selbst kann, muss man von anderen machen lassen. Und die wollen in der Regel bezahlt werden, wenn es nicht gerade Freunde oder Familie sind, die ihre Dienste gratis zur Verfügung stellen. Trotzdem wird es im Self-Publishing immer noch günstiger als bei der »Zusammenarbeit« mit so einem Pseudoverlag.
In diesem Sinne: Gebt Acht bei der Verlagswahl und lasst euch nicht hinreißen, auch wenn das »Angebot« noch so gut klingt.
Falls ihr selbst auch schon Erfahrung damit gemacht habt, schreibt es mir doch unten in die Kommentare. (Ich werde sie schnellstmöglich freischalten.)
Eure Verena