Vor ein paar Tagen erhielt ich eine E-Mail von meiner Mutter. Das ist nichts Ungewöhnliches, da sie in Deutschland lebt und ich in der Schweiz. Die Mail enthielt ein paar Informationen zu einem Verein, da sie glaubte, es könne mich interessieren, da ich ja »selbst auch schreibe«. Erwartungsvoll öffnete ich den Mail-Anhang und war begeistert. Sofort schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: »Das muss ich teilen!« Und wo geht das besser, als auf meinem Blog? Und deshalb soll es heute um den Verein »Die Wortfinder e.V.« gehen.
Die Wortfinder e.V.
Menschen in besonderen Lebenslagen zu unterstützen und zu fördern, ist eine wichtige Aufgabe, die von unserer Gesellschaft immer häufiger wahrgenommen wird. Und das ist auch gut so. Doch dass das kreative Schreiben und die Literatur sowie die damit zusammenhängende künstlerische Gestaltung dieser besonderen Menschen gefördert wird, davon hatte ich bis dato noch nie gehört. Um so mehr hat es mich als passionierten Schreiberling begeistert, dass der gemeinnützige Verein »Die Wortfinder e.V.« genau dies tut.
Der Verein arbeitet beispielsweise mit Menschen mit geistiger Behinderung, Menschen mit autistischen Störungen, Menschen mit Demenz oder Menschen im Hospiz, mit Jugendlichen in Heimen oder mit obdachlose Menschen. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt aber bei Menschen mit einer so genannten geistigen Behinderung.
Um seine Ziele zu verwirklichen, richtet der Verein Literaturwettbewerbe aus, veranstaltet Lesungen, initiiert Schreibwerkstätten, fördert Publikationen, unterstützt Forschungsprojekte, führt Seminare durch und leistet Öffentlichkeitsarbeit.
Im Laufe der vergangenen drei Jahre führte der Verein für die Zielgruppe der Menschen mit einer geistigen Behinderung einen dreiteiligen Literatur- und Kunstwettbewerb unter dem Thema »Fragen & Antworten« durch. Hierfür konnten zunächst Fragen jedweder Art eingereicht werden. Insgesamt kamen dabei rund 2500 Fragen zusammen, von denen rund 1000 Fragen anschließend in die zweite Runde gingen.
Nun waren Antworten gesucht. Knapp 3000 Texte von mehr als 300 Autoren zwischen acht und 88 Jahren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum wurden eingereicht. Aus diesen Texten suchte eine 20-köpfige Jury diejenigen aus, die in einem Buch veröffentlich werden sollten.
Im dritten Teil des Wettbewerbs konnten sich schließlich KünstlerInnen mit einer geistigen Behinderung um die Illustration der Bücher bewerben. Aus 170 Bewerbungen wurden 20 Künstler aus Deutschland, der Schweiz und Österreich ausgewählt. Sie fertigten mehr als 500 Illustrationen zu den Texten an. Die zahlreichen Beiträge führten schließlich dazu, dass nicht nur ein Buch, sondern eine vierteilige Buchreihe herausgegeben wurde.
Die Bücher heißen:
Buch 1: »Meine Getanken sint wichtik«
Buch 2: »Und die Welt klingt wie Musik«
Buch 3: »Wenn man verliebt ist, wird das Herz ganz rot«
Buch 4: »Warum steht das Reh im Wald?«
Auf der Website des Vereins könnt ihr euch weitere Beispielseiten aus den Büchern anschauen. Es lohnt sich, denn es sind viele, eindrückliche Texte im Verlauf des Wettbewerbs entstanden.
Ein großer Wunsch des Vereins ist es, dass die Texte von einem großen, breiten Publikum wahrgenommen und gelesen werden. Denn eine erfolgreiche Inklusion setzt voraus, dass wir nicht nur den Menschen begegnen, sondern auch ihren Gedanken und Gefühlen.
Damit diese Begegnung bereits frühzeitig stattfinden kann, möchte der Verein die Bücher in die allgemeinbildenden und die inklusiv arbeitenden Schulen bringen. Aus diesem Grund ruft er zu einer Schulbuchspendenaktion auf. Alle Infos dazu findet ihr hier.
Falls ihr das Projekt unterstützen möchtet, freut sich der Verein über eine Spende. Gerne dürft ihr auch diesen Beitrag teilen, damit möglichst viele Menschen von dem Verein und der wichtigen Arbeit, die er leistet, erfahren.
Auch für die nächsten Jahre gibt es bereits Pläne. So plant der Verein eine Wanderausstellung mit ausgewählten Texten und Illustrationen. Zudem soll eine inklusive Schreibwerkstatt für Menschen mit & ohne Behinderung angeboten werden.
Ich finde, das ist eine tolle Sache und bin zutiefst berührt, dass es Menschen gibt, die diese wichtige Arbeit leisten. Chapeau! Denn die »Getanken sint wichtik«.
Eure Verena