Das Weihnachtsfest steht vor der Tür und wir nähern uns mit großen Schritten dem Jahreswechsel. Doch nicht nur die Natur verfällt so langsam in den Winterschlaf, auch wir sollten ein wenig zur Ruhe kommen und neue Kraft für das kommende Jahr sammeln. Um das Schreiben jedoch nicht vollkommen zu vernachlässigen und weiterhin im Schreibfluss zu bleiben, möchte ich euch heute ein Thema näherbringen, das weder Regeln noch Normen kennt und womit ihr euch frei entfalten könnt – das Tagebuch.
Das Führen eines Tagebuches ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Wir geben unsere Geheimnisse, Erfahrungen und Erlebnisse wider, schreiben uns den Frust oder Stress von der Seele und nehmen dabei kein Blatt vor den Mund. Doch es gibt nicht nur die eine Art, ein Tagebuch zu schreiben, auch wenn diese wahrscheinlich am häufigsten genutzt wird. Vielmehr gibt es so viele Arten, wie es Tagebuchschreiber gibt. Einige dieser Arten möchte ich euch hier vorstellen.
Bevor es losgeht: die Vorbereitung
Bevor ihr mit dem Tagebuchschreiben beginnen könnt, solltet ihr euch überlegen, wohinein ihr euer Tagebuch am besten schreibt. Wählt dabei die Variante, mit der ihr euch am wohlsten fühlt. Wer gerne am PC tippt, kann das Tagebuch als Datei führen. Wer es lieber klassisch mag, der sollte Stift und Papier zur Hand nehmen.
Wenn ihr euch für die klassische Variante entscheidet, dann habe ich hier einen besonderen Tipp für euch: Kauft euch ein billiges Notizbuch. Ja, wirklich. Ich weiß, es fällt schwer, sich im Laden für eine günstige und einfache Variante zu entscheiden, wenn in dem Regal wunderschön gestaltete Notizbücher darauf warten, gekauft zu werden. Doch aus persönlicher Erfahrung kann ich euch sagen, dass ihr die Luxusausgabe des Notizbuches nicht mit trivialen Alltagsgeschichten vollschreiben möchtet. Das teure, wunderschöne Notizbuch wird euch eher dazu verleiten, besonders gut schreiben zu wollen – doch das Tagebuch sollte dazu da sein, es hemmungslos vollzuschreiben, ohne auf Regeln zu achten. Rechtschreibfehler und krakelige Handschrift? Kein Problem. Durchgestrichene Sätze? Ebenfalls erlaubt. Schimpftiraden auf den Chef, den Lehrer, die Geschwister oder den nervigen Nachbar? Nur zu! In einem billigen Notizbuch wird es euch leicht fallen, alles frei von der Leber weg aufzuschreiben. Natürlich gebe ich euch hier nur meine eigene Erfahrung wider und es bleibt letztlich euch überlassen, für welches Notizbuch ihr euch entscheidet.
Schreibanlässe und Häufigkeit
Nun kommen wir zum wichtigen Teil: Was schreibt man in ein Tagebuch hinein? Das ist ganz euch überlassen. Wie bereits am Anfang erwähnt, gibt es keine Regeln für das Führen eines Tagebuches. Genauso wenig gibt es eine Vorgabe, wie häufig man Tagebuch schreiben sollte. Viele nutzen es nur gelegentlich, um Frust abzuladen, womit das Tagebuch auch schon eine seiner wichtigsten Funktionen erfüllt hat. Wenn man jedoch als Schriftsteller den Schreibfluss aufrechterhalten und eventuell ein wenig experimentieren möchte, dann ist eine gewisse Regelmäßigkeit wichtig. Die Frequenz reicht hier von täglich bis wöchentlich, sollte jedoch nicht in einen Zwang ausarten.
Auch wenn es keine Regeln für das Tagebuchschreiben gibt, so habt ihr doch verschiedene Möglichkeiten, es für Schreibübungen zu nutzen. Neben dem klassischen Bericht über das, was man erlebt hat, gibt es unzählige Anlässe, etwas aufzuschreiben:
Eine Möglichkeit besteht darin, ein Reisetagebuch zu führen. Hier schreibt ihr einfach alles auf, was ihr während einer Reise erlebt habt. Zusätzlich könnt ihr Fotos, Postkarten, Tickets, Quittungen oder sonstige Erinnerungsstücke dazulegen oder einkleben. So erhaltet ihr eine schöne Erinnerungsmappe. Ihr könnt eine Reise aber auch schriftlich festhalten, indem ihr kurze zusammenhanglose Skizzen verfasst, die eure Beobachtungen und Eindrücke einfangen. Ihr beschreibt dann beispielsweise die schöne Kirche, die ihr euch angesehen habt, den Eindruck, den die anderen Touristen hinterlassen haben oder die Kellnerin, die euch beim Abendessen bedient hat. In wenigen Sätzen eine kurze, individuelle Beobachtung festzuhalten, ist eine gute literarische Übung.
Ein Traumtagebuch zu führen, kann euch dabei helfen, etwas über euch selbst zu erfahren, und gleichzeitig bietet es euch die Möglichkeit, auf faszinierendes Material zu stoßen. Träume halten Figuren, Bilder und Handlungen bereit, die ihr euch so vielleicht nicht hättet ausdenken können. Um die Träume der Nacht aufschreiben zu können, empfiehlt es sich, einen Notizblock und Stift neben dem Bett bereitzulegen, sodass ihr, noch im Bett liegend, alles aufschreiben könnt, was euch in Erinnerung geblieben ist.
Interessant und lehrreich kann es auch sein, ein Projekttagebuch zu führen, also ein Projekt schriftlich festzuhalten und zu begleiten. Themen gibt es hier wie Sand am Meer: von der Schwangerschaft bis hin zum Hausbau ist alles möglich. Ihr notiert dabei die Pläne, haltet den Fortschritt des Projektes fest und könnt frühzeitig gezielt Ideen für die weiteren Schritte erarbeiten. So behaltet ihr nicht nur den Überblick über das Projekt, ihr könnt auch euer eigenes Handeln besser reflektieren und habt am Ende ein Erinnerungsbuch von der Zeit.
Eine weitere Art des Tagebuchschreibens besteht darin, Ideen, Gefühle, Gedanken, Beobachtungen und Erlebnisse festzuhalten, woraus ihr später eure Geschichten entwickeln könnt. Dieses Ideenbuch oder auch Schreibjournal wird dann, so oft es geht, mit Einzelheiten gefüttert. Dabei solltet ihr stets für alle Einfälle und Idee offenbleiben, ohne diese zu bewerten oder sie gleich als unbedeutend oder banal abzutun. Schreibt einfach zwanglos und spontan alles auf, was euch in den Sinn kommt, um Material für eure Texte zu gewinnen. Auch Bilder, Zeichnungen und Ausschnitte aus Zeitungen, Zeitschriften und Prospekten sind es Wert, ins Journal aufgenommen zu werden, denn sie beleben die Fantasie und machen aus dem Journal ein Buch voller Inspirationen und Ideen.
Um in eurem Ideenbuch nicht den Überblick zu verlieren, könnt ihr es in verschiedene Kategorien einteilen. Ein einfaches Notizbuch ist hier wahrscheinlich zu klein. Am besten sind Ringbücher oder Ordner mit Registern geeignet.
Hier einige Schreibanregungen für euer Ideenbuch, die gleichzeitig auch die unterschiedlichen Kategorien benennen:
– einzelne Sätze, Zeilen oder Fragmente aus einem Buch, Gedicht oder Artikel
– Gefühle, Gedanken, Erkenntnisse
– Zitate, Redensarten und Sprüche
– Ideen für Titel, Überschriften
– Traumausschnitte
– Beschreibungen von Erlebnissen, Personen, Orten
– Erinnerungen oder spannende Gespräche
– Eigenschaften, Charakterzüge, Verhaltensweisen, Mimik und Gestik von Personen
– Ideen für zukünftige Schreibprojekte
Diese Liste könnt ihr selbstverständlich beliebig erweitern.
Ich hoffe, ich konnte euch einige Anregungen geben, wie ihr auch in der Weihnachtszeit, im Urlaub oder während eines anstrengenden Projektes im Schreibfluss bleiben könnt. Eurer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Zudem kann es sehr befreiend sein, einfach alles aufzuschreiben, ohne dabei auf Regeln achten zu müssen.
Nun wünsche ich euch eine besinnliche Weihnachtszeit und einen gesunden Rutsch ins Jahr 2016!
Eure Verena